Berliner Wirtschaft Dezember 2025

Fachkräfte IHK Berlin will Wege zu internationalen Talenten frei machen Seite 44 Service Rechtsänderungen zum Jahreswechsel im Überblick Seite 56 Stadt von Welt Was Berlin im Wettbewerb der Metropolen nach vorne bringt: Hohe Häuser und große Ereignisse, sagt Architekt Christoph Langhof im Interview Seite 26 Fokus Seite 16, Kommentar des IHK-Präsidenten Seite 24 Ausbildung Nein zur Abgabe! Wirtschaft warnt vor mehr Bürokratie und hohen Belastungen Seite 10 Mehr in der BW Online Das Magazin der Industrie- und Handelskammer zu Berlin 12/2025 ihk.de/berlin

Passgenaue Unterstützung für Berliner Unternehmen Fachkräfte gewinnen Ihre Partner für Ausbildung & Weiterbildung Kontakt Kompetent. Persönlich. Nah an den Unternehmen. Wie wir unterstützen: A nden & binden fi uszubildende - Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bew fi erbern sowie bei der Quali zierung im Betrieb Fördermöglichkeiten nutzen - Beratung zu Programmen und nanziellen Hilfen fi Individuelle Beratung - Persönliche Ansprechpartner f fi ür alle Fragen rund um Ausbildung und Quali zierung Passgenaue Unterstützung für Berliner Unternehmen Fachkräfte gewinnen Ihre Partner für Ausbildung & Fachkräfte Kontakt "Wir bringen Unternehmen und Nachwuchskräfte zusammen - individuell, passgenau, zukunftsorientiert." Christoph Möller, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Berlin Nord Wie wir unterstützen: Azubis nden & binden - Unterstützung bei der Suche fi nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern Fördermöglichkeiten nutzen - Beratung zu Programmen und nanziellen Hilfen fi Individuelle Beratung - Persönliche Ansprechpartner f fi ür alle Fragen rund um Ausbildung und Quali zierung

Sebastian Stietzel ist Präsident der IHK Berlin und Geschäftsführer der Marktflagge GmbH, Management & Investments Rechtzeitig vor dem Jahreswechsel wagen wir als Berliner Wirtschaft nicht nur den Blick ins neue Jahr, sondern in eine ganze Dekade. Die Berliner Zukunftsdekade 2034 bis 2044 verknüpft zentrale Großprojekte – von der IBA 2034–2037 über die Expo 2035, die 800-Jahr-Feier 2037 bis hin zu den Olympischen und Paralympischen Spielen 2040 beziehungsweise 2044 – zu einem integrierten Investitions- und Innovationszyklus. Zu dieser historischen Chance, die vor uns liegt, haben sich Berliner Kammern und Verbände gemeinsam bekannt. Wir brauchen jetzt einen strategisch abgestimmten Masterplan zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Welches Potenzial in der Zukunft unserer Stadt liegt, lesen Sie in dieser Ausgabe (Fokus S. 16, Kommentar S. 24). Im kommenden Jahr werden wir Berlin als wachsende Weltmetropole in den Fokus stellen. Schon heute die herzliche Einladung zum Stadtentwicklungskongress am 28. Januar. Auch das Festival der Berliner Wirtschaft am 24. Juni zum Thema Fach- und Arbeitskräfte sowie das Zukunftsforum Weltmetropole Berlin am 2. September 2026 werden internationale Best Practices in den Fokus stellen – unbedingt vormerken! Ich wünsche Ihnen eine zuversichtliche Adventszeit! Ihr Ausbildungsplatzabgabe Bei der Anhörung zur Ausbildungsplatzabgabe im Berliner Abgeordnetenhaus machte die Wirtschaft der Hauptstadt erneut deutlich, dass die geplante Abgabe eine unverhältnismäßige Belastung für die Unternehmen wäre, ohne der Ausbildung in irgendeiner Weise zu nutzen. Seite 10 Zukunftsdekade für die Weltmetropole berliner-wirtschaft.de Mehr Business-News und Storys aus den Unternehmen der Hauptstadt, dazu Zahlen, Fakten und Meinungen bietet der Online-Auftritt der „Berliner Wirtschaft“: ZEICHNUNG: ANDRÉ GOTTSCHALK; TITEL: AMIN AKHTAR Berliner Wirtschaft 12 | 2025 Editorial | 03

AGENDA 10 Ausbildungsplatzabgabe IHK warnt bei Anhörung im Abgeordnetenhaus vor den Folgen der Maßnahme 12 New Work Im Ludwig Erhard Haus wurden neue Räume für Innovative eröffnet 14 Außenwirtschaft Bei der Konferenz im Ludwig Erhard Haus ging es um Resilienz und Zukunftsmärkte 15 Kolumne Der Gesundheitsstandort Berlin braucht mehr Mut zur Lösung, sagt Kathrin Klär-Arlt FOKUS 16 Stadtentwicklung IBA, Expo, Olympia: Berlin hat die Chance, in einer Dekade nachhaltige Impulse zu setzen 20 Unternehmenspraxis Perspektiven: Olympiastadion Berlin, Cesa Investment und Berliner Sparkasse 24 Kommentar Sebastian Stietzel über den Wert von Großveranstaltungen für die Hauptstadt 26 Interview Berlin muss auch etwas dafür tun, attraktiv zu bleiben, findet Christoph Langhof Wir können etwas tun, damit die Aufmerksamkeit wieder auf Berlin fällt, zum Beispiel mit Großereignissen. BRANCHEN 30 Standort Am Potsdamer Platz soll ein inspirierender Office-Campus entstehen 35 Start-up Kai Platschke, CEO von Teamdecoder, im Gespräch 36 Wirtschaftsnetzwerk Turkish Business Night lotet Stellenwert in der Berliner Wirtschaft aus 38 Mikromobilität Einblicke ins Berliner Warehouse von Lime 40 IHK-Kiezspaziergang Gespräch zwischen Politik und Wirtschaft in Spandau im NewStaakenCenter 41 Historie Baufirma Held & Francke prägte Berlins Aussehen mit Ausbildungsplatzabgabe IHK-Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner vertrat im Abgeordnetenhaus das Gesamtinteresse der Berliner Wirtschaft 10 16 Stadtentwicklung Von Großereignissen kann Berlin durch Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Metropole profitieren Christoph Langhof Architekt 26 Inhalt | 04

