Berliner Wirtschaft Dezember 2025

Mehr Mut zur Lösung ist der Hebel Die Voraussetzungen sind gut, aber das Mindset und mit ihm die Abläufe müssen optimiert werden, wenn Berlin zur führenden Gesundheitsmetropole 2030 werden soll F orschung muss schnell bei Patientinnen und Patienten ankommen. Berlin bringt dafür beste Voraussetzungen mit: Spitzenforschung, starke Kliniken, lebendige Start-up-Szenen und global vernetzte Unternehmen. In der Metropolregion sind 21.400 Gesundheitsunternehmen aktiv, sie erwirtschaften jährlich etwa 20,1 Mrd. Euro und beschäftigen 354.000 Menschen. Jetzt gilt es, diesen Vorsprung systematisch zu nutzen. Damit Entdeckungen zügig den Markt erreichen, brauchen wir schlanke Abläufe: standardisierte Lizenzprozesse zwischen Hochschulen, Kliniken und Unternehmen, transparente Vergütungsmodelle und hochschulnahe Venture-Capital-Strukturen. Dafür braucht Europa Kapitalmarktstrukturen wie die Nasdaq in den USA. Gleich wichtig ist der professionelle Umgang mit Daten. Gute Medizin braucht sichere, verlässliche und interoperable Informationen. Robuste Patientendatenplattformen und Digitalbudgets in Krankenhäusern schaffen die Basis für KI-gestützte Diagnostik. Von Entscheidungsunterstützung, Bildauswertung und Prozessautomation bis zur Arzneimittelsicherheit – KI kann den Alltag unserer Experten unterstützen. Für regulierte Felder wie klinische Studien oder Zell-/Gentherapien sollten zentrale Genehmigungen gebündelt werden. Digitale Verfahren, „once only“ bei Dateneingaben und Erprobungsräume mit Sonderregeln machen Tests und Abläufe einfacher. Weniger Absicherungsmentalität, mehr Mut zur Lösung ist der Hebel. Es darf nicht relevant sein, ob das Gesundheitsunternehmen aus Berlin oder Baden-Württemberg agiert – besonders beim Datenschutz bedarf es Einheitlichkeit. Innovation passiert dort, wo man ausprobieren darf. Der Kernbereich der Krankenhausinfrastruktur muss innovationsfähig ausgestattet sein: Reallabore, Prüfstände, Simulationsumgebungen. Wir sollten Deeptech für Gesundheitsinnovationen stärken, Transfervereinbarungen standardisieren und Campus-Inkubatoren durch mietrechtliche Anreize fördern. Dazu muss Öffentlich und Privat an einen Tisch in Form von Public-Private-Partnerships (PPP). Politik und Verwaltung sollten Innovationskultur sichtbar bekennen, partnerschaftlich Verantwortung übernehmen und so Kapital, Talente und Unternehmen anziehen. Das entstehende Berliner Gen- und Zelltherapiezentrum von Charité (Land Berlin) und einem Pharmakonzern kann als PPP-Vorbild dienen. Am Ende entscheiden Vertrauen, Transparenz und Ermöglichungsmindset. Berlin hat Dichte, Vielfalt und internationale Ausstrahlung. Jetzt braucht es Tempo und Verlässlichkeit, damit unsere Stadt zu der europäischen Gesundheitsmetropole wird. ■ Meinung In der Kolumne „Auf den Punkt“ positionieren sich im monatlichen Wechsel Mitglieder des Präsidiums zu wirtschaftspolitischen Fragestellungen aus ihrer persönlichen Sicht. präsidiumsmitglieder beziehen stellung Kathrin Klär-Arlt ist Geschäftsführerin der Pfizer Pharma GmbH und Präsidiumsmitglied der IHK Berlin FOTO: IHK BERLIN/AMIN AKHTAR Auf den Punkt | 15 Berliner Wirtschaft 12 | 2025

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