Berliner Wirtschaft 12/2020

Mit der industriellen Produktion kam die Nachfrage nach Systemen zur Belüftung. Davon profitierte über viele Jahrzehnte der Hersteller Danneberg & Quandt von Björn Berghausen (BBWA) Unternehmen gute Luft A ls sich der Kreuzberger Klempner und Nähmaschinenspezialist Wilhelm Quandt 1879 mit dem Kaufmann Bruno Danneberg zusammentat, umdie Klemp- nerei und mechanische Fabrik für Zimmerven- tilatoren Danneberg & Quandt zu gründen, hat- ten beide einen guten Riecher: Denn Ventilato- ren zählten zu den kleinen, aber unverzichtbaren Bauteilen der Moderne. Insbesondere für die Ent- staubung immer aufwendigerer industrieller Pro- duktionsprozesse benötigteman Gebläse, Absaug- anlagen und Entlüfter, auch zum Entfernen von Spänen beim Holzschnitt und für alle Prozesse, bei denen zu viel Feuchtigkeit in engen Fabrik- räumen entstand. Hier kamen die erfolgreichen Daqua-Entne- belungsanlagen zum Einsatz, ob in der Braue- rei, der Glühstrumpfzwirnerei, in Großküchen, Färbereien oder bei der Papier- oder Zelluloid- produktion. Das Prinzip funktionierte mit einer Mischung aus Fliehkraftabscheidung, Filterung undHeißluft und entwickelte sichmehr undmehr zu echten Klimaanlagen – sowohl mit Extra- wärme in Gewächshäusern als auch für Kühlan- lagen im Brauwesen. Seit 1900 führte Danneberg das Unternehmen allein, das auch auf der Treptower Gewerbeaus- stellung 1896 vertreten war und für den Wieder- aufbau der Spandauer Nikolaikirche 1904 das Orgelgebläse beisteuerte. 1914 verlegte Danne- berg die Produktion aus demHinterhof der Frank- furter Allee 180 in das neue Werk in der Lichten- berger Siegfriedstraße und erhielt mit dem Ers- tenWeltkrieg vermehrt kriegswichtige Aufträge. In Lichtenberg entwickelte die Maschinen- fabrik Großlösungen für jede Art lufttechnischer Anlagen, was im Zweiten Weltkrieg für Sonder- konjunktur sorgte: Sowohl in U-Booten waren effiziente Lüftungssysteme gefragt als auch in Luftschutzbunkern. Für die Fertigung der kur- belbetriebenen „Heeres-Einheitsschutzfilter“ wurden mehr als 150 Fremd- und Zwangsarbei- ter eingesetzt. Da das Werk den Bombenkrieg nahezu unbe- schadet überstand, setzte sich der Verband der Metallarbeiter gegen die Demontage ein – ver- geblich. Dennoch konnte nach der Enteignung und der Überführung zum VEB Lufttechnische Anlagen einer der Big Player der DDR-Klima- branche entstehen, während im Westen Götz Danneberg das Gewerbe des Familienunterneh- mens 1952 abmeldete. ■ FOTOS: BBWA Zugang zum Wirtschaftsarchiv Die Bestände des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können eingesehen werden. Kontakt und Infos: bb-wa.de Danneberg & Quandt fertigte u.a. Entnebelungsanlagen für die Zelluloidproduktion (großes Bild). Standort der Fabrik war ab 1914 in Lichtenberg 45 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 12 | 2020 BRANCHEN | Historie

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