03 Editorial | 06 Entdeckt | 40 Impressum | 51 Seminare 65 Gestern & Heute | 66 Zu guter Letzt FACHKRÄFTE 42 Internationale Talente IHK unterstützt Initiativen für neue Fachkräfte 45 MINT junior1stein bringt Bildung und Wirtschaft zusammen 46 Wissenssicherung IHK unterstützt Betriebe bei Bewahrung von Know-how 47 Digitale Bildung Lernen mit KI stand bei „Education“ im Mittelpunkt 49 Ausbildung IHK-Diskussion rückt duale Ausbildung in den Blickpunkt 50 Verbundausbildung H. Sperling GmbH qualifiziert Azubis in Brandschutztechnik SERVICE 54 Arbeitsrecht EU will mit neuer Richtlinie für Entgeltgerechtigkeit sorgen 56 Rechtsänderungen Übersicht über neue Gesetze und Verordnungen 2026 60 Sachverständigentag Gesammelte Expertise im Ludwig Erhard Haus 61 Unternehmensbewertung Für die Nachfolge ist die Ermittlung des Werts zentral 62 Nachhaltigkeit Diakonie Simeon zeigt, wie man Klimaschutz verwurzelt 63 Beratung Was das Verpackungsgesetz für Onlinehändler bedeutet Standort Anneke Scheper und Benjamin Gschnell geben dem „Center am Potsdamer Platz“ ein neues Konzept 30 Schreiben Sie uns Worüber möchten Sie in der „Berliner Wirtschaft“ informiert werden? Senden Sie Ihre Anregungen per Mail an: bw-redaktion@berlin.ihk.de ILLUSTRATION: DEMODERN GMBH; FOTOS: AMIN AKHTAR, IHK BERLIN/FABIAN NESTLER, DAN ZOUBEK Berliner Wirtschaft 12 | 2025 Inhalt | 05 das uns! Überlassen Sie Professionelle Entsorgungslösungen für: Gewerbeabfälle Bedarfsgerechte Konzepte zur Erfassung Ihrer gemischten Gewerbeabfälle – entsprechend der Gewerbeabfallverordnung Altpapier Beste Preise für Industrie, Handel, Gewerbe, Wohnungswirtschaft und Privathaushalte Gewerbefolien Kostengünstige und umweltgerechte Wertstoffentsorgung Andere Abfälle Zuverlässige Erfassung aller anderen Abfälle zur Verwertung (Glas, Holz, Schrott, E-Schrott) Bartscherer & Co. Recycling GmbH Montanstraße 17-21 13407 Berlin Tel: (030) 408893-0 Fax: (030) 408893-33 www.bartscherer-recycling.de Bestellungen direkt im Onlineshop. Günstige Pauschalpreise für Umleerbehälter von 240 l bis 5,5 cbm.

Wenn in der Industrie Materialien wie optische Gläser, Kristalle oder Keramiken mit Toleranzen im Mikro- oder Nanometerbereich bearbeitet werden sollen, ist das seit 35 Jahren ein Fall für die dopa Entwicklungsgesellschaft für Oberflächenbearbeitungstechnologie mbH. 1990 gründete Tintscho Patraschkov das Unternehmen, inzwischen ist Sohn Marcel Co-Geschäftsführer, seine Brüder Martin und Mario leiten Teilbereiche. Bei der Entwicklung und Herstellung von Diamantwerkzeugen zum Schleifen und Polieren ist es nicht geblieben. Am 2017 bezogenen, hochmodernen Firmensitz in Berlin-Hohenschönhausen werden auch Präzisionsoptiken für den Einsatz etwa in der Halbleiterproduktion, der Medizintechnik oder der Luft- und Raumfahrt gefertigt. Der Anlagen- und Maschinenbau ist als weiteres Geschäftsfeld hinzugekommen. Weltweit firmiert der Hidden Champion aus Berlin erfolgreich unter dem Namen dopa Diamond Tools. Eine gute Perspektive, denn wie heißt es doch: „Diamonds are forever.“ Der richtige Schliff FOTOS: ULRICH SCHUSTER Entdeckt | 06

Entdeckt | 07 Berliner Wirtschaft 12 | 2025

„Die Verwendung des Sondervermögens Infrastruktur und Klimaneutralität in Berlin macht zwei Dinge deutlich: Erstens wird klar, dass die enormen Investitionsherausforderungen in der Hauptstadt auch mit Sondervermögen nicht ansatzweise gelöst werden können. Zweitens: Gerade deshalb hätte der Senat viel konsequenter priorisieren müssen. Das heißt: Baumpflanzungen sind nicht aus dem Sondervermögen, sondern aus dem Kernhaushalt zu finanzieren.“ Von den 5,2 Mrd. Euro des Sondervermögens fließt eine Mrd. in die Umsetzung des Baumentscheids Brücken sanieren statt Bäume pflanzen gesagt Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin IHK Berlin 6.200 öffentliche Ladepunkte waren zum 1. Oktober in Berlin installiert. Das ist ein Zuwachs von 15 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Von diesen Ladepunkten sind 980 Schnellladepunkte. Dies geht aus den Daten der Bundesnetzagentur hervor. kopf oder zahl Christian Hirt Christian Wallentin übernimmt zum 1. Januar die Leitung des Hotel Adlon Kempinski Berlin. Für Hirt ist es eine Rückkehr: Bereits von 2007 bis 2008 war er als Director Food & Beverage im Adlon tätig. Nach 18 Jahren in leitenden Positionen im Ausland tritt er erstmals wieder eine Position in Deutschland an. Zuletzt war Christian Hirt Managing Director des Botanic Sanctuary Antwerp. wird zum 1. Januar Markus Boser als CFO der Auto1 Group SE ablösen. Seit dem 1. Oktober ist er für eine gemeinsame Übergangsphase im Unternehmen. Wallentin ist seit 20 Jahren im Bank- und Finanzwesen tätig. Zuletzt war er stellvertretender CEO und CFO beim Finanzdienstleister Hoist Finance, der Non-Performing- Loans aufkauft und verwaltet. FOTOS: AUTO1 GROUP, BOTANIC SANCTUARY ANTWERP, GETTY IMAGES/JÖRG GREUEL, PHILIPP ARNOLDT Berliner Wirtschaft 12 | 2025 Kompakt | 08

Sachsen-Anhalt Thüringen Mecklenb.-Vorpommern Sachsen Saarland Brandenburg Niedersachsen Rheinland-Pfalz Bremen Deutschland Nordrhein-Westfalen Schleswig-Holstein Baden-Württemberg Bayern Hessen Berlin Hamburg 36 31 27 25 23 23 23 23 22 21 20 18 17 16 14 13 11 22,2 % der Homeoffice-Nutzer in Berlin arbeiteten 2024 jeden Tag von zu Hause aus. Patrick Schulze, IHK-Experte für Statistik Tel.: 030 / 315 10-226 patrick.schulze@berlin.ihk.de Zweiter im Homeoffice-Ranking Nur in Hamburg nutzte 2024 ein höherer Anteil Beschäftigter mindestens einmal je Woche die Möglichkeit, daheim zu arbeiten berliner wirtschaft in zahlen Als junge Revoluzzer vor dem Marsch durch die Institutionen riefen Achtundsechziger die Parole: „Es ist verboten zu verbieten.“ Gut fünf Jahrzehnte später gehören Verbotsfantasien zum festen Repertoire von Aktivisten. Berlin, fordern sie, soll werbe- und autofrei werden. Das geht gegen Kreative, Wirtschaft und Interessen vieler Bürger. Und machte, wenn es kommt, Berlin vom Leuchtturm der Freiheit zur Hauptstadt der Verbote. bw Was finden Sie typisch? Schreiben Sie uns: bw-redaktion@berlin.ihk.de Verboten typisch berlin Grafiken: BW Quelle: Amt für Statistik-Brandenburg Kompakt | 09

