Mit rund 5.000 Firmen vor Ort ist die deutsche Wirtschaft fest in China verwurzelt – oftmals schon seit Jahrzehnten. Stand in den 1990er-Jahren noch der Technologietransfer „von West nach Ost“ auf der Tagesordnung, gelten chinesische Unternehmen heute als Wettbewerber und zunehmend auch als Innovationsführer in ihren Industrien – so die Einschätzung der Mitglieder der Deutschen Handelskammer in China. Damit hat sich China in den vergangenen Jahren vom reinen Produktionsstandort zum globalen Innovationszentrum entwickelt. Als solcher ist der chinesische Markt noch immer relevant und attraktiv, allerdings unter veränderten Rahmenbedingungen. Expertise als Chance – auch in Drittmärkten Selbst kritische Beobachter erkennen an, dass China heute ein Motor der globalen grünen Transformation ist – sowohl als Technologielieferant als auch als Nutzer und Anwender. Der Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Industrie sowie in der Produktion als auch im alltäglichen Leben eröffnet deutschen Unternehmen unverändert große Chancen. Denn: Chinas ambitionierte Klimaziele erzeugen eine starke Nachfrage nach deutscher Expertise in grünen Technologien – ein Feld, in dem Berliner Firmen mit ihrer jahrelangen Erfahrung bereits Maßstäbe setzten. Zukunftsfelder wie künstliche Intelligenz, Robotik und autonomes Fahren eröffnen ebenfalls vielfältige Geschäftschancen und erleben in diesem Jahr einen noch größeren Push in China. Deutschlands hoch spezialisierte mittelständische Unternehmen sind hervorragend positioniert, um Nischen in Chinas industriellen Wertschöpfungsketten zu besetzen. Zugleich bieten sich neue Möglichkeiten durch Partnerschaften mit hochinnovativen chinesischen Firmen. Von wachsender Bedeutung ist darüber hinaus die internationale Expansion chinesischer Unternehmen. Dadurch bietet sich für deutsche Firmen die Gelegenheit, als Partner oder Zulieferer gemeinsame Geschäftschancen in Drittmärkte anzugehen. Auch hier können Berliner Unternehmen mit ihrem Fachwissen sowie ihrer langjährigen Internationalisierungsexpertise punkten. Diese Entwicklung verdeutlicht Chinas wachsende Rolle als Innovationszentrum mit globaler Bedeutung. Für deutsche Unternehmen eröffnet eine Präsenz in China damit die Chance, ihre Wettbewerbsfähigkeit sowohl vor Ort als auch in Südostasien, im Mittleren Osten sowie in Afrika zu stärken. Wer in China einsteigt oder expandiert, muss sich aber auch auf intensiven Wettbewerbs- und Preisdruck einstellen. Chinesische Unternehmen steigen oft schneller als erwartet in der Wertschöpfungskette. Die derzeit schwache Binnennachfrage einzelner Branchen verstärkt die wirtschaftliche Herausforderung zusätzlich. Deutsche Unternehmen reagieren darauf strategisch, indem sie ihre Präsenz und Ressourcen vor Ort weiter lokalisieren. Die Lokalisierung deutscher Unternehmen in China ist kein neuer Trend. Doch derzeit ist eine deutlich tiefere Verflechtung mit dem chinesischen Ökosystem wahrnehmbar – eine „Lokalisierung 3.0“. Besonders sichtbar ist dies in den Partnerschaften: Früher stand vor allem der Aufbau eines großen Partnernetzwerks im Mittelpunkt. Jetzt setzen Unternehmen zunehmend auf qualitativ hochwertige Kooperationen und wählen ihre Partner gezielt aus, um eigene Produkte und Dienstleistungen mit der bekannten „China Speed“ und der Innovationskraft chinesischer Firmen zu verbinden. Darüber hinaus entwickeln sich die chinesischen Standorte deutscher Unternehmen zu wichtigen Knotenpunkten im globalen Netzwerk. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, erhöhen immer mehr deutsche Firmen ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung direkt vor Ort und bedienen aus China heraus Geschäfte weltweit. Standortvorteile smart kombinieren Damit diese enge Verzahnung reibungslos funktioniert, braucht es die Unterstützung der Zentralen in Deutschland – vor allem in Form von Vertrauen und ausreichendem Entscheidungsspielraum, um mit der Geschwindigkeit des chinesischen Wettbewerbs Schritt zu halten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im smarten Engagement: 100 Prozent Lokalisierung ist nur selten das Ziel. Vielmehr verbinden etablierte deutsche Firma mit globaler Ausrichtung ihre Stärken gezielt mit den lokalen Standortvorteilen und den Innovationsimpulsen aus China. Die Auslandshandelskammer in China (AHK Greater China) unterstützt seit drei Jahrzehnten deutsche Unternehmen beim Markteintritt und ihrer Expansion. Partner, Mitglieder und Kunden profitieren vom exklusiven Zugang zu Informationen sowie vielfältigen Networking-Möglichkeiten. ■ Sami Bettaieb, IHK-Public-Affairs- Manager Außen- wirtschaft Tel.: 030 / 315 10-241 sami.bettaieb@ berlin.ihk.de 5 000 deutsche Unternehmen sind in China vertreten. Der Autor Oliver Oehms ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Nordchina, Beijing. AHK-Service Unterstützung und Beratung für deutsche Firmen in China unter: china.ahk.de/de Rund FOTOS: GETTY IMAGES/DUKAI PHOTOGRAPHER, MAXIME CASA Auslandsgeschäft | 57 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
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