Noch gut kann sich Wolf Uwe Rilke erinnern, wie er 1985 zum Studium nach Berlin kam. Die Internationale Bauausstellung (IBA) startete gerade in ihr zweites von drei Jahren. „Es hat mich ungeheuer beeindruckt, welche neuen Ideen und Akzente für die geteilte Stadt entstanden sind, nicht nur für den Wohnungsbau, auch für den Erhalt des Stadtbildes.“ Von den damals gebauten und sanierten Projekten wie das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Stadtvillen oder Energiesparhäusern am Landwehrkanal lebe die Stadt heute noch, so Rilke. Entsprechend positiv blickt der Stadtplaner auf Berlins Pläne, 2034 erneut eine IBA, aber auch 2035 die Expo und 2036, 2040 oder 2044 Olympische Spiele auszurichten. „Aktuell fehlen mir ikonische Visionen für die Stadt“, sagt Rilke, der auch das WerkStadtForum leitet. Die Initiative zur nachhaltigen und lebenswerten Entwicklung der City West in Berlin thematisiert die Stadtplanung und -entwicklung und bringt dazu verschiedene Akteure aus Politik, Verwaltung, Stadtgesellschaft und Fachleute zusammen. Zentrales Ziel ist es, die City West sozial ausgewogen, ökologisch nachhaltig und kulturell lebendig zu gestalten. „Es ist doch beschämend, wie dreckig und öde sich der öffentliche Raum an manchen Orten in Berlin präsentiert, etwa am Breitscheid- und Hardenbergplatz“, findet Rilke, der als Stadtplaner für Cesa Investment GmbH & Co. KG arbeitet, die Immobilien entwickelt, baut und vertreibt. Schlafende Riesen wie das Europa Center müssten geweckt werden. Infrastruktur, Wohnungsbau, Sportstätten, aber auch das Lebensgefühl in der Stadt könnten erheblich von den internationalen Events profitieren. Rilkes Wunsch: „Es müssten Architekten aus der ganzen Welt eingeladen werden, um das Stadtbild zu verbessern.“ Gute Rahmenbedingungen haben Berlin und der Bund immerhin schon geschaffen. Mit dem Ende 2024 in Kraft getretenen „Schneller- Bauen-Gesetz“ legte die Senatsverwaltung den Grundstein für beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren für Bauvorhaben. Anfang Oktober 2025 zog der Bund mit dem „Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung“ (Bau-Turbo) nach. Wichtig sei es jetzt, die Zivilgesellschaft zu begeistern. Denn bei jedem größeren Bauvorhaben und Event wie Olympia entsteht sofort ein größerer Diskurs. Rilke: „Man muss die Bevölkerung rechtzeitig etwa über Bürgerbeteiligungen mitnehmen, um für Akzeptanz zu werben.“ ■ Wolf Uwe Rilke ist Stadtplaner bei der Cesa Investment GmbH & Co. KG Gut vernetzt Der Stadtplaner auf LinkedIn unter dem QR-Code: Beim Immobilienentwickler Cesa Investment sieht man für den Wohnungsbau verbesserte Rahmenbedingungen. Von internationalen Events könnte die ganze Stadt profitieren Schlafende Riesen wecken Wolf Uwe Rilke Mir fehlen ikonische Visionen für die Stadt. Es müssen Architekten aus aller Welt eingeladen werden, um das Stadt- bild zu verbessern. FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN FOKUS | Stadtentwicklung | 22 Berliner Wirtschaft 12 | 2025
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