Am 13. November fand im Berliner Abgeordnetenhaus die Anhörung zum Gesetzentwurf zur Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe statt. Die Abgabe soll eingeführt werden, wenn Berliner Unternehmen bis Jahresende nicht mindestens 2.000 zusätzliche duale Ausbildungsplätze im Vergleich zu 2023 schaffen. Dabei sollen alle Unternehmen in Berlin zahlen – unabhängig davon, ob sie selbst ausbilden oder nicht. Genauso bleibt unberücksichtigt, ob ein Betrieb trotz intensiver Bemühungen seine Ausbildungsplätze nicht besetzen kann. Zweck des Gesetzes ist es, mehr betriebliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Maßgeblich für die Zahlungspflicht und etwaige Höhe der Abgabe ist die Bruttolohnsumme von Unternehmen mit mindestens einem Beschäftigten. Das Gesetz stützt sich auf Meldedaten der Bundesagentur für Arbeit – obwohl 40 Prozent der Betriebe ihre Stellen gar nicht oder nur unregelmäßig melden. Damit fehlt Transparenz über das tatsächliche Angebot. Gleichzeitig können laut IHK-Umfrage 39 Prozent der Betriebe ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen: 62 Prozent davon finden keine passenden Bewerbungen, 26 Prozent gar keine – ein Problem, das sich seit Jahren verschärft. Offener Brief der größten Arbeitgeber Bereits im Vorfeld der Anhörung hatten sich daher die größten privaten Arbeitgeber Berlins in einem offenen Brief klar gegen die Ausbildungsplatzabgabe positioniert: „Ja zur Ausbildung – Nein zur Abgabe!“ Sie warnen vor zusätzlichen Kosten Kein zusätzlicher Ausbildungsplatz und noch mehr Bürokratie – bei der Anhörung im Abgeordnetenhaus warnt die Wirtschaft vor der Ausbildungsplatzabgabe von Lukas Bülter Drückende Last für die Unternehmen Die vom Senat geplante Ausbildungsplatzabgabe wäre eine große Belastung für die Wirtschaft Unterstützer Eine Übersicht der Arbeitgeber, die sich gegen die Abgabe positionieren, online unter: ihk.de/berlin/ausbildungsplatzabgabe Berliner Wirtschaft 12 | 2025 agenda

Anne Neidhardt, IHK-Senior-Public- Affairs-Managerin Tel.: 030 / 315 10-838 anne.neidhardt@ berlin.ihk.de und Bürokratie, die gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Lage eine unnötige Belastung sind. Die Unternehmen, die für rund 150.000 Arbeitsplätze in der Hauptstadt stehen, betonen: Qualität in der Ausbildung entstehe nicht durch Strafzahlungen, sondern durch Partnerschaft und verlässliche Rahmenbedingungen. Befürworter der Abgabe berufen sich auf bestehende branchenspezifische Umlagesysteme – etwa im Baugewerbe. Doch die Untersuchung dieses Modells zeigt: Ein klarer Zusammenhang zwischen einem Umlagesystem und den Ausbildungszahlen fehlt. Bereits vor Einführung einer Umlage im Baugewerbe 1975 stieg die Zahl der Auszubildenden massiv – doch nicht nur dort, sondern auch in der Gesamtwirtschaft. Der Anstieg korreliert mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und einer gesteigerten Bautätigkeit. Seit 1980 ist die Zahl der Auszubildenden im Baugewerbe – auch mit Umlage – um rund 39 Prozent gesunken. Unternehmen äußern rechtliche Bedenken Eine branchenübergreifende Ausbildungsplatzabgabe birgt darüber hinaus erhebliche Risiken für Wettbewerbsverzerrungen. Einige Branchen – etwa IT – erfreuen sich einer deutlich höheren Attraktivität bei Bewerberinnen und Bewerbern. Dort fällt die Besetzung offener Ausbildungsstellen in der Regel leichter als in anderen Wirtschaftszweigen, etwa im Gastgewerbe. Gerade in den Branchen, die bereits heute große Schwierigkeiten haben, geeignete Auszubildende zu finden, würde eine zusätzliche finanzielle Belastung die Situation weiter verschärfen. Unternehmen, die trotz intensiver Bemühungen keine Bewerbungen erhalten, müssten dennoch zahlen – obwohl das Problem nicht mangelnde Ausbildungsbereitschaft, sondern fehlender Nachwuchs ist. Die rechtlichen Bedenken an der Ausbildungsplatzabgabe waren ein Schwerpunkt der Anhörung im Abgeordnetenhaus. Ein veröffentlichtes Rechtsgutachten einer Initiative Berliner Scale- up-Unternehmen stellt die Verfassungsmäßigkeit des Vorhabens infrage. Auch die IHK Berlin hat den Gesetzentwurf juristisch prüfen lassen. Kritisch sind insbesondere die Ungleichbehandlung der Arbeitgeber und die Inkongruenz zwischen Zahlern und Begünstigten: Alle, Privatwirtschaft und Verwaltung, werden belastet, aber nur wenige profitieren. Unternehmen erhalten lediglich für duale Auszubildende, nicht aber für ihre dual Studierenden, Trainees, Volontäre und Personen in Teilqualifizierung Rückzahlungen aus dem Fonds. Die öffentliche Verwaltung hingegen erhält sowohl für ihre dualen Auszubildenden als auch für Beamtenanwärter eine Rückerstattung. Die Gefahr einer Klagewelle – wie sie Bremen nach Einführung einer ähnlichen Modells erlebt– ist real. Frühe Berufsorientierung wichtiger Als Fazit bleibt, dass die Ausbildungsplatzabgabe mit mehr Bürokratie verbunden wäre und das falsche Mittel ist. In der Anhörung machte IHK-Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner als geladene Expertin deutlich, dass die Berliner Wirtschaft sich bereits stark für die duale Ausbildung engagiert und jedes Jahr Tausenden Jugendlichen den Einstieg ins Berufsleben ermöglicht. Eine zusätzliche Abgabe steigere jedoch weder die Ausbildungsqualität noch löse sie die bestehenden Probleme. Wichtiger wären frühere Berufsorientierung an Schulen, bessere Schulqualität und mehr Wertschätzung der beruflichen Bildung. ■ Manja Schreiner IHK-Hauptgeschäfts- führerin, hier beim Termin im Abgeordnetenhaus Die Ausbildungsplatzabgabe hilft keinem einzigen Jugendlichen und belastet die Betriebe zusätzlich. Lukas Bülter, IHK-Public- Affairs-Manager Tel.: 030 / 315 10-503 lukas.buelter@ berlin.ihk.de ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/PHIL LEO/MICHAEL DENORA; FOTO: IHK BERLIN/FABIAN NESTLER Ausbildungsplatzabgabe | 11 Berliner Wirtschaft 12 | 2025

