Expo 2035 IHK Berlin und Partner senden starkes Signal für die Bewerbung Seite 12 Fachkräfte Brückenschlag für die TalentsBridge nach Namibia Seite 44 Auf Nummer sicher gehen IT-Systeme und Firmendaten schützen ist ein Muss. Andreas Rohr, Deutsche Cyber-Sicherheitsorganisation, warnt Unternehmen vor teurer Nachlässigkeit Seite 24, Interview Seite 32 Mehr in der BW Online Ausbildung Nein zur Strafabgabe! Bündnis der Wirtschaft sendet dringenden Appell an die Politik Seiten 14 und 17 Das Magazin der Industrie- und Handelskammer zu Berlin 11 / 2025 ihk.de/berlin
berliner-volksbank.de/pitch Fördermittel? Netzwerk? Wir öffnen Türen. Unser Pitch für Berliner Firmenkunden: Ob Finanzierung, Kontakte oder lokale Expertise: Wir verbinden Sie mit dem, was Ihr Unternehmen in Berlin und international wirklich weiterbringt.
Sebastian Stietzel ist Präsident der IHK Berlin und Geschäftsführer der Marktflagge GmbH, Management & Investments Deutschland ist laut Microsoft das größte HackerZiel in der EU. Der Wirtschaft entstehen durch Cyberkriminalität Schäden von mehr als 200 Milliarden. Euro pro Jahr, bilanziert der Branchenverband Bitkom. Auch Berliner Unternehmen geraten zunehmend ins Visier von Cyberkriminellen. Dabei kann es jeden treffen, vom Soloselbstständigen, der beim Phishing-Angriff Tausende Euro verliert, bis zum Großkonzern. Der kürzliche Angriff auf einen BER-Dienstleister und das anschließende tagelange Chaos dürften noch in lebhafter Erinnerung sein. Wie also können Unternehmen ihre Abwehr im digitalen Raum verbessern? Dazu mehr in dieser Ausgabe (S. 24). Unter Druck ist die Berliner Wirtschaft auch in der analogen Welt: Die Konjunktur kommt nicht in Schwung, wie unsere aktuelle Umfrage zeigt (S. 18). Wie in den vergangenen Jahren nennen die Unter nehmen als größtes Geschäftsrisiko die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Und was plant jetzt die Berliner Politik? Diese Rahmenbedingungen weiter zu verschlechtern mit der Einführung der sogenannten Ausbildungsplatzabgabe. Was wir als IHK tun, um diese Strafabgabe für Unternehmen zu verhindern – und wie Sie dabei unterstützen können, lesen Sie ab Seite 14 und auf Seite 17. Ihr Gesundheitsstandort Die Metropolregion Berlin-Brandenburg verfügt über eine Gesundheitswirtschaft mit enormem Potenzial. Dazu gehören 21.400 Gesundheitsunternehmen und 40 Forschungseinrichtungen. In dem Positionspapier „Gesundheitsstandort Berlin 2030“ zeigt die IHK Berlin Wege auf, wie dieses Potenzial optimal genutzt werden kann. Seite 10 Standortfaktoren mit Sicherheit berliner-wirtschaft.de Mehr Business-News und Storys aus den Unternehmen der Hauptstadt, dazu Zahlen, Fakten und Meinungen bietet der Online-Auftritt der „Berliner Wirtschaft“: ZEICHNUNG: ANDRÉ GOTTSCHALK; TITEL: AMIN AKHTAR Editorial | 03 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
AGENDA 10 Standort IHK skizziert Berlins Weg zur Gesundheitshauptstadt 12 Expo 2035 IHK setzt starkes Signal für die Weltausstellung in Berlin 14 Ausbildungsplatzabgabe Berliner Wirtschaft appelliert an Abgeordnete, die Pläne für die Abgabe zu stoppen 16 Innovation IHK schreibt Wettbewerb für Konzepte im Stadtraum aus 17 Kolumne Sebastian Stietzel fordert eine kluge Ausbildungspolitik 18 Konjunktur Berliner Arbeitsmarkt gerät zunehmend unter Druck 20 Stadtentwicklung Berliner Delegation konnte sich vom Städtebau-Konzept in Madrid überzeugen 22 Krisenbewältigung IHK-Veranstaltung rückte das Thema Resilienz der Wirtschaft in den Blickpunkt FOKUS 24 Cyberkriminalität Jedes Unternehmen kann von Angriffen aus dem Netz betroffen sein. Doch es gibt Wege, sich zu schützen 28 Unternehmenspraxis Resilienz ist maßgeblich für die Interteam Spedition, die Bundesdruckerei-Gruppe und das IT-Systemhaus Ehrig 32 Interview Cybersicherheits-Experte Andreas Rohr über die Herausfordungen für KMU Berlin ist moderner und passt besser zum Thema Cybersecurity als zum Beispiel Frankfurt. BRANCHEN 36 Hightech Halbleiter-Spezialist ASML baut seinen Standort in der Hauptstadt weiter aus 40 Start-up Leo Schuhmann, Mitgründer von ComplyDo Solutions, über sein Unternehmen 42 Gründerstory Fräulein Scholz UG von Hanna Scholz hat Ingwerlikör als Geschäftsidee entdeckt 43 Historie Nach dem Ersten Weltkrieg war die R. Frister AG Europas größte Lampenfabrik Ausbildungsplatzabgabe IHK-Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner fordert die Politik auf, die Pläne für die Abgabe zu stoppen 14 24 Cyberkriminalität Sich vor Angriffen auf die eigenen Systeme zu schützen, ist eine zentrale Herausforderung für Unternehmen Andreas Rohr Geschäftsführung DCSO 32 Inhalt | 04
03 Editorial | 06 Entdeckt | 49 Impressum | 52 Seminare 65 Gestern & Heute | 66 Zu guter Letzt FACHKRÄFTE 44 Internationale Talente Zusammenarbeit zwischen Berlin und Windhoek vertieft 46 Förderung IHK stellte Pilotprojekt für begabte Azubis in den Fokus 47 Bildung Vorlesetag 2025 dient auch der frühen MINT-Förderung 48 Beschäftigtenwohnen IHK Berlin legt gemeinsam mit Partnern Leitfaden vor 49 Mitarbeiterbindung IHK unterstützt Betriebe, ihre Fachkräfte auch zu halten 50 Recruiting Mit Aktionen und Kampagnen gegen den Fachkräftemangel 53 Verbundausbildung Berliner Förderrichtlinie dient einer modernen Ausbildung SERVICE 56 Auslandsgeschäft Was China für deutsche Firmen attraktiv macht 58 Gesellschaftsrecht Interne Konflikte sollten schnell beigelegt werden 60 Beratung Umsatzsteuer-Neuerung bei Online-Veranstaltungen 61 Biodiversität Berliner Bündnis zeichnet Projektteilnehmer aus 62 Markenschutz Nur ein rechtlicher Rahmen sichert Einzigartigkeit ab Internationale Talente Auch die TalentsBridge der IHK war Gegenstand einer Berliner Delegationsreise nach Windhoek 44 Schreiben Sie uns Worüber möchten Sie in der „Berliner Wirtschaft“ informiert werden? Senden Sie Ihre Anregungen per Mail an: bw-redaktion@berlin.ihk.de FOTOS: AMIN AKHTAR, ANDREW GRAUMAN; ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/MOOR STUDIO Berliner Wirtschaft 11 | 2025 Inhalt | 05 das uns! Überlassen Sie Professionelle Entsorgungslösungen für: Gewerbeabfälle Bedarfsgerechte Konzepte zur Erfassung Ihrer gemischten Gewerbeabfälle – entsprechend der Gewerbeabfallverordnung Altpapier Beste Preise für Industrie, Handel, Gewerbe, Wohnungswirtschaft und Privathaushalte Gewerbefolien Kostengünstige und umweltgerechte Wertstoffentsorgung Andere Abfälle Zuverlässige Erfassung aller anderen Abfälle zur Verwertung (Glas, Holz, Schrott, E-Schrott) Bartscherer & Co. Recycling GmbH Montanstraße 17-21 13407 Berlin Tel: (030) 408893-0 Fax: (030) 408893-33 www.bartscherer-recycling.de Bestellungen direkt im Onlineshop. Günstige Pauschalpreise für Umleerbehälter von 240 l bis 5,5 cbm.
