Berliner Wirtschaft November 2023

sche Bilanz gezogen und aktuelle politische und technologische Entwicklungen diskutiert. Auch weitere IHK-Themenausschüsse wurden aktiv beteiligt. Entstanden ist eine umfassende Publikation mit insgesamt 35 konkreten Handlungsempfehlungen auf sieben Themengebieten, die alle für die Stadt von großer Bedeutung sind: Digitale Verwaltung, Digitale Infrastruktur, Digitale Souveränität und IT-Sicherheit, KI und Schlüsseltechnologien, Datenpolitik, IT-Fachkräfte, Digitale Bildung. Berliner KI-Ökosystem weiter stärken Konkret haben die Ausschussmitglieder unter anderem Empfehlungen entwickelt, wie das Berliner KI-Ökosystem weiter gestärkt werden kann, um auch international besser mithalten zu können. Entscheidend hierfür ist eine gezielte Förderung von Start-ups und Technologietransfer, damit Hochschulforschung zu Schlüsseltechnologien wie künstlicher Intelligenz in Berlin verstärkt in die wirtschaftliche Anwendung gelangt. Daniel Zapf, Geschäftsführer der wycomco GmbH wünscht sich hierzu eine klare Vision seitens der politischen Akteure, wie wir Berlin zum Motor dieser Entwicklung machen. „Mit einem Mix aus unbedingtem Willen, Mut, Augenmaß, Schnelligkeit und entsprechenden Ressourcen können wir mitgestalten, statt lediglich Trittbrettfahrer zu sein“, so Zapf. Ein richtiger Schritt in diese Richtung sind die KMU-Büros, mit denen der Berliner Senat Hochschulen und kleine und mittlere Unternehmen besser vernetzen möchte. Das erste Büro dieser Art startet jetzt in Kooperation mit der IHK Berlin an der HTW (s. S. 12). Dauerbaustelle Verwaltung Daneben legt die Digitaloffensive 2.0 auch konkrete Ideen vor, wie die Digitalisierung und Innovationskraft in der Verwaltung erhöht werden können. Schließlich bieten digital verfügbare Verwaltungsleistungen nicht nur eine komfortablere Nutzung für Berliner Unternehmen und Stadtgesellschaft, sondern bedeuten zugleich auch eine erhebliche Effizienzsteigerung und Entlastung für die Verwaltungsmitarbeitenden selbst. So weit die Theorie. In der Praxis kommt die Verwaltungsdigitalisierung jedoch bislang nur schleppend voran. Bei der Verwaltungsreform verspreche die Berliner Politik seit Jahrzehnten den großen Durchbruch, kritisiert Anett Hüssen, Geschäftsführerin der Hauskrankenpflege Dietmar Depner GmbH und Vorsitzende des IHK-Themenausschusses „Funktionierende Stadtverwaltung“. An Problemanalysen mangele es nicht, so Hüssen. „Wenn Behörden-Pingpong, Digitalisierungsstau und der Mangel an IT-Fachkräften beendet werden sollen, braucht Berlin entschlossene Umsetzung – parteiübergreifend sowie gemeinsam durch Senat und Bezirke.“ Neben klar definierten Zuständigkeiten, einer zentralen Steuerung und verschlankten Entwicklungsprozessen macht sich die Digitaloffensive daher auch für ein Innovations- und Digitalbudget stark, das flexibel genutzt werden kann. Damit hätte die Verwaltung die Möglichkeit, einzelne Digitalisierungsvorhaben, Pilotprojekte oder Prototypen schneller aufzusetzen. Darüber hinaus würde ein solches Budget möglicherweise finanzielle Anreize für Verwaltungsmitarbeitende schaffen, Innovationen und digitale Lösungen anzuregen und umzusetzen. IT-Personal fehlt überall Natürlich befasst sich die Digitaloffensive 2.0 auch mit dem allgegenwärtigen Thema des Fachkräftemangels, denn IT-Personal fehlt überall. „Startups, Mittelstand und selbst Großunternehmen fällt es immer schwerer, IT-Stellen zu besetzen. Vielerorts fehlt es dadurch an wichtigen Kompetenzen für Digitalisierung und Wachstum“, berichtet Kerstin Ehrig-Wettstaedt, Geschäftsführerin der Ehrig GmbH. Es brauche daher kreative Lösungen, um unsere eigenen IT-Talente aus- und weiterzubilden und in Berlin zu halten, erklärt Ehrig-Wettstaedt. Die Berliner Unternehmen empfehlen daher flexiblere Förderangebote zur Qualifizierung und innovative Weiterbildungsangebote. So sollten etwa die Angebote von Coding School in die Eintrittsplanung aller Berliner Jobcenter eingebunden werden. Ende Oktober überreichte IHK-Präsident Sebastian Stietzel die Digitaloffensive 2.0 an den Regierenden Bürgermeister, Kai Wegner, und die Berliner Chief Digital Officer, Martina Klement. Mit der aktualisierten Digitaloffensive 2.0 solle Anstoß gegeben werden für einen konstruktiven Dialog über eine Berliner Digitalpolitik, die das riesige Innovationspotenzial und unsere digitalen Talente in und für die Stadt nutzt, so Stietzel. Berlin habe laut dem IHK-Präsidenten zweifelsfrei das Potenzial zur Digital- und Innovationshauptstadt. „Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Berlin diesen Titel wirklich verdient und digitaler Fortschritt in allen denkbaren Bereichen gelebt wird.“ ■ Lösungen aus der Wirtschaft: IHK-Präsident Sebastian Stietzel (l.) überreichte Kai Wegner und Martina Klement die Digitaloffensive 2.0 Anett Hüssen IHK-Ausschuss „Funktionierende Stadtverwaltung“ Wenn Behörden- Pingpong, Digitalisierungsstau und der Mangel an ITFachkräften beendet werden sollen, braucht Berlin entschlossene Umsetzung. Henrik Holst, IHK-Public-Affairs- Manager Digitalpolitik & digitale Infrastruktur Tel.: 030 / 315 10-623 henrik.holst@berlin.ihk.de Digitaloffensive 2.0 Alle Informationen auf der IHK-Website unter: ihk.de/berlin/digitaloffensive Positionspapier | 21

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