Berliner Wirtschaft 6/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 06/18 18 TITELTHEMA an touristischenAttraktionenwie demWachsfigu- renkabinett Madame Tussauds“, sagt Direktor Rü- ckel, der zuvor das DDR Museum Berlin im Dom- Aquarée geleitet hatte, „aber für ein Museum war er deutlich zu hoch.“ Als der Einlass um ein Drit- tel gesenkt wurde, seien sofort mehr Besucher ge- kommen. „77 Prozent davon waren im vergange- nen Jahr Touristen, die Hälfte aus demAusland, die andere Hälfte aus Deutschland“, sagt Rückel. „In al- len Museen, die im Zentrum liegen, machen Tou- risten den höchsten Anteil der Besucher aus.“ Im kommenden Jahr will er in seinem Spio- nagemuseum mit einer Gesamtfläche von 3.000 Quadratmetern, 350 ausgestellten Exponaten, ei- nem Laser-Parcours und mehr als 200 Monitoren, Touchscreens und Projektionen den millionsten Besucher begrüßen. „Das Touristenziel Berlin lockt nicht nur mit Kunst und Kultur, sondern auch mit seiner politischenVergangenheit“, weiß Robert Rü- ckel, „nicht umsonst sind Gedenkstätten wie die Topographie des Terrors oder das Mauermuse- um im Haus am Checkpoint Charlie Publikums- magnete.“ Am Checkpoint Charlie will der Ber- liner Senat zudem ein Museum des Kalten Krie- ges einrichten. „Das lässt sich nur schwer mit dem neuen Tourismuskonzept vereinbaren, dass doch die Touristenströme in die Außenbezirke lenken will, wo es in Karlshorst zum Beispiel schon das Deutsch-RussischeMuseumgibt“, kritisiert Rückel, der Mitglied der IHK-Vollversammlung ist. Auch die Exponate der Dahlemer Museen, die im neuen Stadtschloss unterkommen sollen, oder das Alliier- ten-Museumkämen demnächst in die Innenstadt. Mehr als die Hälfte ausländische Kunden In der City West, am Kurfürstendamm, verkauft Ronald Sedlatzek in der Flagship-Boutique des Genfer Uhren- und Schmuckherstellers Cho- pard Preziosen und Accessoires. „Der Anteil aus- ländischer Kunden macht mehr als die Hälfte aus, wobei Kunden aus China, den ehemaligen Sow- jetrepubliken – darunter die meisten aus Russ- land – und den Arabischen Emiraten am stärks- ten vertreten sind.“ Im vergangenen Jahr lag der Tax-Free-Umsatz bei etwa 50 Prozent des Ge- samtumsatzes der Boutique. Exklusive Sonder- öffnungen seien möglich. „Das läuft dann so ab, dass wir durch einen Anruf aus einer Botschaft si- gnalisiert bekommen, dass eine exponierte Per- sönlichkeit aus dem betreffenden Land gern au- ßerhalb unserer Geschäftszeiten einkaufen wür- de, wenn das Geschäft nicht von anderen Kunden frequentiert wird.“ Auch bei seinen Mitbewerbern sei das gängige Praxis. Juwelier Sedlatzek, der bis 2004 Juniorchef im Laden seines Vaters Axel Sedlatzek war, sagt, dass er Ende der neunziger Jahre noch kaum chinesi- sche Kunden bedient habe, von denen es nun im- mer mehr gebe. „Heute wird das Geschäft der so- genannten Mono Brands, zu denen wir als Cho- pard auch gehören, immer stärker von Touristen abhängig.“ Deshalb arbeiten in der Boutique vier Fachkräfte, die Chinesisch, Russisch, Spanisch und Deutsch sprechen. Weil der Großflughafen BER immer noch nicht in Betrieb ist, muss Sedlat- zek per anno auf einen Umsatz von etwa 150.000 Euro verzichten. „Wenn Chinesen in Frankfurt zwischenlanden, gehen sie gleich dort auf Shop- ping-Tour – dann haben sie das schon mal ab- gehakt.“ Der Boutique-Manager schätzt, dass dem Berliner Einzelhandel durch die mangelnde inter- nationale Anbindung Einnahmen von jährlich 50 bis 60 Mio. Euro entgehen. Berlin Event Olaf Marsson, geschäftsführender Gesellschafter Die Agentur organi- siert 130 bis 150 Veranstaltungen pro Jahr – meist in der Größenordnung zwischen 100 und 500 Teilnehmern. 165 der 180 Mitarbeiter sind im Service tätig. Dazu kommen Dienst- leister von Catering bis Dekoration. FOTO: CHRISTIAN KIELMANN

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