FOTO: ULRICH SCHUSTER Berliner Wirtschaft 11 | 2025 Entdeckt | 06
Was tun, wenn Spielzeug sich häuft oder Kinder ihm entwachsen? Für andere Familien oder auch spezialisierte Sammler sind solche abgelegten Schätze durchaus interessant. Sascha Müller und Bennet Görlitz haben daraus ihre Geschäftsidee ToysReloved entwickelt. Sie sammeln gebrauchte Spielwaren ein – in Berlin per Lastenrad, sonst im Versand – und verkaufen sie im eigenen Onlineshop sowie auf fünf weiteren Plattformen. Vorher wird sortiert, gereinigt und fotografiert (Foto, Mitarbeiterin Pooja). Die Gründer des Unternehmens in Prenzlauer Berg haben langjährige E-Commerce-Erfahrung. ToysReloved, im Mai 2024 gestartet, ist stark technologiegetrieben, bei der Preisermittlung hilft KI. Den Verkaufserlös teilen sich das Start-up und die Anbieter des Spielzeugs. Unverkäufliches wird gespendet, das gehört zum nachhaltigen Ansatz des Duos. Und das erklärte Ziel: Wachstum. Gerade sind Müller und Görlitz auf Investoren-Werbetour. Weihnachten ist Hochzeit für Spielwaren. Und für Wünsche. Neues Spiel, neues Glück Berliner Wirtschaft 11 | 2025 Entdeckt | 07
„Berlin kann und braucht Großveranstaltungen von internationaler Strahlkraft. Olympische Spiele, Expo 2035 und Internationale Bauausstellung sind Infrastruktur- und Innovationsbooster zugleich. Als IHK unterstützen wir die Bewerbung Berlins um Olympische und Paralympische Spiele – genauso wie andere Großereignisse mit weltweiter Ausstrahlung. Als internationale Metropole muss Berlin alle Potenziale nutzen, die Großevents bieten.“ Die Bewerbung Berlins für die Olympischen Spiele nimmt Fahrt auf. Und das ist auch gut so Internationale Strahlkraft gesagt Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin 2,5 Mrd. Dollar beträgt die Bewertung der Berliner n8n GmbH, nachdem das KIStart-up in einer neuen Finanzierungsrunde 180 Mio. Dollar von Investoren eingesammelt hat. Insgesamt bekam es schon 240 Mio. Dollar. Damit ist n8n das nächste deutsche Unicorn. kopf oder zahl Carola Zarth Mark Frankenstein ist am 1. Oktober im Roten Rathaus mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet worden. Die Präsidentin der Handwerkskammer Berlin habe eindrucksvoll gezeigt, wie man unternehmerisches und gesellschaftliches Engagement bestmöglich miteinander verbindet. Gewürdigt wurde vom Senat ihr Einsatz für die Förderung von Frauen im Handwerk. ist in die Geschäftsführung der mf Mercedöl GmbH berufen worden. Damit leitet das Unternehmen den Wechsel auf die dritte Generation ein. Die langjährigen Geschäftsführer Matthias Frankenstein und Andreas Körner werden sich in den kommenden Jahren schrittweise aus der operativen Verantwortung zurückziehen. FOTOS: MF MERCEDÖL, MARIE STAGGAT, CHRISTIAN KIELMANN, PHILIPP ARNOLDT; ILLUSTRATIONEN: GETTY IMAGES/CHRISTINA GAIDAU Berliner Wirtschaft 11 | 2025 Kompakt | 08
2019 2020 1. Halbjahr in Tausend Tonnen 2. Halbjahr 2021 2022 2024 2023 2025 Quelle: Statistik Berlin Brandenburg 1.253 671 1.159 1.505 1.625 1.593 1.730 913 890 805 707 520 613 817 703 820 797 640 640 2019 2020 1. Halbjahr in Tausend Tonnen 2. Halbjahr 2021 2022 2024 2023 2025 Quelle: Statistik Berlin Brandenburg 1.253 671 1.159 1.505 1.625 1.593 1.730 913 890 805 707 520 613 817 703 820 797 640 640 5 % mehr Güter in Tonnen wurden im ersten Halbjahr 2025 auf Berliner Wasserstraßen befördert. Dr. Lutz Kaden, IHK-Experte für Verkehr Tel.: 030 / 315 10-415 lutz.kaden@berlin.ihk.de Binnenschifffahrt legt zu Der Gütertransport auf Berlins Binnenwasserstraßen ist im ersten Halbjahr um 31.700 auf 671.000 Tonnen gestiegen berliner wirtschaft in zahlen Der Verwaltungsrat der Investitionsbank Berlin (IBB) hat Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin, als neues Mitglied in den IBB-Beirat berufen. Sie ergänzt das Beratungsgremium, dem Vertreter aus Banken, Wohnungswirtschaft, Start-upSzene und Wirtschaftsverbänden angehören. Der Beirat fungiert unter anderem als Sparringspartner für einen Austausch mit der gesamten Berliner Wirtschaft. bw Manja Schreiner im IBB-Beirat Grafiken: BW Quelle: Statistik Berlin-Brandenburg Kompakt | 09
Forschung, Kliniken und Wirtschaft müssen stärker zusammenarbeiten. IHK-Positionspapier skizziert den Weg zur Gesundheitshauptstadt Berlin von Lars Mölbitz Das Potenzial liegt in der Kooperation Die stärkere Vernetzung aller Akteure in der Gesundheitswirtschaft führt zu einem besseren Versorgungsalltag agenda
S tellen Sie sich eine Stadt vor, in der Forschung, Kliniken und Unternehmen so eng zusammenarbeiten, dass neue Therapien, digitale Anwendungen und Medizintechnik nicht jahrelang in Schubladen verschwinden, sondern rasch in den Versorgungsalltag gelangen. Genau das will das Positionspapier „Gesundheitsstandort Berlin 2030“, das Ende September von der Vollversammlung der IHK Berlin verabschiedet wurde. Es ist kein akademisches Papier mit entfernten Zielen, sondern ein wirtschaftsorientierter Umsetzungsplan: Die Metropolregion bringt alle Voraussetzungen mit – rund 21.400 Gesundheitsunternehmen, 20,1 Mrd. Euro Umsatz, 354.000 Beschäftigte, 40 Forschungseinrichtungen und mehr als 200 Life-Science-Studiengänge. Das Potenzial ist da; die Frage ist nur, wie es in echte Wertschöpfung verwandelt werden kann. Das Papier konzentriert sich auf fünf Handlungsfelder, die miteinander verzahnt werden müssen. Zuerst geht es um IP und Kapital: Forschungsergebnisse brauchen verlässliche, standardisierte Wege zur Verwertung, damit Investoren planen und Start-ups schnell skalieren können. Lizenzverträge, klare Vergütungsmodelle und hochschulnahe Venture-Capital-Strukturen sollen genau diesen Rahmen liefern. Ohne planbares Patente-Management bleibt viel Innovation ungenutzt – ökonomisch wie gesellschaftlich. Der zweite Schwerpunkt ist die Datenin- frastruktur. Daten sind heute Rohstoff und Baustoff zugleich: Nur mit interoperablen Systemen, verbindlichen Standards und einem Governance-Layer für pseudonymisierte Datennutzung entstehen tragfähige Geschäftsmodelle im Bereich Digital Health. Verlässliche Plattformen und dauerhafte Betriebsbudgets für Krankenhäuser machen Datennutzung planbar statt zufällig – eine Grundvoraussetzung für Produkte, die wirklich skaliert werden