Berliner Wirtschaft 6/2018
UNTERNEHMEN & MÄRKTE 55 BERLINER WIRTSCHAFT 06/18 talen Triebfedern, die als Antreiber im Wettbewerb in der Privatwirtschaft wir- ken, finden sich in der öffentlichen Ver- waltung nicht. Das Bezirksamt muss über Social Media nicht um neue Kun- den buhlen oder die Elterngeldstelle mit einemOnline-Formular ein neues inno- vatives Produkt anbieten, um sich von Wettbewerbern abzuheben. Der Kunde ist immer da und kann nicht ausweichen. Digitale Innovationen können daher nur vom Dienstherrn, also der Berliner Lan- despolitik angeschoben werden. Kompetenzen dringend benötigt Das Bewusstsein für den hohen Innovati- onsbedarf ist vorhanden. In der IHK-Um- frage zur Digitalisierung der Arbeitswelt zeigt sich die „Branche“ des öffentlichen Dienstes selbstkritisch. Knapp 60 Pro- zent der Antwortgeber aus der Verwal- tung geben an, dass ihnen das notwen- dige digitale Know-how für Verände- rungen fehle. 65 Prozent der Befragten behaupten, dass die Unternehmenskul- tur nicht mit den gesellschaftlichen Ver- änderungen Schritt halte. Beides sind Rekordwerte im Branchen- vergleich. Auch deswegenwill die öffent- liche Hand – mehr als andere Branchen – in Zukunft wohl stärker auf Weiter- bildung (71 Prozent) und externe Bera- tung (36 Prozent) setzen. Mit Blick auf die erwartete Kompetenzverschiebung ihrer Mitarbeiter ist das Ergebnis eben- falls ein eindeutiger Spitzenwert: 96 Pro- zent betonen die hohe Bedeutung digita- ler Kompetenzen für die Zukunft. Arbeitsumfeld mit guten Perspektiven Der Grund für die eher schleppende Di- gitalisierung im öffentlichen Dienst ist sicherlich auch der hohe Anspruch an den Datenschutz im Umgang mit sen- siblen Bürgerdaten. Die Datenübertra- gung und -speicherung muss sicher und die persönliche Beratung in sensiblen Fällen trotzdem möglich sein. Wenn hierfür Lösungen gefun- den sind, könnte die Berliner Verwal- tung dann sogar zu einem der attrak- tivsten Arbeitgeber der Stadt werden. Denn befreit vom zermürbenden Stan- dard-Geschäft bietet die Digitalisie- rung der Arbeitswelt alle Vorzüge, die vergleichbare Angestellte der informa- tions- und wissensbasierten Dienstleis- tungen auch in der Privatwirtschaft ge- nießen. Selbstbestimmtes orts- und zeit- flexibles Arbeiten wären damit auch für die Mitarbeiter des Bürgeramtes der Zu- kunft möglich. So attraktiv die Haupt- stadt für Berliner und Zuzügler ist (Bild linke Seite): Behördengänge machen wenig Freude. Ob im Bürgeramt im Rathaus Tiergarten (rechte Seite, l.), in der Kfz- Zulassungsstelle (r.) oder im Bürgeramt Neukölln, überall heißt es: warten. Die Digitalisierung soll hier Abhilfe schaffen 65% meinen, dass es ihnen an digitalem Know-how fehlt. 36% würden gern auf externe Beratungen zurückgreifen. 71% der Befragten halten Weiterbildung für nötig. Mehr zum Thema Weitere IHK-Studienergebnisse, u.a. zur Branche öffentlicher Dienst, unter: www.ihk-berlin.de/dda INFO Anforderungen an den öffentlichen Dienst In der IHK-Studie wurde die Branche zu den ThemenWeiterbildung, Know-how und externe Beratungen gefragt FOTOS: PA/BILDAGENTUR-ONLINE/SCHOENING (2), PA/DPA
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