Berliner Wirtschaft Oktober 2024

Größer, schneller, weiter Grown- oder Scale-ups vereinen Gründer-Spirit mit der Kultur gewachsener Unternehmen. Bei Babbel gelingt Markus Witte (l.) und Arne Schepker der Spagat Seite 18, Interview Seite 26 IT-Sicherheitstag Wie sich KMU wirksam vor Cyberkriminalität schützen können Seite 10 Weiterbildung Beratung, Projekte und Tools für lebenslanges Lernen Seite 48 IHK-Festival Bildung X Business Wissen trifft Wirtschaft: 800 Akteure im Ludwig Erhard Haus Seite 40 Das Magazin der Industrie- und Handelskammer zu Berlin 10/2024 ihk.de/berlin

buwog.de Neue Themen rund um Immobilien, Architektur + Stadtentwicklung im neuen BUWOG-Podcast. Jetzt reinhören auf buwog.de/podcast Alle reden über die Zeitenwende. Wir sind schon weiter. Aus Zeitenwende machen wir echte Chancen: Mit nachhaltigen Quartiersentwicklungen und qualitätsvollem Neubau in ganz Deutschland schauen wir nach vorne. Mit über 70 Jahren Erfahrung im Bereich Wohnimmobilien ist die BUWOG ein verlässlicher Partner – für die Branche ebenso wie für Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft. Wir bauen Zukunft: Mit preisgekrönten Holz-Hybrid-Häusern, mit unserem Quartier 52° Nord oder mit Deutschlands größtem Holzbauprojekt im Münsterberger Weg setzen wir Maßstäbe. Holzbauweise: Wohnquartier im Münsterberger Weg Photovoltaik: Quartier BUWOG SPEICHERBALLETT in Spandau Holz-Hybrid-Häuser: BUWOG Deck 3 Schwammstadt: Wasserbecken im Quartier 52° Nord

Sebastian Stietzel ist Präsident der IHK Berlin und Geschäftsführer der Marktflagge GmbH, Management & Investments Berlin ist zu Recht als Start-up-Hotspot bekannt. Hier entstehen jährlich mehr Start-ups, als das Jahr Tage hat – ein starker Beweis für die Innovationskraft der Stadt. Noch besser ist es, wenn Start-ups die ersten kritischen Jahre meistern und zu erfolgreichen Grown-ups heranwachsen. Wenn ihre innovativen Ideen nicht nur im Markt Fuß fassen, sondern echte wirtschaftliche Erfolge daraus entstehen. Genau diese Grown-ups verdienen genauso viel Aufmerksamkeit wie die Newcomer. In diesem Heft stellen wir einige spannende Beispiele von „erwachsenen“ Start-ups vor, die sich nicht nur erfolgreich im Markt behaupten konnten, sondern dabei auch ihren Start-up-Spirit bewahrt haben (S. 18). Dabei hängt wirtschaftlicher Erfolg, ob für Grownups oder Start-ups, von vielen Faktoren ab: dem Marktumfeld, der konjunkturellen Lage, dem Zugang zu Kapital – und vor allem von gut ausgebildeten Fach- und Arbeitskräften. Aus diesem Grund stand Bildung in allen Facetten im Mittelpunkt von Bildung X Business – dem diesjährigen Festival der Wirtschaft (S. 40). Denn wir sind überzeugt: Berlin hat das Potenzial, nicht nur Innovations-, sondern auch Bildungs-Hotspot zu werden. Und genau das sollte unser gemeinsames Ziel sein. Ihr Mobilität Auf Einladung des Konzernbevollmächtigten der Deutsche Bahn AG, Alexander Kaczmarek, traf sich der IHK-Ausschuss „Mobile Stadt“ auf dem EUREF-Campus, wo die Deutsche Bahn einen Standort unterhält. Im Fokus der Diskussion standen unter anderem das Großprojekt „i2030“ und die damit verbundenen Baumaßnahmen in und um Berlin herum. Seite 12 Die „Berliner Wirtschaft“ gibt es auch online: ihk.de/berlin/ berliner-wirtschaft.de Berlin – Hotspot der Innovationen und der Bildung ZEICHNUNG: ANDRÉ GOTTSCHALK; TITEL: AMIN AKHTAR Editorial | 03 Berliner Wirtschaft 10 | 2024