können. Kliniken sind Innovationsplattformen Drittens steht der Transfer von Forschung in marktfähige Angebote im Mittelpunkt. Ein integriertes Ökosystem aus Finanzierung, physischen Infrastrukturangeboten wie Laborkapazitäten und einheitlichen Transfervereinbarungen senkt Markteintrittsbarrieren. Die Kliniken selbst sind dabei mehr als Orte der Versorgung: Sie sind Innovationsplattformen, die Pilotierung, Validierung und frühe Markteinführung unterstützen können – wenn der Zugang geregelt und belastbar ist. Viertens adressiert das Papier den Fachkräftemangel auf wirtschaftliche Weise: Schnelle, digitale Anerkennungsverfahren, gezielte FastTrack-Visa und Integrationspakete machen internationale Expertinnen und Experten rasch produktiv. Für Unternehmen bedeutet das geringere Vakanzkosten, höhere Planungssicherheit und eine größere Auswahl an Talenten – wirtschaftliche Effekte, die messbar sind. Beratung statt Regulierung Fünftens fordert das Papier einen Kulturwechsel in der Regulierungslandschaft. Behörden sollen nicht in erster Linie stoppen, sondern beraten und ermöglichen: Ein Pilot-Regulatory-Hub, frühe Behördenkonsultationen und die Prüfung gebündelter Genehmigungsverfahren für komplexe Projekte können die Zeit zur Marktreife deutlich verkürzen und Investitionsrisiken reduzieren. „Ich freue mich sehr, dass wir unsere Position zur Stärkung der Gesundheitswirtschaft in Berlin auf den Punkt gebracht haben“, betont Kathrin Klär-Arlt, Präsidiumsmitglied der IHK Berlin. „Damit fördern wir Strukturen, die Innovationen ermöglichen und die das bereits vorhandene, außergewöhnliche Potenzial der Gesundheitswirtschaft in Berlin weiter stärken und zum Wohle der Menschen in dieser Stadt nutzbar machen – durch innovative Produkte, qualitativ hochwertige Versorgungsstrukturen, eine Kultur der Förderung mit Strahlkraft und eine florierende Wirtschaft.“ Das Papier liefere die Werkzeuge – jetzt gehe es um die Akteure, die sie anpackten, fordert KlärArlt. Senat, Hochschulen, Kliniken und Investoren müssten die vorgeschlagenen Piloten starten und die ersten Erfolge sichtbar machen. Gelinge das, verbinde Berlin wirtschaftliche Schlagkraft mit praktischer Versorgungsrelevanz und werde nicht nur „Gesundheitshauptstadt“ auf dem Papier, sondern in der Realität. Das sei eine Chance für Unternehmerinnen und Unternehmer, für Forschende und für eine Stadt, die wirtschaftlich stärker und sozial wirksamer zugleich sein wolle. ■ Lars Mölbitz, IHK-Key-Account- Manager Gesundheitswirtschaft und Industrie Tel.: 030 / 315 10-439 lars.moelbitz@ berlin.ihk.de IHK-Positionspapier „Gesundheitsstandort Berlin 2030“ online unter: ihk.de/berlin/gesundheitsstandort-2030 Kathrin Klär-Arlt IHK-Präsidiumsmitglied Das Papier liefert die Werkzeuge – jetzt geht es um die Akteure, die sie anpacken. ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/ISTOCK/MACROSTORE; FOTO: IHK BERLIN/AMIN AKHTAR Standort | 11 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
IHK unterstützt die Bewerbung finanziell. Die Hauptstadt soll nach dem Willen der Initiatoren 2035 Gastgeber der Weltausstellung sein von Holger Lunau Starkes Signal für die Expo B ei der Bewerbung um die Weltausstellung Expo 2035 in Berlin sind die Initiatoren einen Schritt weiter. Mit Gründung der Expo 2035 Beteiligungsgesellschaft der Deutschen Wirtschaft mbH & Co. KG wurde der Weg für eine offizielle Bewerbung um das Projekt geebnet. Als erster Kommanditist beteiligt sich die IHK Berlin mit 250.000 Euro an der Gesellschaft. Dem vorausgegangen war ein entsprechender Beschluss der IHK-Vollversammlung. Über die Beteiligungsgesellschaft wurden 25 Prozent der Anteile an der Expo 2035 Berlin GmbH übernommen, die als operative Einheit die Bewerbung vorbereitet und sämtliche Aufgaben im Zusammenhang mit der Expo bündelt. „Dass die IHK Berlin als erster Kommanditist mit einer Viertelmillion Euro einsteigt, ist ein starkes Signal“, betont Henning Wehmeyer, Geschäftsführer der Expo 2035 Berlin GmbH. Es zeige, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen – im Interesse von wirtschaftlichem Wachstum, ökologischer Transformation und gesellschaftlicher Stabilität. Die Beteiligungsgesellschaft wurde gegründet, um Investitionen aus der Wirtschaft zu fördern und zu bündeln. Sie soll die finanzielle Grundlage für die Bewerbung und für die weitere Entwicklung des Projekts schaffen. Bis Ende 2025 soll das Volumen der Gesellschaft auf 2,5 Mio. Euro anwachsen. Mit der Ausrichtung der Expo wird nach Darstellung der Initiatoren das Ziel verfolgt, Berlin und Deutschland im Herzen Europas als globalen Knotenpunkt für Wirtschaft, Wissenschaft, Innovation, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Stabilität zu etablieren. Die Weltausstellung soll Lösungen für die globalen Herausforderungen sichtbar machen – von nachhaltigem Wirtschaftswachstum über umfassende Digitalisierung bis hin zu sozialem Zusammenhalt. Das Konzept sieht ein großes zentrales Gelände für internationale Pavillons vor, das langfristig weiterentwickelt werden kann. Ergänzend soll es in allen Bezirken Projekte geben. Darüber hinaus soll die Expo 2035 neue Wachstumsimpulse sowie Investitionen in die Infrastruktur und Arbeitsplätze schaffen. Für die offizielle Bewerbung ist ein politischer Beschluss notwendig: Im Frühjahr 2026 müsste die Bundesregierung einen Letter of Intent beim Bureau International des Expositions (BIE) in Paris einreichen. Danach beginnt das internationale Auswahlverfahren, dessen Entscheidung die 184 Mitgliedsstaaten voraussichtlich Ende 2027 treffen werden. ■ IHK-Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner und IHK-Präsident Sebastian Stietzel (M.) mit Henning Wehmeyer, Geschäftsführer der Expo 2035 Berlin GmbH Das Unternehmen Ziele und Konzept für die Weltausstellung in Berlin unter: expo2035-berlin.com Der Verein Aktivitäten, Projekte und Mitwirkungsmöglichkeiten unter: globalgoalsberlin.de FOTO: DER GOTTWALD AGENDA | EXPO 2035 | 12 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
