Berliner Wirtschaft 6/2018
BERLINER WIRTSCHAFT 06/18 12 TITELTHEMA D er Potsdamer Platz war bis zum Fall der Mauer eine riesige innerstädti- sche Brache zwischenWest und Ost. Im Jahr 1996, als für den neuen Platz Richtfest gefeiert wurde, besuchten das wieder- vereinigte Berlinmehr als 3,27 MillionenTouristen, die fast 7,52 Millionen Übernachtungen buchten. Inzwischen haben sich die Zahlen vervierfacht: 2017wurden knapp 13 Millionen Gäste registriert – bei mehr als 31,15 Millionen Übernachtungen. Auch der internationale Tourismus hat zugelegt: Kamen 1996 noch 24,6 Prozent der Besucher aus demAus- land, waren es 2017 bereits 39,4 Prozent. Mit einem jährlichen Bruttoumsatz von 11,5 Mrd. Euro und 230.000 Vollzeitarbeitsplätzen ist der Tourismus zu einem der wichtigsten Wirt- schaftsfaktoren geworden. Nicht nur Beherber- gungsbetriebe und Gastronomie profitieren davon, sondern auch Einzelhandel, Freizeitanbieter oder Kultureinrichtungen sowie die öffentlichen Haus- halte, die jährlich rund eine Mrd. Euro an Steuern für Bund und Land einnehmen. „Die touristischen Anbieter schaffen nicht nur wichtige Wertschöp- fung und Beschäftigung, sondern tragen ganz ent- scheidend zum internationalen Flair Berlins und damit zur Anziehungskraft Berlins auf Unterneh- men und Fachkräfte aller Branchen bei“, sagt Jo- chen Brückmann, Bereichsleiter Stadtentwicklung und Internationale Märkte bei der IHK Berlin. FOTO: CHARLES YUNCK Allerdings gab es im vergangenen Jahr nur noch moderate Zuwächse: Die Zahl der Berlin-Besucher stieg imVergleich zu 2016 um 1,8 Prozent, die Zahl der Übernachtungen um 0,3 Prozent – das sind die geringsten Raten seit 15 Jahren. Von den über 5,1 Millionen ausländischenTouristen (plus 1,2 Pro- zent) kamen fast 3,6 Millionen aus europäischen Ländern (minus 1,0 Prozent), die meisten davon, mehr als 623.000, aus Großbritannien, über 691.000 aus Nord- und Südamerika (plus 11,7 Prozent) und fast 504.000 aus Asien (plus 4,6 Prozent). Burkhard Kieker, Chef der offiziellen Vermarktungsorgani- sation VisitBerlin, sieht weiterhin Wachstumspo- tenzial vor allem im Inland, weil 36 Prozent aller Deutschen noch nie in Berlin gewesen seien, aber auch im Interkontinental-Bereich – aber da sei Berlin „aufgrund mangelnder Flugverbindungen noch stark unterbelichtet“ (siehe Interview S. 14). Stadtverträgliches Tourismuskonzept Ein neues „Tourismuskonzept 2018+“, vorgelegt von der Senatsverwaltung fürWirtschaft undVisitBer- lin, setzt nun auf Stadtverträglichkeit – und nicht mehr auf ein möglichst hohes Mengenwachstum. „Berlin zieht nicht nur immer mehr Besucherin- nen und Besucher an, auch immermehr Menschen verlegen ihren Wohnsitz permanent in die Stadt“, heißt es da. Deshalb kollidierten die Anforderun- gen an diewachsende Stadt teilweise mit den stei- Intoura Hendrik Frobel, erster Vorsitzender Der Interessenverband setzt sich aus Anbie- tern touristischer Attraktionen in Ber- lin zusammen. Zu den über 40 ordentlichen Mitgliedern zählen Stadtrundfahrt-Unter- nehmen, Reedereien sowie Show- und Kulturveranstalter.
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