AGENDA 10 IT-Sicherheitstag Austausch zu wesentlichen Fragen der Cyberkriminalität 12 Mobilität IHK-Ausschuss „Mobile Stadt“ diskutiert mit Alexander Kaczmarek 14 Social Economy Round Table in der IHK: Berlins Soziale Ökonomie braucht solides Fundament 15 Kolumne Kathrin Klär-Arlt betont Berlins Potenzial als Life Science Cluster von Weltrang 16 Industrie IHK-Netzwerke trafen sich im „Makerspace Ringberlin“ FOKUS 18 Scale-ups Wenn Start-ups erfolgreich wachsen, werden sie zu Scale-ups. Berlin hat eine ganze Menge davon 22 Unternehmenspraxis Blick auf die erfolgreichen Geschäftsstrategien von Sennder, Alcemy und HeyJobs 26 Interview Markus Witte und Arne Schepker setzen bei der Sprachlernplattform Babbel auf nachhaltiges Wachstum Markus Witte Mitgründer von Babbel Als wir erstmals ein ganzes Gebäude nur für uns bezogen haben, musste ich mich schon kneifen. BRANCHEN 30 Gewerbeflächen Veränderte Ansprüche führen trotz Leerstands zu einem Engpass bei Büroflächen 36 Gründerstory Die Tea Eats GmbH versteht Tee als kulinarische Zutat 37 Start-up Ole Wohltmann, Mitgründer der Cleverlohn GmbH, über seine Geschäftsidee 38 Food Rezepte für den Erfolg der Branche in Berlin 39 Historie Glänzende Geschäfte mit glänzender Ware: J. Godet und Sohn Königliche Hofjuweliere Mobilität Bahn-Manager Alexander Kaczmarek lud den IHK-Ausschuss „Mobile Stadt“ zur Diskussion ein 12 18Scale-ups Die meisten Start-ups fangen sehr klein an. Groß werden letztendlich nur vier Prozent von ihnen Berliner Wirtschaft 10 | 2024 Inhalt | 04

03 Editorial | 06 Entdeckt | 34 Impressum | 51 Seminare 65 Gestern & Heute | 66 Zu guter Letzt FACHKRÄFTE 40 Kongress Festival Bildung X Business vereinte zahlreiche Akteure 43 Verbundberatung Nachhaltige Ausbildung mit Prosumio als Partner 44 Integration IHK unterstützt Unternehmen beim Thema Anerkennung 46 Berufsorientierung Erfolgreiches Instrument: IHK-Praktikumswoche bringt junge Talente in Unternehmen 48 Weiterbildung Fachkräftesicherung in der BMW-Motorradfabrik SERVICE 56 Rechtsänderungen Erster Blick auf neue Gesetze im kommenden Jahr 58 Außenwirtschaft Blick auf die Geschäfte zwischen Berlin und Israel 59 Unternehmensnachfolge Zentrale vermittelt Betriebe und potenzielle Nachfolger 60 Beratung Was die E-Rechnungspflicht für Unternehmen bedeutet 61 Wissenssicherung IHK-Checkliste hilft dabei, Firmenwissen zu bewahren 62 Gründerszene Förderanträge sollten nicht unüberlegt gestellt werden Kongress Rund 800 Teilnehmende kamen zum Festival Bildung X Business ins Ludwig Erhard Haus 40 Schreiben Sie uns Worüber möchten Sie in der „Berliner Wirtschaft“ informiert werden? Senden Sie Ihre Anregungen per Mail an: bw-redaktion@berlin.ihk.de FOTOS: DEUTSCHE BAHN AG/OLIVER LANG, AMIN AKHTAR, IHK BERLIN/INES HASENAU, GETTY IMAGES/STORM RF/PIER; ILLUSTRATION: ASCS/MINA KIM Berliner Wirtschaft 10 | 2024 Inhalt | 05 das uns! Überlassen Sie Professionelle Entsorgungslösungen für: Gewerbeabfälle Bedarfsgerechte Konzepte zur Erfassung Ihrer gemischten Gewerbeabfälle – entsprechend der Gewerbeabfallverordnung Altpapier Beste Preise für Industrie, Handel, Gewerbe, Wohnungswirtschaft und Privathaushalte Gewerbefolien Kostengünstige und umweltgerechte Wertstoffentsorgung Andere Abfälle Zuverlässige Erfassung aller anderen Abfälle zur Verwertung (Glas, Holz, Schrott, E-Schrott) Bartscherer & Co. Recycling GmbH Montanstraße 17-21 13407 Berlin Tel: (030) 408893-0 Fax: (030) 408893-33 www.bartscherer-recycling.de Bestellungen direkt im Onlineshop. Günstige Pauschalpreise für Umleerbehälter von 240 l bis 5,5 cbm.