Investieren in Berlin: Join the Urban Tech Republic Das erste Baugrundstück geht in die Vermarktung Der Flughafen Tegel war schon immer ein Symbol für Technikbegeisterung und Zukunftsvertrauen. Heute erfindet sich der Standort neu – als Urban Tech Republic: ein international sichtbares Reallabor, in dem Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Stadtgesellschaft gemeinsam Lösungen für das Leben und Wirtschaften von morgen entwickeln. Mit bis zu 20.000 Beschäftigten, 1.000 Unternehmen und einer erwarteten jährlichen Bruttowertschöpfung von rund 2,6 Milliarden Euro. Auf der diesjährigen Immoblienmesse Expo Real fiel offiziell der Startschuss für die erste Grundstücksvermarktung: Mit „GE West 1“ wird eine Fläche von 6.911 Quadratmetern im Erbbaurecht für 60 Jahre angeboten – mitten in einem wachsenden Innovationsökosystem. Hier ist Raum für technologieorientierte Projekte mit hohem Innovationsgrad – von Forschung und Entwicklung bis hin zu Produktion. Bereits heute sind rund 40 Unternehmen und Forschungseinrichtungen in den ehemaligen Bestandsgebäuden aktiv. Voraussichtlich zu Beginn der 2030er zieht die Berliner Hochschule für Technik mit über 2.500 Studierenden in das ehemalige Terminal A. Insgesamt sollen künftig rund 5.000 Studierende am Campus Berlin TXL lernen und forschen – ein starkes Fundament für Innovation und Wissenstransfer. Unternehmen, Start-ups und Wissenschaft können neue Technologien vor Ort unter realen Bedingungen erproben – von Drohnenlogistik über autonome Fahrzeuge bis zu innovativen Energiesystemen. Dieses Zusammenspiel macht den Standort einzigartig in Europa. Die Urban Tech Republic fokussiert auf sechs Zukunftsfelder: Energie, Mobilität, Recycling, Materialien, Wasser sowie Informations- und Kommunikationstechnologien. Hier entsteht eine Vorteilsumgebung, in der Hochschulen, Forschung, Start-ups und Unternehmen Tür an Tür arbeiten. Parallel entsteht das Schumacher Quartier: rund 5.000 Wohnungen in HolzHybridbauweise, versorgt über ein Low-Exergy-Netz, ergänzt durch einen 152 Hektar großen Landschaftspark, der als neue grüne Lunge für den Berliner Nordwesten Freizeit, Wassermanagement und Biodiversität vereint. Unternehmen, die sich frühzeitig positionieren, sichern sich eine Poleposition in diesem Innovationscluster des Berliner Nordwestens – in Nachbarschaft zum Zukunftsquartier Siemensstadt Square – mit Zugang zu Talenten, Kooperationschancen und internationaler Sichtbarkeit. Die Vermarktung des Grundstücks erfolgt über ein strukturiertes Verfahren. Interessierte können sich ab sofort registrieren und die Chance nutzen, Teil dieses einzigartigen Wachstumsökosystems zu werden. Registrierungsdetails für das Verfahren unter: www.urbantechrepublic.de/ grundstuecksverfahren ANZEIGE
In einem offenen Brief appelliert die Berliner Wirtschaft an die Mitglieder des Abgeordnetenhauses, die Pläne zur Strafabgabe zu stoppen von Milena Fritzsche Doppelte Strafe für Betriebe Gemeinsam gegen die Strafabgabe: Manja Schreiner, IHK Berlin, Sven Weickert, Unternehmensverbände Berlin- Brandenburg, Franziska Teubert, Bundesverband Deutsche Startups, und Jürgen Wittke, Handwerkskammer Berlin (v. l.) E in breites Bündnis aus der Berliner Wirtschaft erteilt der sogenannten Ausbildungsplatzabgabe eine klare Absage und appelliert in einem offenen Brief an die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses, die Pläne zur Einführung nicht weiter zu verfolgen. Der Gesetzentwurf wurde am 9. Oktober in erster Lesung in den parlamentarischen Prozess im Abgeordnetenhaus eingebracht. Die Abgabe soll kommen, wenn in Berlins Unternehmen bis zum Ende des Jahres nicht 2.000 zusätzliche Ausbildungsverträge im Vergleich zum Jahr 2023 abgeschlossen worden sind. „Viele Unternehmen blicken fassungslos auf die aktuelle politische Debatte um die Ausbildungsplatzabgabe“, fasst IHK-Präsident Sebastian Stietzel die Reaktionen aus der Berliner Wirtschaft zusammen. „Sie schaffen Arbeitsplätze, zahlen Steuern – und sollen jetzt bestraft werden, weil die Politik festlegen will, wie viele Ausbildungsplätze die Berliner Wirtschaft besetzen ‚sollte‘.“ Noch sei es nicht zu spät, das Gesetz zu stoppen. Berliner Wirtschaft 11 | 2025 AGENDA | Ausbildungsplatzabgabe | 14
Bereits im Vorfeld des parlamentarischen Prozesses rief die IHK Berlin daher Unternehmerinnen und Unternehmer dazu auf, die Abgeordneten ihres Wahlkreises direkt anzusprechen – und das auch weiterhin zu tun. Zusätzliche Belastung für Unternehmen Sebastian Stietzel hat darüber hinaus für die IHK Berlin gemeinsam mit den Spitzen der Berliner Handwerkskammer, der Fachgemeinschaft Bau, dem Bundesverband Deutsche Startups, den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg und dem Verband Freie Berufe in Berlin einen offenen Brief unterzeichnet, der in einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. Das geplante Gesetz schade dem Wirtschaftsstandort Berlin und belaste „als pauschale Strafmaßnahme“ in konjunkturell schwierigen Zeiten die Unternehmen zusätzlich, heißt es darin. Ein Blick nach Bremen und zum dort geltenden Ausbildungsausgleichsfonds zeigt: In der Praxis führt eine solche Belastung zu einem massiven Aufwuchs von Bürokratie und zahlreichen Klagen von Unternehmen – ohne die wahren Probleme auf dem Ausbildungsmarkt zu lösen. Damit ist eine Strafabgabe das falsche Instrument zur falschen Zeit. Zunächst muss klar sein, dass in der im Bundesschnitt besonders kleinteiligen Wirtschaftsstruktur der Hauptstadt gar nicht jedes Unternehmen ausbilden kann. Dazu zählen allein 45.000 Kleinstbetriebe mit nur ein bis zwei Beschäftigten oder die rund 4.400 Start-ups, die aufgrund ihrer Dynamik für eine dreijährige Ausbildung nur begrenzte Planungssicherheiten haben. Doch auch wer nicht ausbildet, leistet einen bedeutenden Beitrag für unseren Wirtschaftsstandort. Die Berliner Wirtschaft trägt Verantwortung für 1,8 Millionen Beschäftigte und 35.000 junge Menschen in der Ausbildung. Sie erwirtschaftet Waren und Dienstleistungen im Wert von 207 Mrd. Euro. Fehlende Bewerber sind das Problem Bei den Betrieben, die ausbilden können, sind das Problem nicht fehlende Ausbildungsplätze, sondern zu wenige Bewerberinnen und Bewerber. 