Berliner Wirtschaft Dezember 2024

Begoña de la Marta Geschäftsführerin Im Jahr 2016 hat Begoña de la Marta die Frauenalia gUG, in der sie Geschäftsführerin ist, mitgegründet. Zudem hat sie im Jahr 2022 den Bundesverband internationaler Entrepreneurinnen „Sie gründet“ mit ins Leben gerufen. Rund 300 Frauen mit Einwanderungsgeschichte berät die gemeinnützige UG Frauenalia pro Jahr – darunter auch viele Gründerinnen. Geschäftsführerin Begoña de la Marta bietet dafür auch einen Inkubator und einen Akzelerator an. Gerade Menschen mit Migrations- und Integrationserfahrungen bringen nach Ansicht der Unternehmensberaterin und Juristin gute Voraussetzungen für die Selbstständigkeit mit. Berliner Wirtschaft: Warum unterstützen Sie Gründerinnen mit Migrationshintergrund? Begoña de la Marta: Das beruht auf meinen eigenen Erfahrungen als Spanierin mit 15 Jahren Berufserfahrung in internationalen Anwaltskanzleien – unter anderem in Washington und Brüssel nebst Berlin. In Berlin bin ich Mutter geworden. In der Kombination Migrantin, Akademikerin und Mutter habe ich keine geeignete neue berufliche Herausforderung und zunächst auch kein Netzwerk gefunden, über das ich mich neu orientieren konnte. Deshalb wollte ich Frauenalia als Anlaufstelle und Netzwerk aufbauen, für Frauen mit Einwanderungsgeschichte, die sich beruflich neu orientieren wollen. Was sind die Motive der Frauen, die sich an Sie wenden und gründen wollen? Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt natürlich Frauen, die mit ihrem Studium und ihrer Berufserfahrung aus ihrem Herkunftsland nichts mehr anfangen können und sich deshalb aus einer Art Notlage heraus für die Existenzgründung entscheiden. Aber das ist der kleinere Teil. Bei den meisten entwickelt sich im Rahmen des Migrationsprozesses eine neue Identität und daraus der Wunsch, etwas Eigenes ins Leben zu rufen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist natürlich auch ein Motiv für die Selbstständigkeit. Sie beraten auch Frauen, die in Angestellten- verhältnissen ihre Karriere fortsetzen wollen. Richtig, unsere Arbeit liegt in der Begleitung von Frauen auf dem Weg zur beruflichen Weiterentwicklung. Bei Gründerinnen betrachten wir den Gründungsprozess als einen Veränderungsprozess, weil es immer mit der Veränderung der Identität einhergeht. Zunächst geht es oft darum, das Selbstvertrauen der Frauen wiederaufzubauen. Im Integrationsprozess haben viele das Vertrauen in sich verloren, weil sie denken, dass sie das, was sie früher konnten, jetzt nicht mehr können. Sind Gründerinnen bei Ihnen eher die Ausnahme? Absolut nicht. Es kommen viele Migrantinnen mit dem Wunsch der Selbstständigkeit zu uns. Es gibt generell eine hohe Neigung unter Migrantinnen zur Gründung einer eigenen Existenz. Laut Bertelsmann-Stiftung ist die Zahl der Gründerinnen mit Migrationshintergrund in Deutschland seit 2005 um 83 Prozent gestiegen. Keine andere Gruppe in der Existenzgründung wächst so dynamisch. Von den selbstständigen Frauen in Deutschland haben 25 Prozent eine Einwanderungsgeschichte. Ich weise stets darauf hin, dass schon der Migrationsprozess eine Gründung ist. Das ist eine Art Vorbereitung auf Firmengründungen. Können Sie Ihren Beratungsansatz für Gründerinnen genauer beschreiben? Wir kümmern uns sowohl um die Hardskills als auch um die Softskills – also die Persönlichkeitsentwicklung. Bei den Hardskills geht es zum Beispiel um die » Begoña de la Marta mit einer Gruppe von Migrantinnen, die sie bei der beruflichen Weiterentwicklung berät FOTOS: AMIN AKHTAR Interview | 29 Berliner Wirtschaft 12 | 2024

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