Berliner Wirtschaft 10 | 2024 Entdeckt | 06

Wenn der Seniorchef des alteingesessenen Berliner Brennstoffhandels Peter & Krebs auf einmal auch zum Gastronomen wird, muss dahinter eine besondere Geschichte stehen. Bei Andreas Peter, der mit seiner Frau Rita das Café Anneliese übernommen hat, ist es eine Mischung aus Nostalgie und Unternehmergeist. Seit 90 Jahren gibt es das Kaffeehaus am Teltower Damm in Zehlendorf, viele Jahrzehnte geführt vom selben Betreiber. Als eine Nachfolgerin, ebenfalls nach langer Zeit, 2023 aufhörte, schloss es. Peter, einst Abiturient der nahen John-F.-Kennedy-Schule, hatte viele schöne Erinnerungen ans Café – und wagte in eigener Regie einen Neuanfang. Monaten des Umbaus mit gediegener Einrichtung folgte seit August die etappenweise Eröffnung. Ein besonderes Highlight wird wohl erst später im Jahr zur vollen Geltung kommen: ein Separee mit aufwendig gestalteten Weinschränken. Tradition in Tassen FOTO: ULRICH SCHUSTER Entdeckt | 07 Berliner Wirtschaft 10 | 2024

47,7 % mehr PV-Anlagen hat Berlin im Juni 2024 im Vorjahresvergleich, exakt waren es 26.769 Anlagen. Im ersten Halbjahr wurden 61 Gigawattstunden Strom aus Photovoltaikanlagen ins Netz eingespeist. Das sind 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. „Die IHK Berlin befürwortet die Einführung des 11. Pflicht- schuljahres. Kein Jugendlicher darf im Übergang zwischen Schule und Ausbildung verloren gehen. Daher ist es gut und überfällig, dass nun auch Berlin die Daten der Schülerinnen und Schüler an die Jugendberufsagentur weitergibt, damit unversorgte Jugendliche bestmöglich beraten werden. Das Projekt 11. Pflichtschuljahr steht und fällt aber mit der personellen Ausstattung an den Schulen.“ Ab dem Schuljahr 2025/2026 geht Berlin neue Wege, um mehr Jugendliche beruflich zu qualifizieren Elf Pflichtschuljahre können sinnvoll sein gesagt Stefan Spieker, Vizepräsident IHK Berlin Die BVG gilt nicht wenigen als Berlins wahre Image-Botschafterin. Mit frecher Werbung, originellen Social- Media-Auftritten und nicht zuletzt durch ihren Umgang mit Fahrplänen und -gästen: lässig, schnoddrig, mit Witz. Zuletzt machte das Unternehmen mit einer technischen Umstellung und einem Marketing-Coup von sich reden. Beides spielt im Bus, als „Großer Gelber“ selbst eine rollende Berliner Institution. Neuerdings kann man darin nicht mehr bar zahlen, was auf dem Fahrersitz vermutlich für Stressabbau sorgt. Und: In einem Spot zum Filmstart seines Westerns „Horizon“ fährt Hollywood-Star Kevin Costner mit dem Bus zum Kino. Beides zusammen erinnert an einen Sketch aus den 70er-Jahren: „Django zahlt heute nicht. Django hat Monatskarte.“ Berlin, einfach cool. bw Was finden Sie typisch? Schreiben Sie uns: bw-redaktion@berlin.ihk.de Cow-Bus typisch berlin FOTOS: GETTY IMAGES/KSENIYA OVCHINNIKOVA, AMIN AKHTAR, FREE2MOVE, AG CITY Berliner Wirtschaft 10 | 2024 Kompakt | 08