Im Beisein von Kai Wegner wurden im Ludwig Erhard Haus die „working spaces powered by ST3AM“ eröffnet von Holger Lunau Moderne Räume für Innovative netzungsangebote und passgenaue Veranstaltungen. Ziel ist es, Wissenstransfer, Innovationen und Kooperationen zwischen Berliner Unternehmen und Start-ups voranzubringen. Auf rund 1.400 Quadratmetern bietet die neue Arbeitswelt Büros, aber auch einzelne Schreibtische sowie Flächen für Events sowie Rückzugszonen. Gründerinnen und Gründer können vor Ort die Beratungsangebote der IHK nutzen. Auch die Dauer der Miete ist flexibel, im Fokus stehen Angebote von bis zu einem halben Jahr. Zentraler Punkt ist das Community-Management, das in den Händen der Wista liegt, die ein vergleichbares Konzept im ST3AM Co-Working-Space in Adlershof erfolgreich umsetzt. Zur feierlichen Eröffnung der „IHK Berlin working spaces powered by ST3AM“ – so die offizielle Bezeichnung – kam am 13. November auch Berlins Regierender Bürgermeister, Kai Wegner. Er betonte, dass es „Ziel ist, Berlin zum Innovationsstandort Nummer eins in Europa zu entwickeln“. Deshalb seien exzellente Arbeitsbedingungen für Start-ups, für Gründende und Produktentwickler von größter Bedeutung. „Wir sind das Haus der Berliner Wirtschaft und wollen insbesondere unseren kleinen und innovativen Mitgliedsunternehmen ein Zuhause bieten, das Vernetzung, Innovation und Wachstum fördert“, betonte IHK-Präsident Sebastian Stietzel. Roland Sillmann, Geschäftsführer der Wista Management GmbH, äußerte sich optimistisch, die neuen Räumlichkeiten zu einem lebendigen Ort der Gründerkultur zu machen. Zugleich kündigte er an, eine weitere ähnliche Arbeitswelt im Innovations- und Gründungszentrum FUBIC an der Freien Universität Berlin zu eröffnen. ■ Eröffnung der Working Spaces: IHK-Präsident Sebastian Stietzel, der Regierende Bürgermeister, Kai Wegner, und Roland Sillmann, Geschäftsführer Wista Management GmbH (v. l.) E ine Hürde auf dem Weg zum erfolgreichen Unternehmertum sind oftmals fehlende Räumlichkeiten. Die IHK Berlin reagiert darauf mit einem neuen Angebot: Ab sofort bietet sie Start-ups und jungen Unternehmen entsprechende Büros an. Dazu hatte die IHK bereits 2024 einen Vertrag mit der Wista Management GmbH geschlossen, die das Vermietungsgeschäft abwickelt. Entsprechend einem gemeinsam entwickelten Konzept wurde im Ludwig Erhard Haus – in unmittelbarer Nähe zur Technischen Universität, dem Centre für Entrepreneurship (CfE) und der Universität der Künste – eine BüroEtage umgebaut und auf den neuesten technischen Stand gebracht, zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Start-ups und jungen Unternehmen. Dazu gehören variabel buchbare Bürokapazitäten, VerSebastian Stietzel Präsident IHK Berlin Wir wollen insbesondere unseren kleinen und innovativen Mitgliedsunternehmen ein Zuhause bieten, das Vernetzung, Innovation und Wachstum fördert. Working Spaces Weitere Informationen zum Konzept der neuen Räumlichkeiten, Kontakt und Buchung unter: st3am.berlin FOTO: IHK BERLIN/KONSTANTIN GASTMANN AGENDA | New Work | 12 Berliner Wirtschaft 12 | 2025

FOTO: THOMAS ROSENTHAL Bis 2045 will Berlin klimaneutral werden. Photovoltaik hilft dabei – und entlastet die Betriebe Nützt dem Klima und der Bilanz ANZEIGE Gewerbebetriebe verfügen meist über große Flächen, sei es auf dem Dach, an den Fassaden oder auf Freiland: ideale Voraussetzungen für die Installation von Photovoltaik. Und da die Energie in Unternehmen während der Arbeitszeit benötigt wird, wenn die Sonne scheint, fallen Erzeugung und Verbrauch des Stroms in dasselbe Zeitfenster – das Einsparpotenzial ist deshalb besonders groß, zumal viele Unternehmen einen hohen Energiebedarf aufweisen. Die Kos- tensenkung sichert ihnen gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil. Wertsteigerung und Imagegewinn Zusätzlicher Pluspunkt einer Photovol- taikanlage ist die Wertsteigerung der Immobilie, die mit der Investition ver- bunden ist. Auch der Imagegewinn, der mit dem Einsatz nachhaltiger Energien Hand in Hand geht, verbessert die Marktsituation. Gesetzliche Vorgaben, zum Beispiel durch das Solargesetz Berlin oder das Gebäudeenergiegesetz (GEG), werden somit eben- falls erfüllt. Für die gewerbliche Nutzung von Pho- tovoltaik gibt es mehrere Modelle. Welches das richtige ist, hängt vom individuellen Bedarf ab. Bei der Eigenbedarfsdeckung mit Überschusseinspeisung wird zuerst der eigene Betrieb versorgt, überschüssige Energie wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Bei der Volleinspeisung gelangt die gesamte produzierte Energie gegen Vergütung in das Netz oder wird an der Strombörse verkauft. Volleinspeisung wird höher vergütet Gebäude mit großer Photovoltaikfläche und geringem Stromverbrauch können durch Anlagensplitting die eigene Versorgung mit der Volleinspeisung kombinieren. Die Marke von 30 Prozent bietet hier Orientierung: Ist der Eigenverbrauch geringer, übersteigt das Dachflächenpotenzial den Verbrauch deutlich, und es empfiehlt sich die Kombination von Betriebsmodellen. Vorteil des Anlagensplittings ist die bessere Vergütung. Laut ErneuerbareEnergien-Gesetz wird bei einer Volleinspeisung mehr gezahlt als bei Überschüssen nach Eigenverbrauch. Denkbar ist aber auch die Kombination mit der Direktstromlieferung. Hierbei geht der ungenutzte Strom an andere Abnehmende, so dass Netz- entgelte entfallen. Wer verkaufen, aber dadurch keinen zusätzlichen Aufwand haben möchte, kann per Contracting Dienstleistende beauftragen. Beim Vollcontracting werden alle Aufgaben wei- tergegeben, was den Aufwand reduziert, aber auch die Wirtschaftlichkeit. Diese kann wiederum durch Eigenleistung wie etwa der Installation der Solaranlagen erhöht werden, das ist das Lieferkettenmodell. Gewerbetreibende können ihre Dachflächen zur Nutzung auch an Dritte verpachten oder vermieten, die den Strom dann vermarkten. Auch kann die Gewerbefläche mit bestehender Solaranlage vermietet werden. Bei Photovoltaik gewinnen alle In jedem Fall gibt es für Gewerbetreibende viele Wege, Photovoltaik zu nutzen. Allen gemein ist: Sie nützen nicht nur dem Klima, sondern auch dem Unternehmen. Weitere Details zu Photovoltaik im Gewerbe sowie eine kostenlose Beratung, inklusive Simulation der Anlage und Wirtschaftlichkeitsrechnung, gibt es für Gewerbetreibende im SolarZentrum Berlin. Terminbuchung unter: www.terminland.de/solarzentrumberlin www.solarzentrum.berlin

Zahlen belegen Richtungswechsel: Bei der Außenwirtschaftskonferenz 2025 ging es um Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit von Dr. Valentina Knezevic Wirtschaft nimmt neu Kurs gen um 8,3 Prozent auf 10,8 Mrd. Euro. Besonders stark wachsen die Handelsbeziehungen zu Polen (+20 Prozent), während Exporte in die USA (-12 Prozent) und nach China (-31 Prozent) zurückgehen – ein klares Signal für die laufende Neuausrichtung der Außenwirtschaft. Die Konferenz machte deutlich: Strategische Außenwirtschaftspolitik ist entscheidend. Exportförderung und Internationalisierungsstrategien müssen gezielt auf Resilienz und Diversifizierung ausgerichtet werden. Neue Handelsabkommen mit wachstumsstarken Regionen und ein stärker integrierter EU-Binnenmarkt sollen Unternehmen den Zugang zu Zukunftsmärkten erleichtern. Auch die Sicherung von Energie, Rohstoffen und Technologiekompetenzen wurde als Standortaufgabe betont. Unternehmerinnen und Unternehmer zeigen Eigeninitiative: „Wir haben unsere Lieferketten breit aufgestellt und neue Märkte erschlossen – das schützt vor Risiken, eröffnet Perspektiven und zeigt, dass mittelständische Unternehmen in der Region international konkurrenzfähig sind“, sagte Prof. Dr. Dirk Roggenbuck, General Manager, Medipan GmbH & GA Generic Assays GmbH. Die Botschaft der Außenwirtschaftskonferenz 2025 ist deutlich: Berlin und Brandenburg stehen im globalen Wettbewerb vor neuen Spielregeln. Wer jetzt investiert, seine Netzwerke ausbaut und sich strategisch diversifiziert, stärkt nicht nur seine eigene Zukunft – sondern damit auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Hauptstadtregion. ■ Franziska Giffey, Berliner Wirtschaftssenatorin, bei der Außenwirtschafts- konferenz im Ludwig Erhard Haus Die Weltwirtschaft befindet sich in turbulenten Zeiten: Geopolitische Spannungen, Handelskonflikte und technologische Umbrüche stellen international agierende Unternehmen der Hauptstadtregion vor bislang unbekannte Herausforderungen. Gerade deshalb wird deutlich, dass Untätigkeit keine Option ist – Berlin und Brandenburg müssen aktiv handeln, um Risiken zu managen und Chancen zu nutzen. Bei der Außenwirtschaftskonferenz 2025 im Ludwig Erhard Haus diskutierten Unternehmen, Politik und Wissenschaft Strategien für Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit. Die wirtschaftlichen Daten belegen, dass die Hauptstadtregion trotz der Turbulenzen standhält: Berlins Exporte bleiben im ersten Halbjahr 2025 stabil bei neun Mrd. Euro, die Importe steiDr. Valentina Knezevic, IHK-Public-Affairs-Managerin Außenwirtschaft Tel.: 030 / 315 10-243 valentina.knezevic@ berlin.ihk.de FOTO: IHK BERLIN/KONSTANTIN GASTMANN Berliner Wirtschaft 12 | 2025 AGENDA | Außenwirtschaft | 14

