Berliner Wirtschaft Juli/August 2021

Bezirksstadträte und -rätinnen durch die Mehr- heit in der Bezirksverordnetenversammlung.“ Um in den nächsten Jahren Zehntausende Stel- len in der Verwaltung neu oder nachbesetzen zu können, müsse, so Grünen-Spitzenkandida- tin Bettina Jarasch, die Personalentwicklung im Senat deutlich aufgewertet werden – und zwar mit einem Staatssekretariat für Personal. Bildung und Ausbildung Nach dem Corona-Schock auf den Arbeitsmarkt wird die Wirtschaft wieder wachsenden Fach- kräftebedarf haben. Im Vergleich mit anderen Bundesländern hat Berlin einen enormen Hand- lungsbedarf in der schulischen Bildung. Vor allem der mathematische, sprachliche und digitale Kompetenzerwerb müsse in den Schulen sicher- gestellt werden, heißt es im IHK-Wahlprüfstein. Damit die Fachkräftesicherung gelingt, müssten Schüler im letzten Schuljahr von Berufsbera- tern der Berufs- und Studienorientierungsteams intensiv gecoacht werden. Während Integrierte Sekundarschulen eine solche Berufsorientie- rung ab der 7. Jahrgangsstufe vorsehen, gibt es an Gymnasien trotz steigender Schülerzahlen kein vergleichbares Schulfach. Deshalb sollte hier der Ergänzungskurs „Studium und Beruf“ flächen- deckend angeboten werden. Zudem müssen die berufliche Ausbildung attraktiver und berufliche und akademische Bildung gleichwertig behan- delt werden – beispielsweise durch die Schaffung von Azubi-Wohnraum und -Vergünstigungen. Die Zuständigkeiten in der beruflichen Bildung sollten in einer Senatsverwaltung gebündelt und ein Institut für Berufliche Bildung wie in Ham- burg geschaffen werden. Und die Berufsschu- len müssten zu attraktiven und leistungsstarken Lernorten gemacht und die Oberstufenzentren zu Kompetenzzentren entwickelt werden. „In vielen technischen Berufen sind die Betriebe in der Berufsausbildung darauf ange- wiesen, dass die Jugendlichen mit den entspre- chenden Grundlagenkenntnissen und Kom- petenzen aus den Schulen kommen, was sehr oft nicht der Fall ist“, weiß Gerd Woweries, Geschäftsführer des ABB Ausbildungszent- rum Berlin. „Grundvoraussetzung für eine gute Schulqualität sind in erster Linie gute Lehrer- kräfte – Berlin muss Bedingungen schaffen, dass gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr aus finanziellen Gründen die Stadt ver- lassen.“ Die Zahl der Jugendlichen, die in Berlin eine duale Berufsausbildung absolvieren, sei seit vielen Jahren rückläufig, weil das Abitur nach und nach zum dominierenden Schulabschluss werde. „Aber gerade diese Fachkräfte werden in den Unternehmen dringend benötigt.“ In den Gymnasien sollte die Schülerschaft nicht nur auf ein Studium vorbereitet werden, sondern auch auf attraktive duale Ausbildungen. SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey findet, dass gerade die berufliche Bildung für den Wirtschaftsstandort Berlin unverzichtbar ist. „Deshalb wollen wir die Berufsbildung für junge Leute in Berlin attraktiver machen, denn sie ist kein Berufsweg zweiter Wahl.“ Aber klar sei auch: „Wir müssen Auszubildenden in Ber- lin die bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine gute und erfolgreiche Ausbildung bie- ten, zum Beispiel mit gut ausgestatteten Berufs- schulen und bezahlbaremWohnraum.“ Das von der SPD gestartete Neubauprogramm für Studie- rende und Auszubildende möchte sie zügig vor- antreiben und die Zahl der neuen Wohnheime wesentlich erhöhen. Bettina Jarasch von den Tino Richter Geschäftsführer ORES Verwaltungs­ gesellschaft mbH Der Unternehmer, dessen Holding Dienstleistungsan- gebote im Transport- und Logistiksektor bündelt, ist Mitglied im IHK-Branchen- ausschuss Verkehr. Dort verfolgt Richter unter anderem das Langzeitprojekt Tangentialverbin- dung Ost. FOTO: CHRISTIAN KIELMANN 24 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 07-08 | 2021 »

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