0 1,0 2,0 3,0 2024 2023 2022 2019(letztes Vor-Pandemie-Jahr) Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Okt Nov Dez Sep in Millionen Passagiere pro Monat 2,34 kopf oder zahl Torben Rutz ist neuer Geschäftsführer der BID Ku’damm-Tauentzien GmbH. Seine Vorgängerin Romy Schubert hat die AG City nach 14 Jahren verlassen. Die BID ist eine Tochtergesellschaft der CityDienst GmbH, die wiederum eine Tochter des Vereins AG City ist. Rutz hatte zuletzt vor einer kurzen Tätigkeit für eine Kommunikationsagentur zwei Jahre in der bezirklichen Wirtschaftsförderung gearbeitet. Brigitte Courtehoux hat zum 1. August zusätzlich die Geschäftsführung beim Carsharing- Anbieter Share Now von Olivier Reppert übernommen, der bei Share Now ausscheidet. Courtehoux ist seit 2013 als CEO von Free2move tätig. Die Stellantis-Tochter hatte Share Now 2022 übernommen. Brigitte Courtehoux begann 1998 bei der PSA-Gruppe, die nach der Fusion mit Fiat Chrysler zum Stellantis- Konzern wurde. Passagierzahlen steigen Der BER hatte in den ersten sechs Monaten mehr Fluggäste als in den beiden Vorjahren. Die Zahlen aus der Vor-Corona-Zeit wurden aber nicht erreicht berliner wirtschaft in zahlen Dr. André Schmiljun, IHK-Experte für Luftverkehr Tel.: 030 / 315 10-614 andre.schmiljun@berlin.ihk.de mehr Passagiere wurden auf dem BER im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum gezählt. 12,7 % Grafiken: BW Quelle: Statistisches Bundesamt Kompakt | 09 Was sie bringt und wie man sie erstellt CO2-Bilanz für Unternehmen Wo in meinem Unternehmen oder in der Lieferkette entstehen die meisten CO2-Emissionen? Wer die Antwort kennt, kann Emissionen gezielt reduzieren, das Klima schützen und im besten Fall noch Kosten senken. Eine erste CO2-Bilanz lässt sich einfach selbst erstellen. Kostenfreie Tools berechnen, wie viele Emissionen Ihr Unternehmen verursacht und was Ihre größten Emissionsquellen sind. Schon durch kleine Umstellungen und gezielte Maßnahmen können Sie Energie sparen und Ihre Bilanz verbessern. Machen Sie Ihr Unternehmen fit für die Zukunft. - Anzeige - Sie möchten eine CO2-Bilanz für Ihr Unternehmen erstellen? Wir unterstützen Sie auf Ihrem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften – individuell und kostenfrei. Jetzt Termin vereinbaren. gefördert durch: Wir freuen uns auf Ihre Anfrage. Annelie Geipel | Verbundprojektleitung E- Mail: nawi@bnw-bundesverband.de Telefon: +49 152 087 07 373

Der 13. IT-Sicherheitstag in der IHK drehte sich um die Gefahren durch Cyberkriminalität und bot den Unternehmen konkrete Tipps für besseren Schutz von Anna Borodenko Schutz für den Mittelstand Jahr die Austragungsorte Berlin und Brandenburg ab. Dieses Mal, am 13. September, fand die Veranstaltung im Ludwig Erhard Haus in Berlin statt. Mit etwa 200 Teilnehmenden, darunter Unternehmen, IT-Experten und Vertreter öffentlicher Institutionen, bot der IT-Sicherheitstag eine Plattform Prof. Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger erläuterte in seinem Vortrag, dass KI Bedrohung wie Schutz sein kann Organisiert von den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern aus Berlin und Brandenburg, hat sich der IT-Sicherheitstag in den vergangenen 13 Jahren fest im Kalender der regionalen Wirtschaft etabliert. Dabei wechseln sich jedes Berliner Wirtschaft 10 | 2024 agenda