Mehr Mut zur Lösung ist der Hebel Die Voraussetzungen sind gut, aber das Mindset und mit ihm die Abläufe müssen optimiert werden, wenn Berlin zur führenden Gesundheitsmetropole 2030 werden soll F orschung muss schnell bei Patientinnen und Patienten ankommen. Berlin bringt dafür beste Voraussetzungen mit: Spitzenforschung, starke Kliniken, lebendige Start-up-Szenen und global vernetzte Unternehmen. In der Metropolregion sind 21.400 Gesundheitsunternehmen aktiv, sie erwirtschaften jährlich etwa 20,1 Mrd. Euro und beschäftigen 354.000 Menschen. Jetzt gilt es, diesen Vorsprung systematisch zu nutzen. Damit Entdeckungen zügig den Markt erreichen, brauchen wir schlanke Abläufe: standardisierte Lizenzprozesse zwischen Hochschulen, Kliniken und Unternehmen, transparente Vergütungsmodelle und hochschulnahe Venture-Capital-Strukturen. Dafür braucht Europa Kapitalmarktstrukturen wie die Nasdaq in den USA. Gleich wichtig ist der professionelle Umgang mit Daten. Gute Medizin braucht sichere, verlässliche und interoperable Informationen. Robuste Patientendatenplattformen und Digitalbudgets in Krankenhäusern schaffen die Basis für KI-gestützte Diagnostik. Von Entscheidungsunterstützung, Bildauswertung und Prozessautomation bis zur Arzneimittelsicherheit – KI kann den Alltag unserer Experten unterstützen. Für regulierte Felder wie klinische Studien oder Zell-/Gentherapien sollten zentrale Genehmigungen gebündelt werden. Digitale Verfahren, „once only“ bei Dateneingaben und Erprobungsräume mit Sonderregeln machen Tests und Abläufe einfacher. Weniger Absicherungsmentalität, mehr Mut zur Lösung ist der Hebel. Es darf nicht relevant sein, ob das Gesundheitsunternehmen aus Berlin oder Baden-Württemberg agiert – besonders beim Datenschutz bedarf es Einheitlichkeit. Innovation passiert dort, wo man ausprobieren darf. Der Kernbereich der Krankenhausinfrastruktur muss innovationsfähig ausgestattet sein: Reallabore, Prüfstände, Simulationsumgebungen. Wir sollten Deeptech für Gesundheitsinnovationen stärken, Transfervereinbarungen standardisieren und Campus-Inkubatoren durch mietrechtliche Anreize fördern. Dazu muss Öffentlich und Privat an einen Tisch in Form von Public-Private-Partnerships (PPP). Politik und Verwaltung sollten Innovationskultur sichtbar bekennen, partnerschaftlich Verantwortung übernehmen und so Kapital, Talente und Unternehmen anziehen. Das entstehende Berliner Gen- und Zelltherapiezentrum von Charité (Land Berlin) und einem Pharmakonzern kann als PPP-Vorbild dienen. Am Ende entscheiden Vertrauen, Transparenz und Ermöglichungsmindset. Berlin hat Dichte, Vielfalt und internationale Ausstrahlung. Jetzt braucht es Tempo und Verlässlichkeit, damit unsere Stadt zu der europäischen Gesundheitsmetropole wird. ■ Meinung In der Kolumne „Auf den Punkt“ positionieren sich im monatlichen Wechsel Mitglieder des Präsidiums zu wirtschaftspolitischen Fragestellungen aus ihrer persönlichen Sicht. präsidiumsmitglieder beziehen stellung Kathrin Klär-Arlt ist Geschäftsführerin der Pfizer Pharma GmbH und Präsidiumsmitglied der IHK Berlin FOTO: IHK BERLIN/AMIN AKHTAR Auf den Punkt | 15 Berliner Wirtschaft 12 | 2025

INHALT 20 Gute Botschaft für Berlin Olympiastadion GmbH: Lust auf Spiele 22 Schlafende Riesen wecken Projektentwickler Cesa wünscht sich Visionen 23 Nachhaltige neue Epoche Berliner Sparkasse steht hinter den Global Goals Das große Potenzial der Hauptstadt wird nicht ausgeschöpft. Damit Berlin richtig durchstartet, muss sich das ändern 24 Berlin muss wieder Weltmetropole werden Kommentar von IHK-Präsident Sebastian Stietzel 26 „Wir brauchen immer wieder neue Sensationen“ Im Interview: Architekt Christoph Langhof Berliner Wirtschaft 12 | 2025 fokus

Zukunftsmetropole IBA, Expo, Olympia – Berlin hat die Chance, mit drei Großereignissen in einer Dekade Impulse für eine nachhaltige Entwicklung zu setzen und Milliarden-Investitionen in die Infrastruktur zu mobilisieren von Eli Hamacher Auf dem Allerheiligsten überlässt man nichts dem Zufall. Riesige Infrarotlampen erwärmen und beleuchten den Rasen im Olympiastadion, tauchen das Grün in helles Violett „Die herbstlichen Temperaturen und das wenige Sonnenlicht würden der Qualität sonst schaden“, sagt Timo Rohwedder. Auf Top-Bedingungen legt der Chef der landeseigenen Olympiastadion Berlin GmbH viel Wert. Entsprechend selbstbewusst blickt Rohwedder auf ein Großereignis, das selbst für den von spektakulären Events verwöhnten Manager ein Meilenstein wäre: Olympische Sommerspiele (s. S. 20). Ginge es nach dem Willen der Befürworter großer Events, wäre Berlins Terminkalender in den nächsten Jahren gut gefüllt. Den Auftakt bildet die Internationale Bauausstellung (IBA), die in der Metropolregion Berlin-Brandenburg von 2034 bis 2037 die Stadtentwicklung mit neuen Ideen vorantreiben soll. Die Vorbereitungen, für die der Senat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beauftragt hat, laufen bereits. Schon ein Jahr später könnte die Weltausstellung Expo 2035 folgen, die Berlin zum „Leuchtturm für zukunftsweisende Entwicklungen“ machen und in sechs Monaten bis zu 30 Millionen Besucher anlocken soll. „Berlin hat mehrfach bewiesen, dass es Grenzen überwinden kann“, sagt Daniel-Jan Girl, Aufsichtsratsvorsitzender der Betreibergesellschaft Expo 2035 Berlin GmbH und Vorstandvorsitzender von Global Goals für Berlin. Der gemeinnützige Verein, auf den die Initiative für die Weltausstellung zurückgeht, will die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in Berlin umsetzen. „In den nächsten zehn Jahren geht es darum, die Stadt in eine nachhaltige Metropole zu verwandeln und als Showcase der nachhaltigen Wirtschaft zu positionieren“, betont Girl. Im Rahmen der Expo-Bewerbung solle Berlin ein Innovationsbeschleunigungsgesetz bekommen, das Ideen schneller auf die Straße bringt – im Wortsinn, denn gedacht ist an dezentrale Projekte wie etwa Straßenbahnen ohne Oberleitung, die Schwammstadt, Mooswände und Kleinstinitiativen, „die es überall gibt“, so Girl. Neben einem Hauptgelände, auf dem 30 Mio. Besucher soll die Expo 2035 anlocken – auf ein zentrales Gelände und zu Veranstaltungsorten in der ganzen Stadt. » ILLUSTRATION: DEMODERN GMBH Stadtentwicklung | 17 Berliner Wirtschaft 12 | 2025

