Berliner Wirtschaft November 2024

Ali Al-Hakim CTO & Gründer Vor seiner Unternehmertätigkeit hat Ali Al-Hakim Maschinenbau an der TU Berlin studiert und als Ingenieur fünf Jahre bei der MGB Endoskopische Geräte Berlin gearbeitet. Er ist mit zehn Jahren aus dem Irak nach Deutschland gekommen. Vor rund zehn Jahren haben Dr. Hamed Beheshti und Ali Al-Hakim ihr Unternehmen, die Boreal Light GmbH, gegründet. Seitdem wurden rund 250 Anlagen zur Wasserversorgung in 24 Ländern installiert. Die Nachfrage steigt und ist auf allen Kontinenten groß. Deshalb suchen die beiden Unternehmer nun nach Investoren, um eine schnellere Expansion finanzieren zu können. Berliner Wirtschaft: Meerwasserentsalzungsanlagen gab es schon längst, als Sie Boreal Light gegründet haben. Was ist das Neue an den Anlagen, die Sie installieren? Hamed Beheshti: Wir haben uns auf solare Meerwasserentsalzungsanlagen fokussiert. Aber auch die gab es schon. Uns ist es gelungen, die Anlagen deutlich günstiger bauen und somit zu geringeren Preisen liefern zu können. Und wir achten darauf, dass die späteren Wartungskosten so gering wie möglich sind. Wir waren zunächst selbst überrascht, dass wir von Berlin aus diese Anlagen günstiger bauen können als zum Beispiel ein Anbieter in Mexiko. In Indien werden noch günstigere Anlagen gebaut, aber nicht in der gleichen Qualität. Wie machen Sie das? Ali Al-Hakim: Wir konstruieren die Anlagen so einfach wie möglich. Sie haben nur die Funktionen, die wirklich benötigt werden, nichts Überflüssiges. Für Wartungs- und Reparaturarbeiten sind alle Teile mühelos erreichbar. Die Rohrverbindungen können ohne Werkzeuge mit den bloßen Händen gelöst werden. Nichts ist verschweißt. Warum nicht? Ali Al-Hakim: Oftmals gibt es keine Schweißgeräte, dort, wo die Anlagen stehen, mitunter nicht einmal Strom. Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass die Anlagen durch integrierte Solarmodule versorgt werden. Wir verwenden auch keine Batterien, das würde die Anlagen nur unnötig komplex und teuer machen. Wir speichern stattdessen eher das Trinkwasser. Alle Anlagen sind übrigens über das Internet an unser Monitoring-System angebunden. Wir können sie auch nach der Installation von Berlin aus konfiguireren. Hamed Beheshti: Außerdem haben wir die Effizienz und den Output der Anlagen gesteigert. Vor 20 Jahren hätten Anlagen, die 8.000 Liter Trinkwasser pro Stunde produzieren, anderthalb Millionen Euro gekostet. Inzwischen ist der Preis auf etwas mehr als 100.000 Euro gesunken. In der Ukraine haben wir das größte europäische Entsalzungsprojekt realisiert. Dort werden pro Stunde 125.000 Liter sauberes Wasser produziert. Wie viele Wettbewerber haben Sie? Hamed Beheshti: Es gibt weltweit fünf Unternehmen, die solare Meerwasserentsalzungsanlagen bauen. Wir sind stolz darauf, dass wir gemessen an der Zahl der Installationen jetzt das größte sind. Sie sind mit rund 30 Mitarbeitern ein eher kleines Unternehmen. Warum gelingt es Konzernen nicht, noch günstigere Anlagen im großen Stil zu bauen? Ali Al-Hakim: Unsere Projekte sind immer sehr komplex. Alle Anlagen, die wir bauen, sind Einzelstücke. Der exakte Einsatz der Anlagen wird oft über viele Monate hinweg geplant. Der Salzgehalt im » Unsere Projekte sind immer sehr komplex. Alle Anlagen, die wir bauen, sind Einzelstücke. Ali Al-Hakim FOTOS: AMIN AKHTAR Interview | 29 Berliner Wirtschaft 11 | 2024

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