für den Austausch zu aktuellen Herausforderungen und Lösungen im Bereich der Cybersicherheit. Bestimmendes Thema war die wachsende Bedrohung durch Cyberkriminalität. Die Vorträge und Workshops betonten die besonderen Risiken, denen kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) gegenüberstehen, zumal sie oft – im Gegensatz zu großen Konzernen – nicht über ausreichende Sicherheitsvorkehrungen verfügen. Kleine Unternehmen im Visier Der Eröffnungsvortrag von Lars Huwald von der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) für die Wirtschaft beim LKA Berlin machte die Herausforderungen des „Wilden Westens Cybercrime“ eindrücklich deutlich und unterstrich, dass gerade kleine Unternehmen ins Visier von Kriminellen geraten, die Sicherheitslücken ausnutzen. Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war der Vortrag von Prof. Dr. Thomas- Gabriel Rüdiger, der die Relevanz digitaler Bildung im Kontext von IT-Sicherheit im Zeitalter der künstlichen Intelligenz (KI) beleuchtete. Dabei betonte er den Doppelcharakter der KI: Sie kann Bedrohung wie auch Schutzinstrument sein. In einer Live-Demonstration zeigte Rüdiger, wie simpel KI-gestützte Phishing-Angriffe täuschend echt gestaltet werden können und welche Schutzmechanismen KMU dagegen implementieren sollten. Diese beiden Aspekte – Phishing-Mails und Sicherheitsmaßnahmen – wurden auch in einem Workshop ausführlicher behandelt. Ein Thema der Veranstaltung war die Rolle des Menschen als Schwachstelle in der IT- Sicherheitskette. Phishing-Angriffe, die oft auf die Unachtsamkeit von Mitarbeitenden abzielen, gehören zu den stärksten Bedrohungen. Die Experten betonten, wie wichtig die regelmäßige Schulung der Mitarbeitenden ist, um sie für diese Gefahren zu sensibilisieren und solche Angriffe abzuwehren. Doch auch technische Maßnahmen und rechtliche Vorgaben spielen im Bereich der IT-Sicherheit eine große Rolle und wurden entsprechend ausführlich diskutiert. Ein zentraler Punkt ist die Sicherung von Benutzerkonten. Ein Passwort reicht hier nicht. Mehrstufige Authentifizierungsverfahren und regelmäßige Passwortwechsel wurden als grundlegende Schutzmaßnahmen betont, um unbefugten Zugriff auf sensible Daten zu verhindern. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Betriebe ist die neue NIS2-Richtlinie, die viele Unternehmen verpflichtet, ihre IT-Sicherheitsstandards zu erhöhen. In verschiedenen Workshops wurde erläutert, welche Anforderungen auf die Unternehmen zukommen und wie sie diese effizient umsetzen können. Besonders für KMU wurde betont, dass die Umsetzung der NIS2-Richtlinie kein unüberwindbares Hindernis darstellen muss, wenn entsprechende Vorkehrungen rechtzeitig getroffen werden. Die Teilnehmenden erhielten praxisnahe Tipps, wie sie ihre Compliance-Anforderungen erfüllen und dies auch nachweisen können. Die praxisnahen Workshops boten den Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Kenntnisse in spezifischen Bereichen der IT-Sicherheit zu vertiefen. Besonders beliebt war ein interaktiver Workshop, der sich mit der Sensibilisierung von Mitarbeitenden durch sogenannte Serious Games beschäftigte. Diese spielerischen Schulungen sollen Mitarbeitenden helfen, IT-Sicherheitsrisiken im Arbeitsalltag besser zu erkennen und darauf zu reagieren. Diese Art der Schulung wurde von den Teilnehmenden als besonders effektiv wahrgenommen, da sie praxisnah und interaktiv ist. Praxisnahe Einblicke Auch der Umgang mit Datenpannen wurde intensiv diskutiert. In einem weiteren Workshop wurden konkrete Fallbeispiele präsentiert, die zeigten, wie Unternehmen auf Sicherheitsvorfälle reagieren können und sollten, um den Schaden möglichst gering zu halten. Diese praxisnahen Einblicke halfen den Teilnehmenden, die Herausforderungen im Krisenfall besser zu verstehen und sich darauf vorzubereiten. Der 13. IT-Sicherheitstag zeigte erneut, wie komplex und vielschichtig die Herausforderungen der IT-Sicherheit für KMU sind. Dabei wurde auch deutlich, dass IT-Sicherheit keine einmalige Maßnahme, sondern eine dauerhafte Aufgabe ist, die regelmäßige Anpassung erfordert. ■ Lars Huwald von der ZAC wies auf die Sicherheitslücken in kleinen Betrieben hin Anna Borodenko, IHK-Referentin für Digitalisierung und Cybersicherheit Tel.: 030 / 315 10-522 anna.borodenko@ berlin.ihk.de FOTOS: IHK BERLIN/JENS AHNER IT-Sicherheitstag | 11 Berliner Wirtschaft 10 | 2024

B is zu 160.000 Kubikmeter Stadtgas konnten früher im Schöneberger Teleskopgasometer gespeichert werden. Mit 78 Metern Höhe war er im 19. Jahrhundert einer der größten in Europa. Heute ist die Energieversorgung hier noch immer das bestimmende Thema. An den Themen Energie, Mobilität und Nachhaltigkeit arbeiten auf dem Campus heute 7.000 Menschen in mehr als 150 Unternehmen, Institutionen und Start-ups. „Es ist daher nie verkehrt, sich an der Cafébar zu unterhalten“, sagt Karin Teichmann, weil sich dort neue Kontakte ergeben können. Die Sprecherin des Vorstands der EUREF AG führte die Mitglieder des IHK-Ausschusses für Mobile Stadt durch das neue Stadtquartier. Von der Aussichtsplattform auf dem Gasometerdach aus zeigte sie, warum der EUREF Campus ein Modellquartier ist für klimaneutrale, ressourcenschonende und intelligente Stadt von morgen. Dabei bleibt der Gasometer das Zentrum und Wahrzeichen des Campus. Allerdings ist er inzwischen gefüllt mit einem Büroturm, in dem fast 2.000 Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG an DigiDie Deutsche Bahn hat einen Standort im Gasometer in Schöneberg. Dort diskutierte der IHK-Ausschuss „Mobile Stadt“ jetzt mit dem Konzernbevollmächtigten Alexander Kaczmarek über den Eisenbahnknoten Berlin von Dr. André Schmiljun und Dr. Lutz Kaden Mehrgleisige Investitionen Der IHK-Ausschuss „Mobile Stadt“ mit seinem Vorsitzenden Bernhard Lemmé (stehend, 6. v. l.) und der EUREF-Vorstandssprecherin Karin Teichmann (stehend, 2. v. r.) beim Ortstermin Berliner Wirtschaft 10 | 2024