sich Länder präsentieren, werde es „Satelliten“ geben – denkbar seien das ICC oder Tempelhofer Hangars – und weitere Orte in ganz Berlin. Man müsse zeigen, dass es möglich ist, „Großveranstaltungen in die Realität der Menschen zu bringen. Dass man eine Stadt in einer Demokratie gemeinsam durch Akzeptanz zum Besseren verändern kann.“ Aus Sicht der IHK Berlin würde die Expo 2035, an deren Betreibergesellschaft sie beteiligt ist, einen großen Schub für die Metropolregion bringen, indem sie Investitionen, Innovationen und den Tourismus fördert. Neue Infrastrukturprojekte würden entstehen, Arbeitsplätze geschaffen, die regionale Wirtschaft würde angekurbelt und die Stadt als Gastgeber ihre internationale Präsenz stärken. Dabei will die IHK eine Vorbildrolle übernehmen und Unternehmen motivieren, sich gleichfalls zu beteiligen. Ihr Wunsch: Der Senat sollte sich schnell für die Unterstützung der Initiative entscheiden, um gegenüber der französischen Ausrichterorganisation, dem Bureau International des Expositions, und dem Bund glaubhaftes Interesse zu vermitteln. Die Frist für eine mögliche deutsche Bewerbung läuft im Mai 2026 aus. Investition mit Hebelwirkung Ein Blick zurück zeigt, wie frühere Gastgeber profitiert haben. Die Weltausstellungen in Shanghai, Dubai oder Mailand mobilisierten zehn bis 30 Mrd. US-Dollar an Investitionen. Jeder Euro, den der Staat direkt investiert, generiert ein Vielfaches an wirtschaftlicher Aktivität. Damit ist die Expo eine Investition mit Hebelwirkung, zudem dient sie als Katalysator für langfristige Stadt- und Wirtschaftsentwicklung. Mit der Expo 2025 Osaka, Kansai, wurden parallel zur Weltausstellung Infrastrukturprojekte von rund 65 Mrd. Euro umgesetzt. Außerdem nutzte die japanische Metropole die Expo, um sich als führender Standort für Zukunftstechnologien wie KI, Wasserstoff und Life Science zu präsentieren. Das Gelände dient als „Reallabor der Zukunft“, auf dem die Stadt von morgen mit Smart City und nachhaltiger Mobilität getestet wird. In Hannover, 2000 Gastgeber der Expo, blieben die Besucherzahlen zwar mit 18 Millionen unter den Erwartungen, was zu einem finanziellen Defizit führte. Langfristig fiel das Fazit jedoch sehr positiv aus: Die Landeshautstadt profitierte enorm von den infrastrukturellen Verbesserungen und positionierte sich nachhaltig als führender Messe- und Kongressstandort. Viele der angelegten Parks und Gebäude wurden erfolgreich nachgenutzt. Der Imagewandel von einer Industrie- zu einer modernen Dienstleistungs- und Hightech-Stadt wurde maßgeblich durch die Expo befördert. Nach der Expo 2035 könnten in Berlin die Olympischen und die Paralympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 den krönenden Abschluss bilden. Die Stadt hat eine Projektgruppe eingerichtet und sechs Mio. Euro für die Bewerbung eingeplant. In Deutschland konkurriert Berlin mit München, das sich bereits Ende Oktober 2025 in einer Bürgerbefragung für die Spiele ausgesprochen hat. Weitere Kandidaten sind Hamburg und die Rhein-Ruhr-Region. Ob das SportEvent nach Deutschland kommt, ist noch ungewiss. Die Entscheidung über die deutsche Bewerbung wird im Herbst 2026 fallen. Wie München will auch Berlin die Bevölkerung einbinden. Im Laufe der Bewerbung Daniel-Jan Girl Aufsichtsratsvorsitzender Expo 2035 Berlin GmbH Wir müssen zeigen, dass es möglich ist, Groß- veranstaltungen in die Realität der Menschen zu bringen. 30 Mrd. Dollar konnten frühere Gastgeber von Weltausstellungen wie Shanghai, Dubai oder Mailand mobilisieren. ILLUSTRATION: DEMODERN GMBH; FOTOS: IMAGO/FUNKE FOTO SERVICES/RETO KLAR, IHK BERLIN/AMIN AKHTAR FOKUS | Stadtentwicklung | 18 Berliner Wirtschaft 12 | 2025

