2. Falsches Timing Es gilt zu überlegen, welche Fördermittel ins Auge gefasst werden. Dabei ist zu beachten, welchem Zweck die Fördergelder dienen sollen und ob für die Antragstellung externe Hilfe von Profis benötigt wird. Das ist in der Regel bei EU-Fördermitteln, Bundes- oder regionalen Mitteln der Fall. Für die meisten Fördermittel ist es Voraussetzung, dass das Projekt bei Antragstellung noch nicht begonnen hat. Eine Ausnahme ist dabei die steuerliche Forschungszulage der Bundesregierung. Hier ist es möglich, bis zu vier Jahre rückwirkend die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten (FuE) fördern zu lassen, die bereits angefallen sind und auch noch andauern können. 3. Unterschätzen des Aufwands Eine der häufigsten Fehlerquellen bei der Antragstellung liegt in der falschen Einschätzung des Aufwands-Ertrags-Verhältnisses. Nach Er- fahrungen können folgende Cluster gebildet werden: • Niedriger Aufwand, niedriger Ertrag: Hierzu gehören insbesondere Business-Plan-Wettbewerbe, bei denen in der Regel keine Dokumentationspflichten bestehen, unabhängig davon, ob sie staatlich oder privat sind. Auch lokale Zuschüsse wie der Gründungsbonus in Berlin (50.000 Euro) oder der Start-Zuschuss im Raum München (36.000 Euro) fallen in diese Kategorie. • Mittlerer Aufwand, hoher Ertrag: Die steuerliche Forschungszulage ist für nahezu alle Unternehmen geeignet und kann rückwirkend sowie vorausschauend beantragt werden. Sie fördert Bevor Start-ups Förderanträge stellen, sollten sie einige Fragen für sich klären – und manche Fehler unbedingt vermeiden von Dr. Philipp Nägelein Wege zur Finanzierung I n den vergangenen Jahren hat die Start- up-Szene einen drastischen Wandel durchlebt. Nach den anfänglichen Herausforderungen durch die COVID-19-Pandemie ging es 2020 und 2021 steil bergauf. Es schien, als sei es so einfach wie nie zuvor, Risikokapital zu beschaffen. Doch wenig später gingen die Unternehmensbewertungen wieder rapide runter, Start-up-Insolvenzen häuften sich. Und jetzt? Wie können Start-ups nachhaltiges Wachstum erreichen, das es durch gute und schlechte Zeiten trägt? Die „Zebra-Bewegung“, als Gegenpol zu den aggressiven Geschäftspraktiken großer Technologieunternehmen, betont die Bedeutung eines ausgewogenen Finanzierungsmixes. Dieser ermöglicht nachhaltiges Wachstum und berücksichtigt dabei die Interessen der Gründer-Teams und anderer Stakeholder. Angesichts dieser Strategie gewinnen staatliche Fördermittel wieder an Bedeutung. Allerdings ist es entscheidend, die Beantragung sorgfältig zu planen und strategisch einzusetzen, anstatt vorschnell nach den Finanzspritzen zu greifen. Das sind die fünf häufigsten Fehler: 1. Unzureichende Recherche Ganz am Anfang sollte die Frage stehen: Wollen und sollen wir uns überhaupt um Fördermittel bemühen? Drei Aspekte sind entscheidend: Passt das Förderprogramm zu unserer Ausrichtung, oder müssten wir unsere Identität verändern? Welche realistischen Erfolgschancen haben wir? Und wie viele Ressourcen sind notwendig, um den Antragsprozess, die Projektumsetzung und die Nachbereitung zu bewältigen? SERVICE | Gründerszene | 62 Berliner Wirtschaft 10 | 2024
RkJQdWJsaXNoZXIy MTk5NjE0NA==