38 Prozent der Berliner Betriebe konnten nicht alle Ausbildungsstellen besetzen, weil keine oder keine passenden Bewerbungen vorlagen. Eine Abgabe bedeutet für die Betriebe daher eine doppelte Strafe: Wer keinen passenden Azubi findet, muss trotzdem zahlen. Dabei bildet die Berliner Wirtschaft bereits umfangreich aus – trotz herausfordernder Konjunktur, anhaltendem Fachkräftemangel, steigenden Kosten und zunehmender Bürokratie. Die IHK Berlin zählt seit Anfang 2024 sogar über 1.400 neue Ausbildungsbetriebe. Darüber hinaus engagieren sich Betriebe mit eigenen Ausbildungszentren mit Nachhilfe für ihre Auszubildenden und unterstützen mit Praktika Jugendliche bei der Berufsorientierung. Denn die entscheidenden Hebel, um die duale Ausbildung zu stärken, sind eine bessere Schulbildung, eine intensive Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler sowie ein passgenaues Matching zwischen jungen Menschen und Unternehmen. Im offenen Brief der Berliner Wirtschaft zur Abgabe heißt es daher: „Stellen Sie dieses Gesetzesvorhaben mit all seinen Auswirkungen auf den Prüfstand und lassen Sie uns stattdessen gemeinsam das Potenzial unserer jungen Menschen entfalten – durch echte Ausbildungsplätze, praxisnahe Förderung und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik.“ (s. auch S. 17) ■ Anne Neidhardt, IHK-Senior-Public- Affairs-Managerin Tel.: 030 / 315 10-838 anne.neidhardt@ berlin.ihk.de Lukas Bülter, IHK-Public-Affairs- Manager Tel.: 030 / 315 10-503 lukas.buelter@ berlin.ihk.de Viele Unternehmen blicken fassungslos auf die aktuelle politische Debatte um die Ausbildungsplatzabgabe. Sebastian Stietzel IHK-Präsident Position Online unter: ausbildung-statt- abgabe.berlin FOTOS: ANDREW GRAUMAN Ausbildungsplatzabgabe | 15 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
IHK Berlin startet Projekt „100 Meter Zukunft“: Gesucht werden Konzepte für den öffentlichen Raum von Holger Lunau Ideen für die Stadt von morgen Konzepte können bis zum 30. November 2025 auf der Plattform Koinno eingereicht werden. Vom 1. bis 15. Dezember erfolgt eine Bewertung der Lösungen durch eine Fachjury, Mitte Januar sollen den Bewerbern die Ergebnisse mitgeteilt werden. Auch ist vom 23. bis 27. Februar ein Matchmaking- Event vorgesehen, im März schließt sich die Detailplanung an – inklusive Einreichung konkreter Umsetzungs- und Finanzierungspläne. Nach den Genehmigungsverfahren sollen ab Oktober 2026 die Prototypen zu sehen sein. Expertinnen und Experten der IHK begleiten den Prozess und unterstützen die Teilnehmenden. Für die Challenges stehen insgesamt 200.000 Euro zur Verfügung. Bis zu drei ausgewählte Lösungen pro Themenfeld erhalten eine pauschale Aufwandsentschädigung von je 1.500 Euro. Für die anschließende Umsetzung stehen projektübergreifend 180.000 Euro bereit. ■ Reallabor Fasanenstraße: 100 Meter von der Gestaltung bis zur innovativen Lösung Wie wollen wir künftig in einer Großstadt wie Berlin leben? Wer hat dafür gute und umsetzbare Ideen? Zur Beantwortung dieser Fragen startet die IHK Berlin das Projekt „100 Meter Zukunft“. Die Idee: In der Fasanenstraße vor dem Ludwig Erhard Haus sollen praxisnahe Ideen für urbane Herausforderungen präsentiert werden – von smarter Mobilität über Kreislaufwirtschaft bis hin zu nachhaltiger Stadtgestaltung und gesunden Ernährungssystemen. Die besten Konzepte erhalten finanzielle Unterstützung und werden ab Oktober 2026 auf einer realen Testfläche umgesetzt. Konzepte einreichen können Unternehmen und Start-ups, aber auch Organisationen. Unterstützung gewährt auch der Bezirk Charlottenburg- Wilmersdorf, der kommunale Flächen in der Fasanenstraße zur Verfügung stellt. ➜ Nachhaltige Mobilität und lokale Energieproduktion Welche Technologien verbessern urbane Logistik und Parkraumnutzung nachhaltig und nutzerorientiert? ➜ Abfall- und Ressourcenmanagement Welche Lösungen reduzieren Abfall und stärken die Kreislaufwirtschaft in Berlin? ➜ Urbane Gesundheit Welche Lösungen lassen Straßen und Quartiere zu gesunden Lebensräumen werden? ➜ Urbane Ernährungssysteme Welche Lösungen stärken die lokale Lebensmittelproduktion und -distribution? Die vier Challenges mit der jeweiligen Aufgabenstellung Ausschreibung Weitere Informationen und Kontakt auf der IHK-Website unter: 100m-zukunft.de Innovative Lösungen Technologische Implementierung Interaktive Gestaltung Innovative Nutzungskonzepte Karina Stolte, IHK-Public-Affairs-Managerin Stadtentwicklung Tel.: 030 / 315 10-446 karina.stolte@ berlin.ihk.de GRAFIK: CREATIVE CLIMATE CITIES GMBH 2025 AGENDA | Innovation | 16 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
Ausbildungsplatzabgabe: Bremsklotz statt Hebel Wenn Berlin die duale Ausbildung stärken will, braucht es keine Abgabe, sondern endlich eine kluge Politik – mit Praxis in den Schulen und echten Anreizen E s ist eine fatale Idee, die erst einmal gerecht klingt: die Ausbildungsplatzabgabe. Wer nicht ausbildet, zahlt. Wer ausbildet, bekommt etwas zurück. Klingt einfach, aber in Wahrheit ist eine solche Umlage ein bürokratisches Monstrum, das die Ursachen des Problems ignoriert, Betriebe bestraft und Verwaltung belastet. Tausende Unternehmen in unserer Stadt bilden aus und investieren Zeit, Geld und Herzblut, um jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Sie tun das freiwillig, aus Überzeugung, aus Verantwortung und stoßen längst an ihre Grenzen. Berlin hat zu wenige Bewerberinnen und Bewerber, zu viel Bürokratie und zu wenig Wertschätzung für Auszubildende. Die Abgabe ändert nichts, sie belastet nur zusätzlich. Sie schafft auch keinen neuen Ausbildungsplatz. 