Berliner Wirtschaft 6/2018
TITELTHEMA 15 BERLINER WIRTSCHAFT 06/18 Kieze außerhalb der touristischen Hotspots – und da sei ein vernünftiges Leitsystem sinnvoll. Die über 40 ordentlichen Intoura-Mitgliedsunter- nehmen, darunter Stadtrundfahrt-Unternehmen, Reedereien oder Show- und Kulturveranstalter, empfangen jährlich mehr als 45 Millionen Gäste – davon fast 40 Prozent aus demAusland. Keine andere Metropole sei momentan schlechter erreichbar als Berlin, und das niedrige Preisniveau in der Stadt habe bei den Mitglieds- unternehmen zu stagnierenden Umsätzen oder sogar Rückgängen um bis zu 25 Prozent geführt. „Das ist natürlich extrem schmerzhaft, wenn man das mit London oder Paris vergleicht.“ Deshalb ist für Frobel nicht nachvollziehbar, dass nun beim Mengenwachstumauf die Bremse getretenwerden soll: „Es wird immer auf den Overtourism in Bar- celona oderAmsterdamverwiesen – aber es gibt ja auch Städte wie London oder NewYork, wo es su- per läuft.“ In London kämen doppelt so viele Tou- risten auf einen Einwohner wie in Berlin-Mitte. » Deutsches Spionage- museum Robert Rückel, Direktor 2015 als „Spy Museum“ eröffnet, wurde die Einrichtung am Pariser Platz um- firmiert und stärker als Museum etabliert – auch bei den Eintritts- preisen. Fast drei Vier- tel der Besucher sind Touristen, die Hälfte aus dem Ausland. da. Die Zukunft für Wachstum und eine Weiter- entwicklung Berlins liegen aber auch im Inter- kontinental-Bereich, und da ist Berlin aufgrund mangelnder Flugverbindungen noch stark unter- belichtet. Von dort kommen trotzdem sehr vie- le Besucher in die Stadt – aus Asien, aus Arabi- en, aus den USA. Das Interesse ist da, wir müssen es den Menschen nur leichter machen, zu uns zu kommen. Dafür wird der BER da sein, wann im- mer er eröffnet wird. Gerade hat VisitBerlin auf dem 11. Arab-German- Health Forumwieder um arabische Patienten gewor- ben. Welche Rolle spielt der Medizintourismus für die Stadt?Wie viele Gesundheitstouristen gibt es? Genaue Zahlen sind schwer zu eruieren. Im Ver- gleich zu anderen Besuchergruppen ist das aber ein verschwindend kleiner Anteil. Trotzdem: In der Wertschöpfung und in der Bedeutung für Berlin ist Medizintourismus sehr wichtig. Auch in China, wo ich gerade war, gibt es einen gro- ßenMarkt für Medizintourismus. Unsere Kliniken können damit Geld verdienen, was sie wiederum für dieVersorgung der Berliner reinvestieren. Und meistens kommen diese Menschenmit Angehöri- gen, die teilweise sehr lange in der Stadt bleiben. 2017 nahmen zusätzlich 11,7 Millionen Menschen an 140.200 Tagungen und Kongressen teil. Woher kom- men diese Besucher, und was lassen sie in der Stadt? 80 Prozent kommen aus Deutschland, 20 Prozent aus demAusland –wir arbeiten daran, den inter- nationalen Anteil noch zu erhöhen. Fast ein Vier- tel aller Übernachtungen in Berlin geht inzwi- schen auf das Konto von Kongressen und Mes- sen. Diese Besucher lassenwesentlich mehr Geld in der Stadt als normale Touristen, die viel preis- sensibler sind. Das ist für uns ein Qualitätstouris- mus wie der Gesundheitstourismus – und darum bemühen wir uns besonders. Muss dafür nicht das Image Berlins aufpoliertwerden? Wenn ich mir das internationale Image unserer Stadt anschaue, kann ich nur sagen: Berlin fortu- natus – glückliches Berlin. ImApril hatte die ein- flussreiche britischeWochenzeitung „Economist“ das Brandenburger Tor mit einem grünenAmpel- männchen auf demTitel, undwenn Sie lesen, was „Times“, „Financial Times“ oder „NewYorkTimes“ schreiben, werden wir weltweit als hochinteres- sante, entspannte und beispielgebende Großstadt gesehen. Das heißt allerdings nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen können. ‹ AFK FOTO: CHRISTIAN KIELMANN
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