Berliner Wirtschaft Dezember 2024

Johann Heinrich Wimmel (kleines Bild) legte den Grundstein für das Unternehmen. Links: Bildhauer gesellen sich zu den Produktionen aus den Zeidler & Wimmel-Werken, zu denen auch der Säulengang an der Alten Nationalgalerie gehört (oben) J ohann Heinrich Wimmel musste sich ein halbes Jahr anstrengen, bis er 1776 die Berliner Steinmetzzunft davon überzeugen konnte, sich hier niederlassen zu dürfen. Dann aber eröffnete er am Lustgarten seine Meisterwerkstatt und kam in der Folge dank seines Könnens und der nicht nur geschäftlichen, sondern auch freundschaftlichen Beziehung zu dem einflussreichen Architekten Karl Friedrich Schinkel an bedeutende Aufträge. Für den Architekten Carl von Gontard arbeitete er an den Königskolonnaden, für Langhans am Brandenburger Tor, für Schinkel an der Neuen Wache und dem Schauspielhaus. Sein Sohn und sein Enkel führen die Tradition fort: Berliner Stadtschloss, Mausoleum Charlottenburg, Siegessäule. Bekannt seit diesen Projekten, tun sich Urenkel Paul Wimmel (1841–1909) und die Brüder Carl (1845–1906) und Otto Zeidler (1847–1909) 1872 zusammen, indem sie gemeinschaftlich ein Werk im schlesischen Bunzlau betreiben, wo bis zu 800 Personen arbeiten. Dem Berliner Werk in der Mühlenstraße wurde ein großes Bildhaueratelier angegliedert, in dem große Mengen an Werk- und Profilsteinen für Monumente und Großbauten der Hauptstadt entstanden: beim Bau der (Alten) Nationalgalerie, des Marstalls, des Abgeordnetenhauses, der Technischen Hochschule, der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und des Reichstagsgebäudes. Mit Adalbert Metzing (1875–1953) übernimmt ein angeheirateter Geschäftsführer 1905 das Unternehmen und erwirbt 1907 auch Wimmel & Co. Neben handwerklicher Tradition etwa beim Bau des KaDeWe oder des Warenhauses Tietz kommen vermehrt auch elektrische Großmaschinen, etwa Diamantensägen, zum Einsatz. Muschelkalkstein kommt in Mode, weshalb ein Steinbruch in Kirchheim bei Würzburg erworben wird, 1920 fusionieren Zeidler & Wimmel endlich. In den 1930er-Jahren arbeiten 1.600 Personen in 21 Steinbrüchen und sieben Verarbeitungswerken für Zeidler & Wimmel, etwa für das Berliner Olympiastadion. Mit dem Verlust der Werke in den sogenannten Ostgebieten und des Stammsitzes in Berlin-Stralau ging die Zentrale nach Kirchheim. Wiederaufbau und Denkmalpflege werden große Themen der Nachkriegszeit, doch die „Steinzeit“ ist nicht vorbei. Die Neue Nationalgalerie am Kulturforum (Architekt Mies van der Rohe) oder die IHK Berlin an der Hardenberg- straße verzichten neben Glas und Stahl nicht auf Naturstein aus dem Hause Zeidler & Wimmel. ■ Die Werkstätten des erfolgreichen Steinmetzbetriebs Zeidler & Wimmel lieferten über Jahrzehnte Material für Berliner Stadtfassaden, die das Bild bis heute prägen von Björn Berghausen (BBWA) Als eine neue Steinzeit anbrach Zugang zum Wirtschaftsarchiv Die Bestände des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können nach Vereinbarung eingesehen werden. Kontakt und Infos: bb-wa.de FOTOS: BBWA Historie | 41 Berliner Wirtschaft 12 | 2024

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