Berliner Wirtschaft November 2025

Die optimistischeren Erwartungen in einer Branche bringen jedoch nicht die Kehrtwende in der seit Jahren anhaltenden Konjunkturflaute. Ganz deutlich zeigen das die Personalpläne. Der überwiegende Teil der Unternehmen rechnet mit einem Rückgang der Beschäftigten. Damit fällt der entsprechende Messwert auf -4 und liegt zum ersten Mal seit der Corona-Krise wieder im negativen Bereich. Die Tragweite wird besonders deutlich, wenn man weiß, dass es auch vor Corona einer internationalen Krise bedurfte, nämlich der Finanzkrise 2009, damit der Wert unter die Nulllinie fiel. Jetzt – ohne eine Katastrophe globalen Ausmaßes als Ursache – offenbart der negative Wert die tiefgreifenden strukturellen Probleme, die die Konjunktur ausbremsen. In fast allen Branchen gehen mehr Unternehmen von fallenden Beschäftigtenzahlen als von steigenden aus. Einzige Ausnahme bilden die Dienstleistungsunternehmen. Hier ändert sich trotz gestiegener Erwartungen an der Einschätzung aus dem Frühsommer nichts. In den übrigen Wirtschaftszweigen ist der Indikator unter die Wachstumsschwelle von null Punkten gefallen: im Gastgewerbe auf -55 Punkte, in Baugewerbe, Handel und Industrie auf -18 beziehungsweise -17 und -13 Punkte. Entsprechend seltener wird der Fachkräftemangel als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen gefürchtet. Deutlich dringlicher sind für die Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, der Inlandsabsatz und die Arbeitskosten. Für den Arbeitsmarkt signalisieren diese ErgebLaut IHK-Umfrage wollen die Unternehmen in den kommenden Monaten Personal abbauen, strukturelle Probleme lähmen die konjunkturelle Erholung von Patrick Schulze Arbeitsmarkt gerät unter Druck Wenn die Unternehmer jetzt im Herbst auf die nächsten sechs Monate blicken, sind sie ein bisschen weniger pessimistisch als noch im Frühsommer. Ob Industrie oder Handel, Bau oder Gastgewerbe: Zwar geht die Mehrzahl der Unternehmer in all diesen Branchen weiterhin von schlechteren Geschäften aus, aber es werden weniger. Die Dienstleistungsunternehmen dagegen erhöhen ihre Erwartungen überraschend deutlich. Mit dem Ergebnis, dass trotz leicht schlechterer Lagebeurteilung das Konjunkturklima sich leicht verbessert. AGENDA | Konjunktur | 18

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