liner Glas in ein Technologieunternehmen verwandelte. Zunächst konzentrierte er sich auf Spezialgläser für Fotokopierer, später auf Präzisionsoptik. Die entscheidende Weichenstellung kam in den Neunzigerjahren mit der Hinwendung zur Halbleiterindustrie, als Berliner Glas sich mit Komponenten aus Hochleistungskeramik positionierte – und damit genau die Fähigkeiten entwickelte, die ASML für seine Maschinen dringend brauchte. Über drei Jahrzehnte lang pflegten beide Unternehmen eine enge Partnerschaft, bis sich 2020 die Nachfolgefrage stellte. Da Kubatz junior keinen Nachfolger für das Familienunternehmen fand, übernahm ASML. Der Stammsitz der Berliner Glas in der Britzer Waldkraiburger Straße soll in den kommenden Jahren zu einem hochmodernen, nachhaltigen und sicheren Campus ausgebaut werden, der den Mitarbeitenden ein attraktives Arbeitsumfeld bietet. „Vor einigen Jahren haben wir an unseren Campus angrenzende Flächen erworben, auf denen nun neue Produktionsgebäude entstehen. Aber wir planen auch Modernisierungen und Umbauten auf der bestehenden Fläche, um die Fläche, die wir haben, optimal zu nutzen“, erklärt Matthes die nächsten Entwicklungsschritte in Neukölln. Mehr Präzision und Geschwindigkeit Neben der Produktion schlägt in Berlin auch das innovative Herz des Unternehmens. Rund 320 der aktuell über 1.900 Beschäftigten arbeiten in den eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. „Wir sind vollumfänglich für unsere Produktgruppen verantwortlich – von der Forschung über die Entwicklung bis zur Serienfertigung“, betont Matthes. So werden in Britz neue Werkstoffe getestet, Fertigungstechnologien erprobt und Verfahren entwickelt, die den Chip-Maschinen der nächsten Generation noch mehr Präzision und Geschwindigkeit verleihen sollen. Der Standort ist also nicht nur verlängerte Werkbank, sondern integraler Bestandteil der globalen Innovationsstrategie des Konzerns. Mit dem neuen Gebäude BER08 unterstreicht das Unternehmen, dass seine Zukunft auch in Berlin geschrieben wird – und dass die deutsche Hauptstadt innerhalb des globalen Netzwerks von ASML eine immer größere Rolle einnimmt. Für Berlin bedeutet das nicht nur hoch qualifizierte Arbeitsplätze, sondern auch internationale Sichtbarkeit in einem der innovativsten Industriezweige unserer Zeit. ■ Lars Mölbitz, IHK-Key-AccountManager Gesundheitswirtschaft und Industrie Tel.: 030 / 315 10-439 lars.mölbitz@ berlin.ihk.de Zeremonie eröffnete das Unternehmen gemeinsam mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner am 18. September das neue Produktionsgebäude BER08. Auf rund 5.000 Quadratmetern zusätzlicher Produktionsfläche, darunter 1.800 Quadratmeter für modernste Reinraumlabore, werden fortan wichtige Bauteile für die Lithografie-Systeme von ASML produziert – die Wafertafeln. Bisher werden sie noch in mehreren Fertigungshallen hergestellt, jetzt wird die Produktion an einem Ort gebündelt. Standort spielt immer größere Rolle Aber das ist noch nicht alles: Unweit der neuen Produktionshalle klafft bereits eine riesige Baugrube. Einst stand hier BER01, das erste Produktionsgebäude. In nur drei Jahren soll es durch eine 20.000 Quadratmeter große Fertigungshalle ersetzt werden. Wie viel die kostet, kann Markus Matthes, der den Berliner ASML-Standort leitet, nicht verraten. Nur so viel: Für BER08 investierte ASML einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in der Hauptstadt. BER01 wird etwa viermal so groß. Dass der Standort Berlin innerhalb des Konzerns eine immer größere Rolle spielt und sukzessive ausgebaut wird, überrascht nicht: „In Berlin werden Schlüsselkomponenten wie Wafertafeln und -klemmen, Reticle Chucks und Spiegelblöcke entwickelt und gefertigt. In jeder Lithografie-Maschine sind zahlreiche Komponenten verbaut“, erklärt Matthes, der den hiesigen ASML-Standort leitet. „Viele dieser Schlüsselkomponenten werden nur hier in Berlin hergestellt.“ Dank der Wafertafeln können die Wafer mit höchster Präzision belichtet werden. Als Herzstücke der Lithografie-Maschinen hängt von ihrer Genauigkeit die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems ab. Die Wurzeln der heutigen ASML-Produktion an der Spree reichen weit zurück: Gegründet wurde das Berliner Werk nicht von dem niederländischen Konzern selbst, sondern 1952 vom Unternehmer Herbert Kubatz, Senior eines Glasgroßhandels, den sein Sohn Herbert Kubatz junior ab den 1960er-Jahren unter dem Namen BerIn Berlin werden Schlüsselkomponenten wie Wafertafeln entwickelt und gefertigt. Markus Matthes Geschäftsführer ASML-Standort Berlin FOTOS: ASML Hightech | 37 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
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