für die neue S15-Linie zwischen Hauptbahnhof und dem Ring für Schlagzeilen. Weitere Überlastungen sind erkennbar auf der Lehrter Stammbahn zwischen Spandau und Stendal, auf dem Berliner Außenring zwischen Schönfließ und Gesundbrunnen sowie auch zwischen Potsdam Griebnitzsee und Ostbahnhof. Die Deutsche Bahn will daher auch den Berliner Innenring ausbauen, ein durchgängiges zweites Gleis für die Lehrter Stammbahn schaffen sowie die Reaktivierung der Potsdamer Stammbahn so schnell wie möglich umsetzen. IHK-Vizepräsident Robert Rückel regte zudem weitere Verbesserungen der Einbindung des Flughafens BER in das Bahnangebot an, wenn Ende 2025 der Airportexpress endlich direkt über die dann neue Dresdner Bahn fahren wird. Bernhard Lemmé zog als Ausschussvorsitzender das Fazit, dass das große Bauen bei der Deutschen Bahn begonnen hat und mit Hochdruck weitergehen muss. Deutschlandweit, aber auch in der Hauptstadtregion werden sich die Reisenden in nächster Zeit auf viele Einschränkungen einstellen müssen. Dazu kommt, dass auch das Deutschlandticket viel mehr Menschen auf die Schiene bringen kann. Um diesen Anreiz nachhaltig zu nutzen, gilt es, vorbereitet zu sein. ■ Erläuterte Sanierungsbedarf und Ausbauziele der Deutschen Bahn: Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter talisierungprojekten arbeiten. Und genau hier tagte der IHK-Ausschuss für Mobile Stadt auf Einladung von Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sein detaillierter Überblick über den Sanierungsbedarf und die Ausbauziele der Bahn machte klar, wie viel getan werden muss, um noch mehr Verkehr auf die energieeffiziente Schiene zu verlagern. Das Unternehmen hat sich deutschlandweit ein enormes Baupensum vorgenommen. 4.000 km will die Deutsche Bahn allein in den kommenden sechs Jahren sanieren. Die Verkehrsleistung soll verdoppelt werden und die Zahl der Reisenden im Nahverkehr auf 2,5 Milliarden steigen. ICE-Strecke nach Hamburg wird gesperrt Für Berlin besonders problematisch ist dabei der notwendige Neubau der ICE-Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Auf den 278 Kilometern laufen bereits seit Mitte August Instandhaltungsarbeiten, die bis Ende des Jahres dauern. Die Umfahrung über Uelzen dauert nun deutlich länger. Nach einer Verschnaufpause muss die Strecke dann ab August 2025 bis April 2026 komplett gesperrt werden für eine Generalsanierung. Für diese Zeit ist ein umfangreiches Konzept mit insgesamt 28 Schienenersatzverkehrslinien in der Vorbereitung. Mit dem Großprojekt „i2030“ stehen in und um Berlin viele weitere Baumaßnahmen an, zur Ergänzung und für Sanierungen. Insgesamt 200 Kilometer Gleise sollen reaktiviert, neu- oder ausgebaut werden. Gleichfalls arbeitet die Bahn daran, 100 Stationen zu erneuern. Dabei stechen die laufenden Um- und Neubauten des Ostbahnhofs sowie der Bahnhöfe Schöneweide und Köpenick heraus. Viele der Baumaßnahmen, die seit Jahren geplant und vorbereitet werden, werden aber erst in den nächsten zehn Jahren fertig. Wegen der Vielzahl sicherheitsrelevanter Anforderungen sind die Prozesse so langwierig. Berliner Schienennetz stark überlastet Dass die Investitionen in das Gesamtprojekt „i2030“ absolut notwendig sind, mahnten auch die Ausschussmitglieder an. Schon lange operiert das Berliner Schienennetz an seinen Grenzen. So ist die Stadtbahn zwischen Berlin-Ostbahnhof und Charlottenburg massiv überlastet. 230.000 Fahrgäste nutzen täglich die Strecke. Engpässe gibt es aber auch auf der Nord-Süd-Bahn. Zuletzt sorgte die erneute Verschiebung der S-Bahn-Anbindung Robert Rückel IHK-Vizepräsident Der AirportExpress ab Ende 2025 über die neue Dresdner Bahn ist ein guter Anfang. Weitere Linien sowie ein ICE-Halt für den BER müssen folgen. IHK-Ausschüsse Die Ausschüsse beraten Präsidium und Vollversammlung der IHK zu einzelnen Themen. Weitere Informationen unter: ihk.de/berlin/ausschuesse Dr. Lutz Kaden, IHK-Experte für Verkehr und Mobilität Tel.: 030 / 315 10-415 lutz.kaden@ berlin.ihk.de FOTOS: IHK BERLIN/REGINA SABLOTNY, IHK BERLIN/AMIN AKHTAR, IHK BERLIN/DR. LUTZ KADEN Mobilität | 13 Berliner Wirtschaft 10 | 2024