39 Prozent der durch uns befragten Berliner Unternehmen können ihre angebotenen Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen. Diese Betriebe sollen künftig zahlen, weil sie keine Azubis finden? Doppelte Strafe für fehlende Bewerber. Zumal die Verwaltung selbst einräumt, nicht alle Ausbildungsplätze besetzen zu können. Es ist Politik im Blindflug. Berlin hat bis heute keinen gesamtstädtischen Konsens darüber, wie viele unversorgte Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden. Selbst Stellenausschreibungen bilden die Realität nur begrenzt ab: Hinter einer Ausschreibung stehen oft mehrere mögliche Besetzungen, zugleich werden angenommene Plätze nicht durchgängig zurückgemeldet. Ohne gemeinsame Datengrundlage wird die Steuerung zur Lotterie. Berlin will Weltmetropole sein, aber die Abgabe setzt die falschen Signale. Sie bestraft Unternehmen, die übertariflich zahlen. Sie schreckt wissensintensive Branchen und TechStart-ups ab, die eher hoch qualifizierte Akademiker brauchen. Sie lädt zum Standortwechsel ein: Ein IT-Dienstleister verlegt seinen Sitz nach Brandenburg oder Hamburg, das Start-up überlegt es sich zweimal, ob es wirklich in Berlin gründen möchte. Ökonomisch rational, für Berlin verheerend. Weniger Jobs, weniger Steuern, weniger Innovation. Berlins kleinteilige Struktur und Unternehmerschaft sind nicht mit Flächenländern vergleichbar. Der Blick nach Bremen sollte uns ein Warnsignal sein. Dort gilt die Abgabe seit knapp einem Jahr und enttäuscht alle Beteiligten. Gegen die Zahlungsbescheide und das Gesetz laufen rund 330 Klagen. Der Umlagetopf, der rund 25 Millionen Euro fassen sollte, weist ein Defizit auf, verursacht durch Klagen und organisatorische Probleme, das nun mit Steuermitteln ausgeglichen werden muss. Deshalb mein Appell an Verwaltung und Politik: Beenden Sie die Debatte über die Ausbildungsplatzabgabe. Stärken Sie stattdessen die duale Ausbildung durch kluge, praxisnahe Politik, mit Praxis in den Schulen und echten Anreizen. ■ Meinung In der Kolumne „Auf den Punkt“ positionieren sich im monatlichen Wechsel Mitglieder des Präsidiums zu wirtschaftspolitischen Fragestellungen aus ihrer persönlichen Sicht. präsidiumsmitglieder beziehen stellung Sebastian Stietzel ist Präsident der IHK Berlin und Geschäftsführer der Marktflagge GmbH, Management & Investments FOTO: IHK BERLIN/AMIN AKHTAR Auf den Punkt | 17 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
Die optimistischeren Erwartungen in einer Branche bringen jedoch nicht die Kehrtwende in der seit Jahren anhaltenden Konjunkturflaute. Ganz deutlich zeigen das die Personalpläne. Der überwiegende Teil der Unternehmen rechnet mit einem Rückgang der Beschäftigten. Damit fällt der entsprechende Messwert auf -4 und liegt zum ersten Mal seit der Corona-Krise wieder im negativen Bereich. Die Tragweite wird besonders deutlich, wenn man weiß, dass es auch vor Corona einer internationalen Krise bedurfte, nämlich der Finanzkrise 2009, damit der Wert unter die Nulllinie fiel. Jetzt – ohne eine Katastrophe globalen Ausmaßes als Ursache – offenbart der negative Wert die tiefgreifenden strukturellen Probleme, die die Konjunktur ausbremsen. In fast allen Branchen gehen mehr Unternehmen von fallenden Beschäftigtenzahlen als von steigenden aus. Einzige Ausnahme bilden die Dienstleistungsunternehmen. Hier ändert sich trotz gestiegener Erwartungen an der Einschätzung aus dem Frühsommer nichts. In den übrigen Wirtschaftszweigen ist der Indikator unter die Wachstumsschwelle von null Punkten gefallen: im Gastgewerbe auf -55 Punkte, in Baugewerbe, Handel und Industrie auf -18 beziehungsweise -17 und -13 Punkte. Entsprechend seltener wird der Fachkräftemangel als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen gefürchtet. Deutlich dringlicher sind für die Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, der Inlandsabsatz und die Arbeitskosten. Für den Arbeitsmarkt signalisieren diese ErgebLaut IHK-Umfrage wollen die Unternehmen in den kommenden Monaten Personal abbauen, strukturelle Probleme lähmen die konjunkturelle Erholung von Patrick Schulze Arbeitsmarkt gerät unter Druck Wenn die Unternehmer jetzt im Herbst auf die nächsten sechs Monate blicken, sind sie ein bisschen weniger pessimistisch als noch im Frühsommer. Ob Industrie oder Handel, Bau oder Gastgewerbe: Zwar geht die Mehrzahl der Unternehmer in all diesen Branchen weiterhin von schlechteren Geschäften aus, aber es werden weniger. Die Dienstleistungsunternehmen dagegen erhöhen ihre Erwartungen überraschend deutlich. Mit dem Ergebnis, dass trotz leicht schlechterer Lagebeurteilung das Konjunkturklima sich leicht verbessert. AGENDA | Konjunktur | 18
Grafiken: BW Quelle: IHK Berlin nisse eine Fortsetzung des bereits bestehenden Trends von immer geringerem Beschäftigungswachstum und steigender Arbeitslosigkeit in der Hauptstadt. Bereits in den vergangenen Monaten ist das Beschäftigtenwachstum fast zum Erliegen gekommen. Es ist zu befürchten, dass – sollten sich die gegenwärtigen Einschätzungen bewahrheiten – eine Kehrtwende auf dem Arbeitsmarkt stattfindet und die Zahl der Erwerbstätigen in der Hauptstadt zum ersten Mal seit Jahren abnimmt. Auch die Investitionsaktivitäten der Berliner Wirtschaft können nicht von der leicht gehobenen Stimmung profitieren. Sie pendeln weiterhin auf dem Niveau der letzten drei Jahre. Der zugehörige Indikator liegt im Herbst 2025 nur noch halb so hoch wie in den Jahren vor der Corona-Krise. Nur jedes zweite Unternehmen investiert aktuell, deutlich weniger als im langjährigen Durchschnitt, der bei 64 Prozent liegt. Hinzu kommt, dass die Deckung des anfallenden Ersatzbedarfs das stärkste Investitionsmotiv ist. Insbesondere Investitionen in Produktinnovationen, aber auch in den Umweltschutz sinken deutlich. Die Unternehmen stehen zunehmend unter finanzieller Anspannung, wodurch der Spielraum für Investitionen in die Zukunft geringer ausfällt. Dabei wären insbesondere produktivitätssteigernde Investitionen für den langfristigen Erfolg notwendig, um dem demografischen Wandel, dem sinkenden Erwerbstätigenpotenzial und den steigenden Lohnkosten entgegenzuwirken. Maßnahmen, die die Investitionstätigkeit der Unternehmen dauerhaft anregen, sind dringend notwendig. ■ 105 Punkte erreicht der Konjunkturklimaindex aktuell, drei Punkte mehr als im Frühjahr. -4 Punkte bei den Beschäftigungsplänen zeigen die strukturellen Probleme. Patrick Schulze, IHK-Experte für Konjunktur Tel.: 030 / 315 10-226 patrick.schulze@ berlin.ihk.de Konjunkturklimaindex der Berliner Wirtschaft Insgesamt ist die Stimmung bei den Unternehmen ein wenig besser als im Frühjahr, aber alles andere als gut 65 125 86 112 50 75 100 125 150 2025 2024 2023 2022 2021 2020 F HFHFHFHFHFH jeweils zum Frühsommer (F) und im Herbst (H) 105 Erwartungen Geschäftslage 34 -51 -34 -14 Saldo: -20 -40 -60 0 20 40 2025 2024 2023 2022 2021 2020 F HFHFHFHFHFH jeweils zum Frühsommer (F) und im Herbst (H) 5 6 Geschäftslage und -erwartungen Zwar erwartet immer noch die Mehrzahl der Unternehmer schlechte Geschäfte, aber es sind nicht mehr ganz so viele Investitions- und Beschäftigungspläne Erstmals seit der Corona-Krise liegt der Wert bei den Personalplänen wieder im negativen Bereich Investition Personal 37 21 -14 6 Saldo: -20 0 20 40 2025 2024 2023 2022 2021 2020 FHFHFHFHFHFH jeweils zum Frühsommer (F) und im Herbst (H) -4 17 An der Umfrage teilnehmen Gerne können Sie Teil der Konjunktur- umfrage und damit der wichtigsten Erhebung zur konjunkturellen Entwicklung in Berlin werden. Melden Sie sich einfach bei: patrick.schulze@ berlin.ihk.de ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/SEAN GLADWELL; FOTO: FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG Konjunktur | 19 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
