Berliner Wirtschaft 1/2019

41 berliner wirtschaft 01 / 2019 branchen / BBWA er berühmteste Hund nach Lai- ka und Lassy dürfte Nipper sein: Den Namen kennt man nicht, aberwie der Terrier aufmerksam am Schalltrichter des Grammophons der „Stimme seines Herrn“ lauscht, ist zu ei- ner Ikone der Markenwelt geworden. Die englische Gramophone Company führte dieses Markenzeichen seit 1899. Siewurde von Emil Berliner gegründet, dem „Vater“ der Schallplatte und des Grammophons. Dem englischen Unternehmen folgte am 6. Dezember 1898 der deutsche Ableger: die „Deutsche Grammophon AG“ mit Sitz in Hannover. Hier produzierte Berliner nach seinem Patent. Das Thema Tonaufzeichnung und -wiedergabe beschäftigte parallel die be- gabtesten Geister. Der Altmeister der Er- findungskunst, Thomas Edison, setzte auf eineWalzentechnik, aber dieWalzen ver- schlissen schnell undwaren teure Einzel- stücke. Nach Berliners Ideewurden Rillen in eine Scheibe spiralförmig eingekratzt, konserviert durch Schellack. Die Schall- platte war leicht in großen Stückzahlen herstellbar. Rasch kamen mit der Kon- kurrenz Verbesserungen auf: Das Berliner Unternehmen Carl Lindström etwa ent- wickelte Plattenmit 25-30 cmDurchmes- ser und vor allem die Seite B. Den Schel- lack lösten erst Vinylchlorid und Vinyl- acetat ab – das Vinyl. Stars wie die Sänger Caruso und Schaljapin machten die Schallplatte zu einem Begriff. Ab 1910 begann die Deut- sche Grammophon (DG) eigene Orches- teraufnahmen. Mit der Aufnahme der 5. Symphonie von Beethoven mit den Ber- liner Philharmonikern unterstützten nun auch herausragende Dirigenten wie Wil- helmFurtwängler und später Herbert von Karajan die Marke. 1918 als englisches Un- ternehmen enteignet, ging die DG an die Polyphon Musikwerke AG. Es begannen Der Erfinder der Rillen Emil Berliner gründete 1889 den Ableger der englischen Gramophone Company in Hannover – in Berlin ging die Schallplatte in die Massenproduktion von Prof. Dr. Klaus Dettmer (BBWA) die Berliner Jahre in der Markgrafenstra- ße. 76. Die DG eröffnete ein Studio in der Alten Jakobstraße 32 für das Radio als bes- tem Kunden der Plattenindustrie. Generaldirektor Bruno Borchardt und Prokurist Fritz Schönheimer emigrierten als verfolgte Juden schon imApril 1933, die DG wurde „arisiert“ und zog in die Ring- bahnstraße 63, wo seit 1934 Propaganda- schallplatten für das Reichspropaganda- ministerium entstanden. Diese wurden nicht zuletzt bei den populären Wunsch- konzerten für die Wehrmacht eingesetzt. Der Firmensitz erlitt starke Kriegs- schäden, nicht dagegen die Produktions- anlagen. Langsamstieg die DGwieder zum Branchenführer auf und wurde 1972 zur PolyGram. Bis zu ihrerAblösung durch die CD um 1983 stand der Schallplatte noch ei- ne erfolgreiche Dekade bevor. FOTOS: BBWA Ein Gerät, das Musik vielen Menschen ins Wohnzimmer brachte: das Grammophon Für Interessierte Die Bestände des Berlin-Branden- burgischen Wirt- schaftsarchivs (BBWA) können eingesehen werden. Kontakt und Informationen: bb-wa.de Emil Berliner: Gründer der Deutschen Grammophon AG D

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