Berlins Soziale Ökonomie braucht eine langfristige Strategie, so der Konsens beim 4. IHK-Round-Table in der IHK von Anne Neidhardt Mehr Stärkung für Engagierte machen? Braucht Berlin eine langfristige Strategie zur dauerhaften Stärkung der Sozialen Ökonomie? Darum ging es am 3. September im Rahmen des 4. IHK-Round-Table Social Economy. Zu Gast waren der Berliner Staatssekretär für Wirtschaft, Michael Biel, die Vorstandsvorsitzende des Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland, Sabrina Konzok, sowie Hamburger Experten, die eine solche langfristige Landesstrategie bereits in die Umsetzung gebracht haben. Der Blick nach Hamburg zeigt: Die Hansestadt setzt seit 2023 auf eine langfristige Landesstrategie zur Stärkung der Sozialen Ökonomie. Diese beinhaltet ein gemeinsames Zielbild samt Vision, Mission und langfristigen Maßnahmen, verbunden mit einem Monitoring und einer Wirkungsmessung entlang konkreter Indikatoren. Für die Umsetzung der Strategie wurde ein cross-sektoraler Zusammenschluss in Form eines Vereins gegründet. Ziel ist es, feste Unterstützungsstrukturen zu schaffen, Sichtbarkeit für die Zielgruppe zu erzeugen, zu Fördermöglichkeiten zu beraten und Wirkungspartnerschaften zu etablieren. Für die Hamburger Gäste aus dem Amt für Wirtschaft und Innovation sowie der Hamburger Allianz für Social Entrepreneurship war also klar: Die Antwort auf die Frage nach einer langfristigen Strategie kann nur ein Ja mit Ausrufezeichen sein. Berliner Initiativen zur Unterstützung Auch in Berlin gibt es bereits ein solides Fundament zur Unterstützung der Sozialen Ökonomie. So etwa das vom Senat geförderte Projekt „Social Economy Berlin“, das der Beratung und Vernetzung der Zielgruppe dient und für besonders engagierte Unternehmen einen Preis ausschreibt. Aber auch frische Pläne sind in der Pipeline: So ist unter anderem geplant, neben dem Deutschen auch einen Berliner Social Entrepreneurship Monitor samt Potenzialanalyse und Maßnahmenvorschlägen zu initiieren, auch die Novellierung der Landesförderung nichttechnischer Innovationen (ProNTI) gehört zu den Plänen. Denn klar ist: Die wesentlichen Herausforderungen liegen noch immer in der Eingrenzung der Zielgruppe, in der Sichtbarmachung ihres gesellschaftlichen Mehrwerts in der Stadt, im Zugang zu Finanzierung und in der Verstetigung eta- blierter Strukturen. Dafür muss der Fokus künftig unter anderem auch auf die Themen Mapping der Zielgruppe, Sichtbarmachung in der Verwaltung sowie auf die Stärkung der Wirkungsmessung gelegt werden. ■ Trafen sich zum Round Table: IHK-Vizepräsident Stefan Spieker, Heike Birkhölzer, Vorstandsvorsitzende von TechNet, Sabrina Konzok und Michael Biel (v. l.) Anne Neidhardt, IHK-Public-Affairs-Managerin Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-838 anne.neidhardt@ berlin.ihk.de B erlin ist die deutsche Hauptstadt der Sozialen Ökonomie. Jedes vierte soziale Unternehmen Deutschlands ist laut aktuellem Deutschen Social Entrepreneurship Monitor in Berlin angesiedelt. Doch was muss getan werden, um den Mehrwert dieser Zielgruppe für die Stadt auch wirklich nutzbar zu FOTO: IHK BERLIN AGENDA | Social Economy | 14 Berliner Wirtschaft 10 | 2024