werden durch die Stadt Beteiligungsformate aufgesetzt, in denen alle Berliner ihre Ideen einbringen können. Der Landessportbund Berlin (LSB) hat die Volksinitiative „Die Spiele für Berlin“ auf den Weg gebracht. Er sammelt in Sportvereinen und Unternehmen, auf Stadtteilfesten sowie bei Spielen der Profiklubs Unterschriften. „Wir wollen auf keinen Fall die Bewerbung nur auf die wenigen Wochen der Spiele ausrichten. Die Sportinfrastruktur in Berlin soll durch ein durchdachtes und nachhaltiges Konzept zukunftsfähig gemacht werden – barrierefrei und klimafreundlich“, unterstreicht LSB-Präsident Thomas Härtel. Alle, vor allem Kinder, sollen in Berlin lebenslang Zugang zum Sport haben – ohne Wartelisten, in modernen und funktionstüchtigen Sportanlagen und auf Bewegungsflächen in der gesamten Stadt. Chance für nachhaltige Konzepte Für Robert Rückel, Vizepräsident der IHK Berlin, steht Berlin „vor einer zukunftsweisenden Dekade. Mit der Expo 2035 und anschließenden Olympischen Spielen hat Berlin die historische Chance, zu einer internationalen Blaupause für die Metropole der Zukunft zu werden. Die IHK Berlin bekennt sich entschlossen zu dieser Zukunftsvision!“. Auch der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost verspricht sich positive Impulse für seine Branche. „Großprojekte dieser Art bieten die einmalige Chance, nachhaltige Konzepte nicht nur in Einzelfällen, sondern in Stadtquartieren im großen Stil umzusetzen – durch modulare Bauweisen, zirkuläre Baustoffe oder energetisch kohärente Quartiersplanung“, unterstreicht Robert Momberg. Wenn von Anfang an Nachhaltigkeit als verbindliches Ziel gesetzt werde – beispielsweise die CO2-Bilanz, Recyclingquoten oder Lebenszykluskosten –, könne die Bauindustrie Leuchtturmprojekte etablieren, die Standards für zukünftiges Bauen setzen würden. „Großveranstaltungen sind dann erfolgreich, wenn sie für die Gäste attraktiv sind und zugleich einen nachhaltigen Mehrwert für die Stadt schaffen“, weiß visitBerlin-Geschäftsführerin Sabine Wendt. Entscheidend sei ein ganzheitlicher Ansatz, von Mobilität über Hotellerie bis hin zu sozialer Inklusion. Im Berlin Paper hat visitBerlin dazu Handlungsempfehlungen formuliert: nachhaltige Mobilität durch den Ausbau des ÖPNV, Sharing-Angebote und die Integration von Verkehrslösungen in Event-Tickets, Investitionen der Hotellerie in Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und Barrierefreiheit sowie eine zentrale Koordination aller Beteiligten. Mit Initiativen wie Sustainable Berlin und der Global-Goals-Kampagne verfügt die Stadt laut Wendt über starke Netzwerke, die Großveranstaltungen unterstützen. „Berlin hat die Chance, mit Olympia oder der Expo 2035 nicht nur Gastgeber zu sein, sondern Modellstadt für verantwortungsvolle Großveranstaltungen weltweit zu werden.“ Welche Auswirkungen große Events auf Berlin haben können, darüber werden nationale und internationale Experten im Frühjahr 2026 auf einem IHK-Kongress zu den Themen Stadtentwicklung und Infrastruktur diskutieren. „Neben den Herausforderungen beleuchten wir vor allem die Chancen Berlins im internationalen Kontext. Anhand von Best Practices werden wir die Themen beleuchten und wichtige Impulse für das Wahljahr sammeln“, sagt IHK-Vizepräsident Rückel. Die zentralen Zukunftsprojekte – die Expo 2035, die Olympia-Bewerbung und die Internationale Bauausstellung – stehen auf der Agenda des Kongresses ganz oben. Robert Rückel mahnt jedoch auch: „Berlin hat zu Recht den Anspruch, eine Weltstadt zu sein. Das gelingt allerdings nur, wenn man die Stadt gut und einfach erreicht. Neue Langstreckenverbindungen sind ein elementarer Bestandteil im Wettbewerb der großen Metropolen um Unternehmen, Investoren und Touristen.“ Mit der Luftverkehrsinitiative bringe man alle relevanten Partner im Umfeld des BER an einen Tisch und arbeite gemeinsam an den Flugverbindungen der Zukunft. ■ Robert Rückel Vizepräsident IHK Berlin Berlin hat die historische Chance, zu einer internationalen Blaupause für die Metropole der Zukunft zu werden. Peter Rau, IHK-Public-Affairs- Manager Stadtentwicklung Tel.: 030 / 315 10-608 peter.rau@berlin.ihk.de Zukunft gestalten Die IHK Berlin ist dabei, wenn es darum geht, Innovationen zu fördern und Potenziale zu erschließen. Initiativen und Termine unter: ihk.de/berlin/weltmetropole-berlin Stadtentwicklung | 19 Berliner Wirtschaft 12 | 2025

Über das klare Ja der Münchner zu einer Olympia-Bewerbung Deutschlands hat sich Timo Rohwedder richtig gefreut. „Das ist eine sehr gute Botschaft für Berlin, weil das Votum eine positive Grundstimmung pro Olympia-Bewerbung erzeugt.“ Olympia in Berlin, egal ob 2036, 2040 oder 2044, das wäre selbst für den Chef der Olympiastadion Berlin GmbH, die ihre Flächen und Gebäude jährlich für zahlreiche Mega-Events vermietet, ein Meilenstein. „Das Stadion würde von Investitionen in Instandhaltung und Modernisierung profitieren. Aber auch der öffentliche Nahverkehr, der Städtebau sowie viele andere Sportstätten und der Breitensport würden Berlin enorme Vorteile bringen.“ Um zu sehen, wie Olympische Sommerspiele eine Stadt voranbringen, musste Rohwedder gar nicht weit reisen. „Paris hat im Sommer 2024 Münchens Ja zu einer Olympia-Bewerbung sorgt aus Sicht der Olympiastadion Berlin GmbH für positive Grundstimmung Gute Botschaft für Berlin eindrucksvoll gezeigt, welche Impulse von solch einem Großereignis ausgehen.“ Begeistert habe ihn auch die Euphorie abseits der Sportstätten. Und jedes sportliche Großereignis, sei es Fußball-Europameisterschaft 2024, Fußball-Weltmeisterschaft 2006, Leichtathletik-WM 2009 oder das Stadionfest Istaf, wirkt über den Tag hinaus. „Die Events locken auch danach in- und ausländische Touristen, die das Stadion sehen wollen.“ Davon profitieren Hotels, Restaurants, Museen, Einzelhandel. Seit zehn Jahren leitet der gebürtige Niedersachse die Olympiastadion Berlin GmbH. Von seinem Büro über dem Besucherzentrum hat er das Wahrzeichen fest im Blick. Hier feiern und leiden die Fans mit Hertha BSC, dem Ankermieter. Die Fußballbegeisterten feiern in der Arena auch schon mal Hochzeiten und verabschieden sich von ihren Liebsten. Im November machte erstTimo Rohwedder ist seit zehn Jahren Chef der Olympiastadion Berlin GmbH Timo Rohwedder Paris hat im Sommer 2024 gezeigt, welche Impulse von so einem Großereignis ausgehen. FOTO: GENE GLOVER Berliner Wirtschaft 12 | 2025 FOKUS | Stadtentwicklung | 20

Buchungen für Stadionkonzerte. Nur 30 Mitarbeitende stehen Rohwedder zur Seite, um 365 Tage im Jahr den Betrieb reibungslos zu managen. Grundsätzlich sieht der Chef das Olympiastadion mit seinen knapp 74.000 Plätzen nach aktuellem Stand für Sommerspiele mit olympischer Flamme, Ausstattung inklusive Barrierefreiheit, innovativer Technologie und dem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Betrieb gut gerüstet. „Aber letztlich hängt unsere Ausgangsposition auch von den Regularien ab, die sich ändern können.“ Bis dahin bleiben die größten Herausforderungen unverändert: „Wir müssen das Stadion stetig gemeinsam mit dem Land Berlin weiterentwickeln, um attraktiv für Veranstalter zu bleiben“, so Hertha-Fan Rohwedder. Fest steht: Künftig wird es noch mehr Fußball geben. Zur Saison 2027/28 will der 1. FC Union vorübergehend ins Olympiastadion umziehen, bevor er Mitte 2028 in seinen dann fertiggestellten Neubau an der Alten Försterei in Köpenick zurückkehrt. ■ Gut vernetzt Der QR-Code führt zum Manager auf LinkedIn: mals die Football-Liga NFL Station in Berlin. Auf dem Maifeld steigt das Lollapalooza-Festival, die Rolling Stones, U2 und AC/DC inszenierten sich mit spektakulären Bühnenshows. Hollywood und Mode-Fotoshootings Unternehmen bitten Mitarbeitende zur Weihnachtsfeier oder organisieren Firmenläufe sowie Messen und Kongresse an historischer Stätte. Auch Hollywood war schon für Drehs zu Gast, etwa „Tribute von Panem“, Prequel, und „The First Avenger: Civil War“. Modelabels nutzen das Ambiente für Fotoshootings ihrer Kollektionen. Und bis zu 300.000 Besucher kommen jährlich, auch wenn gar kein Event stattfindet. Sie buchen Highlight-, Lichterlebnis- oder die Gipfelstürmer-Tour aufs Dach, um das 1936 eröffnete Stadion mal ganz anders zu erleben. Über Mangel an Interesse kann Rohwedder nicht klagen, zumal viele Tage für Auf- und Abbauten den zeitlichen Spielraum für Events einschränken. Deutlich gestiegen sind zuletzt die Stadtentwicklung | 21 Wir sagen Danke! Auch Sie möchten junge Talente fördern und Teil unseres Netzwerks werden? Schreiben Sie uns an deutschlandstipendium@htw-berlin.de Die HTW Berlin dankt allen Fördernden, die Deutschlandstipendien für unsere begabtesten und engagiertesten Studierenden stiften: Amazon Services GmbH | Berbus Alliance | BSH Hausgeräte GmbH | Christa-und-Klaus-Raschke-Stiftung | Christoph Karbenk | Deutsche Bank | FRITZ! GmbH | GASAG-Gruppe | Grant Thornton | HSH Soft- und Hardware Vertriebs GmbH | VISUS GmbH