Berliner Delegation konnte sich anschauen, wie eine Metropole konsequent entwickelt wird von Andreas Kubala Madrid zeigt, wie es geht Dazu grüne Rechenzentren und ein zentrales Mobility Center mit Echtzeitsteuerung. All dies ist nicht zufälliges Stückwerk, sondern Teil eines übergeordneten städtebaulichen Plans, der strategisch gedacht, politisch getragen und wirtschaftlich ermöglicht wird. Auch hier zeigt sich, dass aus einem früher strukturschwachen Staat die dynamischste Volkswirtschaft der Eurozone geworden ist. Aus der einstigen Militärdiktatur hat sich eine moderne, liberale Gesellschaft entwickelt, der es gelingt, wirtschaftliches Wachstum mit ökologischer Nachhaltigkeit zu vereinen. Dabei verliert Madrid sich nicht in endlosen Diskussionen. Die Stadt handelt. Schritt für Schritt, sichtbar und messbar. Die Hauptstadt zeigt, wie konsequent sich eine Metropole den urbanen Herausforderungen stellen und sich zugleich als europäischer Innovationsstandort profilieren kann. „Zum Erfolgsrezept gehört auch die Offenheit für private Investitionen“, sagt IHK-Vizepräsident Robert Rückel. „Auch Berlin ist gut aufgestellt - mit Start-ups, Wissenschaft und Industrie. Aber wir müssen unsere Projekte mutiger denken und privates Engagement als Triebfeder anerkennen.“ Natürlich sind Berlin und Madrid nicht deckungsgleich – weder in Struktur noch in Kultur oder Verwaltungstradition. Doch der entscheidende Unterschied liegt weniger in den Rahmenbedingungen als in der Haltung: nicht das „Ob“, sondern das „Wie“. Genau das brauchen wir auch hier: mehr Konsequenz, mehr Richtung, weniger Abwarten. ■ Übergeordnete urbane Planung: Teilnehmer der Berliner Delegation am Madrid-Modell Nachhaltigkeit passiert nicht im Konferenzraum, sondern auf der Straße. Das zeigt Madrid eindrucksvoll. Gemeinsam mit der IHK Berlin und begleitet von Senatorin Ute Bonde reiste eine Berliner Wirtschaftsdelegation in die spanische Hauptstadt, um sich vor Ort über innovative Ansätze in Stadtentwicklung, Mobilität, Energie und Kreislaufwirtschaft zu informieren. Was in Madrid zu sehen war, beeindruckt: Die Stadt entwickelt mit „Madrid Nuevo Norte“ ein riesiges Areal neu: 10.500 Wohnungen, ein neues Geschäftsviertel, multimodale Mobilität. Robert Rückel Vizepräsident IHK Berlin Wir müssen unsere Projekte mutiger denken und privates Engagement als Triebfeder anerkennen. Andreas Kubala, IHK-Public-Affairs- Manager Energie- und Klimaschutzpolitik Tel.: 030 / 315 10-758 andreas.kubala@ berlin.ihk.de FOTOS: IHK BERLIN AGENDA | Stadtentwicklung | 20 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
Die Telekom betreibt in Deutschland das größte Glasfaser-Netz und baut dieses auch in Berlin mit Hochdruck aus. Über 860.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin sind bereits an die Telekom Glasfaser angeschlossen. Möglich macht dies das Engagement der Telekom als wichtiger Strategiepartner der Gigabitstrategie des Landes Berlin. 2 Millionen Anschlüsse werden wir bis 2030 in der Hauptstadt versorgen. Profitieren auch Sie als mittelständisches Unternehmen davon! Schnell, stabil, zukunftssicher Glasfaser ist die Zukunft – auch für kleine und mittelständische Unternehmen. Der Datenverbrauch wächst rasant an und die digitalen Anwendungen machen einen Glasfaser-Anschluss notwendig, dessen Leistung nahezu unbegrenzt steigerbar ist. Außerdem verbraucht ein Glasfaser-Netz viel weniger Energie als Kabel- oder Kupfernetze und ist dadurch nachhaltiger. Dank Glasfaser wettbewerbsfähig bleiben Die Telekom betreibt in Deutschland das größte Glasfaser-Netz und baut dieses weiter mit Hochdruck aus. Bei der Fiberto-the-home-Technologie (FTTH) wird die Glasfaser direkt bis in Ihre Geschäftsräume verlegt. Das Ergebnis: eine spürbar schnellere Datenübertragung. So bleiben Sie auch in Zukunft wettbewerbsfähig. Verpassen Sie den Anschluss nicht Sehen Sie nach, ob an Ihrem Standort schon Glasfaser verfügbar ist. Falls nicht, registrieren Sie Ihre Immobilie – damit Sie den Anschluss nicht verpassen! Gleiche Geschwindigkeit, gleicher Preis: Die Glasfaser-Tarife der Telekom sind nicht teurer als herkömmliche Internettarife. Steigen Sie jetzt um und genießen Sie eine Internet-Geschwindigkeit von bis zu 1 GBit/s! * Business Glasfaser Start 1000 kostet in den ersten 6 Monaten anstatt regulär 74,95€/Monat nur 29,95€/Monat, ab dem 7. Monat gilt der reguläre Preis. Aktion gilt bis 31.12.2025 für Breitband-Neukunden, die in den letzten 3 Monaten keinen Breitbandanschluss bei der Telekom hatten. Business Glasfaser Start 1000 ist in vielen Anschlussbereichen verfügbar. Individuelle Bandbreite abhängig von der Verfügbarkeit. Alle Preise netto zzgl. gesetzl. USt. Ein Angebot von: Telekom Deutschland GmbH, Landgrabenweg 149, 53227 Bonn. Kostenlose Beratung in Ihrer Nähe • Geschäftskunden: 0800 33 01300 • Privatkunden: 0800 22 66100 • Shops: telekom.de/terminvereinbarung • Weitere Informationen: telekom.de/vollglas Mit T-Glasfaser ist Ihr Unternehmen bestens versorgt ANZEIGE Jetzt Ihre Immobilie registrieren oder in bereits ausgebauten Gebieten Ihren Business-Tarif buchen! Business Glasfaser Start 1000 mit bis zu 1.000 MBit/s im Download und 500 MBit/s im Upload für 29,95 €* netto mtl. in den ersten 6 Monaten T-Glasfaser – Ihr digitaler Standortvorteil Die Vorteile für Sie sind: • Schneller Down- und Upload • Konstante Leistung • Maximale Geschwindigkeit • Stabilere Verbindung Gleich scannen und registrieren!
