E in Blick in die Tageszeitung reicht. Die Sicherheitslage in und um Berlin hat sich deutlich zugespitzt: der russische Angriffskrieg in der Ukraine, tägliche Cyberattacken und Drohnenüberflüge oder Sabotageakte wie jüngst in Adlershof. Das betrifft längst nicht nur Staat und Behörden, sondern unmittelbar die Wirtschaft. Wie gelingt es, die Hauptstadt widerstandsfähiger aufzustellen? Und was können Berliner Unternehmen dazu beitragen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der IHK-Veranstaltung „Gemeinsam krisenfest“ Ende September im Ludwig Erhard Haus. „Die Bedrohungslage betrifft uns alle – und wir können ihr nur gemeinsam begegnen“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner zum Auftakt. Sie appellierte an Politik, Bundeswehr, Behörden und Unternehmen, sich stärker unterzuhaken. Eine resiliente und krisenfeste Hauptstadt, so Schreiner, entstehe nur durch enge Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung. Entscheidend sei, „klar zu benennen, wo wir helfen können – aber ebenso offen zu sagen, wann und wo wir selbst Unterstützung brauchen“. Wirtschaft Teil der Gesamtverteidigung Brigadegeneral Horst Busch, Kommandeur des Landeskommandos Berlin der Bundeswehr, machte deutlich, mit welchen sicherheitspolitischen Herausforderungen wir uns befassen müssen: Nach Einschätzung von Bundeswehr und Nachrichtendiensten könnte Russland bis 2030 in der Lage sein, den Konflikt auf Nato-Gebiet auszudehnen und damit die Verteidigungsfähigkeit der Allianz auf die Probe zu stellen. Als Antwort darauf hat die Bundeswehr den Operationsplan Deutschland entwickelt. Sein Ziel: staatliche und zivile Akteure so zu vernetzen, dass Deutschland schnell, wirksam und abgestimmt reagieren kann. Die Wirtschaft spiele dabei eine Schlüsselrolle – von der logistischen Unterstützung bis zur Sicherung kritischer Infrastrukturen. Eine aktive Vorbereitung auf den Ernstfall, betonte Busch, erhöhe die Handlungsfähigkeit und damit auch die Abschreckung. Dadurch wiederum stiegen die Chancen, dass es gar nicht erst zu einer militärischen Konfrontation komme, so General Busch. Wie diese zivil-militärische Zusammenarbeit konkret aussehen kann, zeigte Felix Albrecht vom Berliner Defence-Start-up Project Q. Als Vorstand im Reservistenverband Berlin hob er die Bedeutung der rund 100.000 deutschen Reservistinnen und Reservisten der Bundeswehr hervor: „Sie sind Brückenbauer zwischen Bundeswehr und Wirtschaft, bringen sicherheitsrelevantes Knowhow in Unternehmen ein und stärken zugleich das gesamtgesellschaftliche Sicherheitsbewusstsein.“ Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden für den Reservistendienst freistellen oder ehrenamtliches Engagement, etwa bei der THW, der Feuerwehr oder im Sanitätsdienst, unterstützen, leisteten damit einen wichtigen Beitrag zur Resilienz unseres Landes, erklärte Albrecht. „In der Krise Köpfe kennen“ „Sicherheit ist Chefsache“, betonte Susanne Kufeld, Chief Security Officer der Messe Berlin. Sie riet Führungskräften und Unternehmen, sich regelmäßig die Frage zu stellen: Was wäre, wenn? Nur wer mögliche Krisenszenarien frühzeitig durchdenke, könne wirksame Notfallstrategien und Vorsorgemaßnahmen entwickeln. Ebenso entscheidend seien der offene Austausch unter Kolleginnen und Kollegen sowie die aktive Kontaktpflege zu relevanten Behörden vor Ort. „In der Krise Köpfe kennen“, so Kufeld, sei ein Schlüssel dafür, dass durch Vertrauen und kurze Informationswege die Zusammenarbeit in Drucksituationen funktioniere. Die anschließende Diskussion mit den Unternehmerinnen und Unternehmern machte deutlich: Die Berliner Wirtschaft ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv einzubringen. Für viele Betriebe ist das Thema Sicherheit jedoch noch Neuland. Um sie dabei zu unterstützen, bündelt die IHK Berlin auf einer neuen Website alle wichtigen Informationen rund um Unternehmenssicherheit und Resilienz – von praxisnahen Leitfäden und aktuellen Sicherheitshinweisen bis hin zu relevanten Ansprechpartnern. ■ IHK-Veranstaltung rückte Fragen sowie mögliche Lösungen zur Resilienz und Sicherheit in der Berliner Wirtschaft in den Mittelpunkt von Henrik Holst Gemeinsam krisenfest Henrik Holst, IHK-Public-Affairs- Manager Digitalpolitik und Unternehmens- sicherheit Tel.: 030 / 315 10-623 henrik.holst@ berlin.ihk.de IHK-Service Tipps und Aktuelles zum Thema unter: ihk.de/berlin/unternehmenssicherheit IHK-Newsletter Expertentipps abonnieren unter: ihk.de/berlin/nl-unternehmenssicherheit FOTOS: IHK BERLIN/ROBERT RECKER Krisenbewältigung | 23 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
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