Noch gut kann sich Wolf Uwe Rilke erinnern, wie er 1985 zum Studium nach Berlin kam. Die Internationale Bauausstellung (IBA) startete gerade in ihr zweites von drei Jahren. „Es hat mich ungeheuer beeindruckt, welche neuen Ideen und Akzente für die geteilte Stadt entstanden sind, nicht nur für den Wohnungsbau, auch für den Erhalt des Stadtbildes.“ Von den damals gebauten und sanierten Projekten wie das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Stadtvillen oder Energiesparhäusern am Landwehrkanal lebe die Stadt heute noch, so Rilke. Entsprechend positiv blickt der Stadtplaner auf Berlins Pläne, 2034 erneut eine IBA, aber auch 2035 die Expo und 2036, 2040 oder 2044 Olympische Spiele auszurichten. „Aktuell fehlen mir ikonische Visionen für die Stadt“, sagt Rilke, der auch das WerkStadtForum leitet. Die Initiative zur nachhaltigen und lebenswerten Entwicklung der City West in Berlin thematisiert die Stadtplanung und -entwicklung und bringt dazu verschiedene Akteure aus Politik, Verwaltung, Stadtgesellschaft und Fachleute zusammen. Zentrales Ziel ist es, die City West sozial ausgewogen, ökologisch nachhaltig und kulturell lebendig zu gestalten. „Es ist doch beschämend, wie dreckig und öde sich der öffentliche Raum an manchen Orten in Berlin präsentiert, etwa am Breitscheid- und Hardenbergplatz“, findet Rilke, der als Stadtplaner für Cesa Investment GmbH & Co. KG arbeitet, die Immobilien entwickelt, baut und vertreibt. Schlafende Riesen wie das Europa Center müssten geweckt werden. Infrastruktur, Wohnungsbau, Sportstätten, aber auch das Lebensgefühl in der Stadt könnten erheblich von den internationalen Events profitieren. Rilkes Wunsch: „Es müssten Architekten aus der ganzen Welt eingeladen werden, um das Stadtbild zu verbessern.“ Gute Rahmenbedingungen haben Berlin und der Bund immerhin schon geschaffen. Mit dem Ende 2024 in Kraft getretenen „Schneller- Bauen-Gesetz“ legte die Senatsverwaltung den Grundstein für beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren für Bauvorhaben. Anfang Oktober 2025 zog der Bund mit dem „Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung“ (Bau-Turbo) nach. Wichtig sei es jetzt, die Zivilgesellschaft zu begeistern. Denn bei jedem größeren Bauvorhaben und Event wie Olympia entsteht sofort ein größerer Diskurs. Rilke: „Man muss die Bevölkerung rechtzeitig etwa über Bürgerbeteiligungen mitnehmen, um für Akzeptanz zu werben.“ ■ Wolf Uwe Rilke ist Stadtplaner bei der Cesa Investment GmbH & Co. KG Gut vernetzt Der Stadtplaner auf LinkedIn unter dem QR-Code: Beim Immobilienentwickler Cesa Investment sieht man für den Wohnungsbau verbesserte Rahmenbedingungen. Von internationalen Events könnte die ganze Stadt profitieren Schlafende Riesen wecken Wolf Uwe Rilke Mir fehlen ikonische Visionen für die Stadt. Es müssen Architekten aus aller Welt eingeladen werden, um das Stadt- bild zu verbessern. FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN FOKUS | Stadtentwicklung | 22 Berliner Wirtschaft 12 | 2025

Anja Dargel ist Generalbevollmächtigte der Berliner Sparkasse F ür Anja Dargel ist die Entscheidung schon gefallen. „Am liebsten hätten wir natürlich alle drei Großereignisse in der Stadt“, sagt die Generalbevollmächtigte der Berliner Sparkasse. Dann könnte nachhaltig investiert und eine neue Epoche für Berlin und seine Zukunftsfähigkeit eingeläutet werden. Dank fast zwei Millionen Kunden und Kundinnen, darunter Private und Unternehmen, sowie engen Kontakten zu Stadtgesellschaft, Wirtschaftsvertretern, Wissenschaft und Politik ist das Institut in der Hauptstadt eng vernetzt und dicht am Geschehen. „Wir sehen täglich, wie viel Potenzial in dieser Stadt steckt“, sagt Dargel. „Berlin kann sich selbst und der Welt zeigen, dass wir das können.“ Dazu will auch die Berliner Sparkasse einen Beitrag leisten. Schon früh wurde sie Mitglied beim 2022 gegründeten gemeinnützigen Verein Global Goals für Berlin, der die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen in Berlin umsetzen und die Stadt bis 2035 in eine „nachhaltige Metropole“ verwandeln möchte. „Wir wollen nachhaltig gut für Berlin, seine Menschen und Unternehmen sein“, so Dargel. Die Sparkasse unterstützt den Verein, in dessen Kuratorium die Berliner Sparkasse mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Johannes Evers vertreten ist, materiell, aber auch mit Kontakten und Veranstaltungen. Engagement für Sport, Kultur und Soziales Ohne das gesellschaftliche Engagement der Berliner Sparkasse wären viele Events in Berlin gar nicht denkbar und manche Vereine kaum überlebensfähig. Allein im vergangenen Jahr gab die Berliner Sparkasse, die mit knapp 3.400 Mitarbeitenden zu den großen Arbeitgebern der Stadt gehört, mehr als sechs Mio. Euro für ihr gesellschaftliches Engagement aus. Mit mehr als einer Mio. Euro entfällt der größte Teil auf den Sport, gefolgt von den Bereichen Kultur, Soziales, Bildung, Umwelt und Wirtschaft. Die Sparkasse ist zum Beispiel Partner großer Vereine und Clubs. Sie fördert unter anderem die Handballer der Füchse Berlin, die BR Volleys und unterstützt das vom Landessportbund initiierte Programm „Berlin hat Talent“, mit dem Kinder schon früh gefördert werden. Aber auch kleine Vereine profitieren, etwa durch neue Ausstattung oder Trikots. In der Kultur kooperiert das Institut unter anderen mit der Komischen Oper Berlin, um Kindern und Jugendlichen Musik, Theater und Oper näherzubringen. Die Sparkasse unterstützt zudem große Ausstellungen ebenso wie Kunst- und Theaterprojekte in den Kiezen. ■ Gut vernetzt Der QR-Code führt zur Managerin auf LinkedIn: Die Berliner Sparkasse unterstützt den Verein Global Goals Berlin, der sich für die Expo 2035 einsetzt. Auch sonst ist sie vielfältig in der Stadtgesellschaft aktiv Nachhaltige neue Epoche Anja Dargel Am liebsten hätten wir alle drei Großereignisse. Wir sehen täglich, wie viel Potenzial in dieser Stadt steckt. Stadtentwicklung | 23 Berliner Wirtschaft 12 | 2025

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