Brigadegeneral Horst Busch Kommandeur Landes- kommando Berlin Eine aktive Vorbereitung auf den Ernstfall erhöht die Handlungsfähigkeit und damit auch die Abschreckung. Gut besucht: Bei der IHK-Veranstaltung ging es um Strategien für den Ernstfall. Mit dabei: Brigadegeneral Horst Busch und Felix Albrecht vom Defence- Start-up Project Q (u.) Rät Unternehmen zu frühzeitiger Vorbereitung: Susanne Kufeld, Chief Security Officer der Messe Berlin AGENDA | Krisenbewältigung | 22
E in Blick in die Tageszeitung reicht. Die Sicherheitslage in und um Berlin hat sich deutlich zugespitzt: der russische Angriffskrieg in der Ukraine, tägliche Cyberattacken und Drohnenüberflüge oder Sabotageakte wie jüngst in Adlershof. Das betrifft längst nicht nur Staat und Behörden, sondern unmittelbar die Wirtschaft. Wie gelingt es, die Hauptstadt widerstandsfähiger aufzustellen? Und was können Berliner Unternehmen dazu beitragen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der IHK-Veranstaltung „Gemeinsam krisenfest“ Ende September im Ludwig Erhard Haus. „Die Bedrohungslage betrifft uns alle – und wir können ihr nur gemeinsam begegnen“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführerin Manja Schreiner zum Auftakt. Sie appellierte an Politik, Bundeswehr, Behörden und Unternehmen, sich stärker unterzuhaken. Eine resiliente und krisenfeste Hauptstadt, so Schreiner, entstehe nur durch enge Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung. Entscheidend sei, „klar zu benennen, wo wir helfen können – aber ebenso offen zu sagen, wann und wo wir selbst Unterstützung brauchen“. Wirtschaft Teil der Gesamtverteidigung Brigadegeneral Horst Busch, Kommandeur des Landeskommandos Berlin der Bundeswehr, machte deutlich, mit welchen sicherheitspolitischen Herausforderungen wir uns befassen müssen: Nach Einschätzung von Bundeswehr und Nachrichtendiensten könnte Russland bis 2030 in der Lage sein, den Konflikt auf Nato-Gebiet auszudehnen und damit die Verteidigungsfähigkeit der Allianz auf die Probe zu stellen. Als Antwort darauf hat die Bundeswehr den Operationsplan Deutschland entwickelt. Sein Ziel: staatliche und zivile Akteure so zu vernetzen, dass Deutschland schnell, wirksam und abgestimmt reagieren kann. Die Wirtschaft spiele dabei eine Schlüsselrolle – von der logistischen Unterstützung bis zur Sicherung kritischer Infrastrukturen. Eine aktive Vorbereitung auf den Ernstfall, betonte Busch, erhöhe die Handlungsfähigkeit und damit auch die Abschreckung. Dadurch wiederum stiegen die Chancen, dass es gar nicht erst zu einer militärischen Konfrontation komme, so General Busch. Wie diese zivil-militärische Zusammenarbeit konkret aussehen kann, zeigte Felix Albrecht vom Berliner Defence-Start-up Project Q. Als Vorstand im Reservistenverband Berlin hob er die Bedeutung der rund 100.000 deutschen Reservistinnen und Reservisten der Bundeswehr hervor: „Sie sind Brückenbauer zwischen Bundeswehr und Wirtschaft, bringen sicherheitsrelevantes Knowhow in Unternehmen ein und stärken zugleich das gesamtgesellschaftliche Sicherheitsbewusstsein.“ Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden für den Reservistendienst freistellen oder ehrenamtliches Engagement, etwa bei der THW, der Feuerwehr oder im Sanitätsdienst, unterstützen, leisteten damit einen wichtigen Beitrag zur Resilienz unseres Landes, erklärte Albrecht. „In der Krise Köpfe kennen“ „Sicherheit ist Chefsache“, betonte Susanne Kufeld, Chief Security Officer der Messe Berlin. Sie riet Führungskräften und Unternehmen, sich regelmäßig die Frage zu stellen: Was wäre, wenn? Nur wer mögliche Krisenszenarien frühzeitig durchdenke, könne wirksame Notfallstrategien und Vorsorgemaßnahmen entwickeln. Ebenso entscheidend seien der offene Austausch unter Kolleginnen und Kollegen sowie die aktive Kontaktpflege zu relevanten Behörden vor Ort. „In der Krise Köpfe kennen“, so Kufeld, sei ein Schlüssel dafür, dass durch Vertrauen und kurze Informationswege die Zusammenarbeit in Drucksituationen funktioniere. Die anschließende Diskussion mit den Unternehmerinnen und Unternehmern machte deutlich: Die Berliner Wirtschaft ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv einzubringen. Für viele Betriebe ist das Thema Sicherheit jedoch noch Neuland. Um sie dabei zu unterstützen, bündelt die IHK Berlin auf einer neuen Website alle wichtigen Informationen rund um Unternehmenssicherheit und Resilienz – von praxisnahen Leitfäden und aktuellen Sicherheitshinweisen bis hin zu relevanten Ansprechpartnern. ■ IHK-Veranstaltung rückte Fragen sowie mögliche Lösungen zur Resilienz und Sicherheit in der Berliner Wirtschaft in den Mittelpunkt von Henrik Holst Gemeinsam krisenfest Henrik Holst, IHK-Public-Affairs- Manager Digitalpolitik und Unternehmens- sicherheit Tel.: 030 / 315 10-623 henrik.holst@ berlin.ihk.de IHK-Service Tipps und Aktuelles zum Thema unter: ihk.de/berlin/unternehmenssicherheit IHK-Newsletter Expertentipps abonnieren unter: ihk.de/berlin/nl-unternehmenssicherheit FOTOS: IHK BERLIN/ROBERT RECKER Krisenbewältigung | 23 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
Kampf den Datendieben Spionage und Sabotage aus dem Netz erreichen neue Dimensionen. Treffen kann es jeden, aber: Unternehmen können sich wirksam schützen und Schäden eingrenzen von Katharina Lehmann INHALT 28 Gegen das Böse wehren Die Interteam Spedition hält Hacker draußen 30 Lernen, nutzen, verbessern Die Bundesdruckerei setzt auf Cyber Resilience 31 Sicher am Ball bleiben Abwehrschirm für KMU: IT-Systemhaus Ehrig 32 „Cyberangriffe auf Kunden erleben wir jeden Tag“ Andreas Rohr, Deutsche Cyber-Sicherheitsorganisation, im Interview BW Online Mehr zum Thema unter: berliner-wirtschaft.de/ themen/wirtschaftspolitik Oder den QR-Code scannen: Berliner Wirtschaft 11 | 2025 fokus
C ybersicherheit ist für Unternehmen längst zu einer zentralen Herausforderung geworden, deren Ignorieren existenzielle Risiken birgt. So berichten dem aktuellen Wirtschaftsschutzbericht des Digitalverbands Bitkom zufolge 87 Prozent der 1.000 befragten Unternehmen von Diebstahl von Daten und IT-Geräten, digitaler und analoger Industriespionage oder Sabotage. 73 Prozent der Firmen registrierten im vergangenen Jahr eine Zunahme von Cyberangriffen. Den entstandenen Schaden schätzt der Bitkom auf 202,4 Mrd. Euro – neben Kosten für Betriebsausfälle, Ersatzmaßnahmen und Erpressungen auch Umsatzeinbußen durch den Verlust von Wettbewerbsvorteilen oder Plagiate. Zugenommen haben vor allem Ransomware-Attacken, bei denen Daten verschlüsselt und gegen Lösegeldzahlung wieder freigegeben werden, aber auch Distributed-Denial-of Service-(DDoS)-Angriffe, die Systeme lahmlegen, sowie Phishing-Angriffe und Schadsoftware. Hinzu kommen neue Angriffsmethoden wie Deepfakes und Robocalls, bei denen KI genutzt wird, um Opfern eine falsche Identität des Angreifers vorzugaukeln. Konkrete Zahlen für die Berliner Wirtschaft kennt Mischa Hansel nicht. Der Professor für Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Cyber- und Informationssicherheit an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) schätzt aber, dass auch in Berlin die große Mehrzahl der Unternehmen schon einmal von Cyberkriminellen attackiert wurde. „Die Frage ist heute nicht mehr, ob ein Unternehmen angegriffen wird, sondern wann“, warnt Hansel. Es gelte deshalb, sich vorzubereiten, um Angriffe im Ernstfall abwehren oder zumindest Schäden begrenzen zu können. Tätergruppen seien oft nicht sonderlich versiert, die meisten Angriffe könnten mit essenziellen Sicherheitsvorkehrungen abgewehrt werden. „Cyberkriminelle stilisieren sich als unbesiegbare Überflieger, als Virtuosen der Cybertechnik, doch gerade bei erpresserischen Ransomware-Attacken dient diese PR dazu, die Zahlungsbereitschaft der Opfer zu erhöhen.“ Die meisten Kriminellen lebten von schlecht abgesicherten Netzwerken und brächten keineswegs höchstes technisches Know-how mit. Es sei ein Fehler, aus Ehrfurcht vor » ILLUSTRATIONEN: GETTY IMAGES/MOOR STUDIO Cyberkriminalität | 25 Berliner Wirtschaft 11 | 2025
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