L udwig Löffler-Dauth saust im Golfcart über die Rollbahnen des früheren Airports TXL und erklärt, wie er sich ein nachhaltiges Wassermanagement für die Urban Tech Republic mit dem angrenzenden Schumacher Quartier vorstellt. Für die Tegel Projekt GmbH leitet Löffler-Dauth alle Maßnahmen mit Wasserbezug und steht dort gleich diversen Herausforderungen gegenüber: Er will das Gebiet zur Schwammstadt entwickeln, Regenwasser nutzen, wo immer es geht, und so das wertvolle Trinkwasser ersetzen. Zudem befindet sich das Areal nicht nur teilweise in einem Trinkwasserschutzgebiet, die umliegenden Gewässer wie der Spandauer Schifffahrtskanal sollen auch von Verschmutzungen frei gehalten werden. Und der TXL steht zudem unter Denkmalschutz. Das bedeutet: Das ehemalige Flughafengelände muss so, wie es heute ist, erhalten bleiben. Das gilt ebenfalls für die betonierten Flächen, über die früher Flugzeuge rollten. Keine Entsiegelung also. Doch Löffler-Dauth verfolgt einen Plan: „Dort, wo früher Parkplätze waren, entsteht ein Regenwasserauffangbecken, in das das Wasser von den versiegelten Flächen fließt und gereinigt wird.“ Gleich einem See wird hier auf 800 Quadratmetern Fläche Regenwasser gesammelt. „Das Wasser, das früher ungenutzt in den Schifffahrtskanal floss, stauen wir auf und nutzen es als Brauchwasser.“ Während überirdisch eine Wohlfühloase zum Verweilen einlädt, filtern unter dem Regenwasserreservoir Substratschichten das Wasser, das dann in der Regenwasserkanalisation eingespeichert wird. Genutzt werden soll es in Zukunft von den Unternehmen, die sich in den kommenden Jahren in der Urban Tech Republic ansiedeln – so zum Beispiel von der Berliner Feuer- wehr- und Rettungsdienst-Akademie, die von 2028 an hier einen Ausbildungsstandort plant und für ihre Löschübungen regelmäßig große Wassermengen benötigt. Wenn doch mal Starkregen naht, wird das gefilterte Wasser bereits vier Stunden vor dem Sturm kontrolliert in den Schifffahrtskanal gepumpt. Dabei hilft das Internet of Things, das mit Daten der Wetterdienste, der Pegelstände und Speicherbestände sowie des Bedarfs der Konsumierenden an den Entnahmestellen gespeist wird und genau errechnet, wie viel Wasser abgelassen werden muss. Da nur in Ausnahmefällen gereinigtes Wasser in den Kanal fließt, werden die Kanalisation entlastet und die umliegenden Gewässer reingehalten. Natürliche Kühle durch Verdunstung Lieber ist es Löffler-Dauth allerdings, wenn er alles Nass von oben in der Schwammstadt speichern könnte. Denn das sorgt für natürliche Abkühlung und ein angenehmes Klima, gerade in heißen Sommern – und das nicht nur rund um den künstlich angelegten See. Begrünte Dächer und Freiflächen sorgen für Verdunstungsfrische, sowohl im Technologiepark Urban Tech Republic als auch im künftigen Schumacher Quartier. Das entsteht im Osten des ehemaligen Flughafengeländes auf 48 Hektar. Mehr als 5.000 Wohnungen sollen für gut 10.000 Menschen zu einem Zuhause werden. Geplant sind außerdem Einkaufsmöglichkeiten, öffentliche Einrichtungen, zwei Schulen, Sport- und Jugendeinrichtungen sowie sechs Kindertagesstätten. Bereits 2028 sollen die ersten Mieter einziehen, bis Mitte der 2030er-Jahre die Bauarbeiten abgeschlossen sein, so die Pläne der Tegel Projekt GmbH. Nicht eingeplant ist hingegen eine Regenwasserkanalisation im Schumacher Quartier. Die wird Löffler-Dauths Plänen zufolge nicht gebraucht. Denn auch hier wird Wasser gespeichert, wo immer es geht. „Über das gesamte Wohnquartier verteilt werden wir Verduns- tungsbeete anlegen – mit Pflanzen, die robust sind, sowohl Hitze- und Trockenperioden als auch Starkregen aushalten und dank ausgezeichneter Verdunstungsleistungen in heißen Sommern für natürliche Abkühlung sorgen.“ Zusätzlich werden Versickerungsflächen das Wasser auffangen und für die Bewohner nutzbar machen. ■ Die Tegel Projekt GmbH plant auf dem früheren Airport Kreisläufe, in denen Trinkwasser teils durch gespeichertes Regenwasser ersetzt werden kann Parkplätze zu See-Oasen Gut vernetzt Der QR-Code führt zum Unternehmen auf LinkedIn: 800 Quadratmeter groß wird ein künstlicher See auf dem TXL-Areal. Darin wird Regenwasser gesammelt, das gefiltert als Brauchwasser auf dem Gelände genutzt werden kann. FOTO: CHRISTIAN KIELMANN Wassermanagement | 25 Berliner Wirtschaft 11 | 2024
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