Berlin kann ganz vorn mitspielen Die Hauptstadt hat das perfekte Ökosystem, um ein Life Science Cluster von Weltrang zu werden – wenn wir unsere Kräfte bündeln und die Politik Offenheit beim Umgang mit Daten zeigt Mit die größten Innovationen unserer Zeit entstehen an der Schnittstelle von Biologie und Datenwissenschaften. Forschende können heute jede einzelne Zelle eines Organismus betrachten und beginnen, die molekularbiologischen Prozesse des Lebens bis ins kleinste Detail zu verstehen. Dabei fallen enorme Datenmengen an, die nur noch mit maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz nutzbar gemacht werden können. Das Versprechen dieser sogenannten Life Sciences ist groß: Wenn wir die molekularbiologischen Mechanismen der Krankheitsentstehung nachvollziehen, dann wissen wir, wo wir ansetzen müssen, um einer Erkrankung zuvorzukommen oder sie sehr gezielt zu behandeln. Neuartige Therapien und Präventionsmöglichkeiten stehen am Horizont – und mit ihnen die Hoffnung auf ein langes, gesundes Leben. Der Weg dorthin ist geprägt vom Zusammenspiel verschiedener Wissensfelder und Akteure. Weltweit entstehen Life Science Cluster, in denen nicht nur unter anderem Molekularbiologen, Bioinformatiker und Datenexperten Tür an Tür arbeiten, sondern auch Start-ups und Unternehmen, akademische und universitäre Forschung. Auch Berlin bringt in diesem Zusammenhang einiges mit: Wir haben Forschungsinsti- tutionen von Weltrang, eine namhafte akademische und private Forschung, eine starke Biotechnologie-Start-up-Szene, dazu eine hoch- karätige Klinik- und Pflegelandschaft und bestens ausgebildete Fachkräfte. Hinzu kommen die Beliebtheit Berlins und die – noch ausbaufähige – internationale Anbindung sowie, verglichen mit anderen Metropolen, erschwingliche Lebenshaltungskosten. All das könnte uns zu einem Life Science Cluster von Weltrang machen – wenn wir jetzt unsere Potenziale und Kräfte gut verbinden. Dann helfen wir nicht nur den Patienten, sondern stärken auch die Berliner Wirtschaft. Momentum gewinnen wir gerade durch das neue Medizinforschungsgesetz, das den Zugang zu Patientendaten in Deutschland für eine breitere Gruppe an Akteuren ermöglicht. Die Medizin der Zukunft ist datengetrieben. Neben mikrobiologischen Daten werden auch Daten aus dem realen Versorgungsalltag die Versorgung auf eine neue Ebene setzen. Dann lernen wir beispielsweise aus den anonymisierten Behandlungsdaten und -erfahrungen von Krebspatienten für andere Krebspatienten in ähnlichen Ausgangslagen. Deshalb wünsche ich mir grundsätzlich Offenheit gegenüber dem Datenthema, auch in der Landespolitik. Wir brauchen eine „Unterstützungsattitüde“. Freilich ohne Blauäugigkeit, sondern mit Sinn für vernünftige Rahmenbedingungen, damit wir das Potenzial, dass künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen zur Wissensgenerierung in der Medizin versprechen, schöpfen können. ■ Meinung In der Kolumne „Auf den Punkt“ positionieren sich im monatlichen Wechsel Mitglieder des Präsidiums zu wirtschaftspolitischen Fragestellungen aus ihrer persönlichen Sicht. präsidiumsmitglieder beziehen stellung Kathrin Klär-Arlt ist Geschäftsführerin der Pfizer Pharma GmbH und Präsidiumsmitglied der IHK Berlin FOTO: IHK BERLIN/AMIN AKHTAR Auf den Punkt | 15 Berliner Wirtschaft 10 | 2024

Mit dem „Ringberlin“ entsteht in Mariendorf ein Gründerzentrum – die IHK-Netzwerke Industrie und BauImmo trafen sich zum Ortstermin von Tobias Rühmann und Lars Mölbitz Neue Ideen für alte Hallen dern und KMU den Zugang zu industriellen Produktionsverfahren wie 3D-Druck und CNC-Maschinen erleichtern soll, um beispielsweise aus Ideen Prototypen werden zu lassen. Matthias Menger, Geschäftsführer der Projektgesellschaft Koimo, berichtete unter anderem darüber, wie eng die Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden und wie stark der Nachhaltigkeitsgedanke sind: Zirkularität bedeutet in diesem Zusammenhang beispielsweise, dass die originalen Drahtglasscheiben aus der Entstehungszeit Anfang des 20. Jahrhunderts in Handarbeit aufbereitet und, mit moderner Isolation versehen, wieder eingesetzt werden. Die künftigen Nutzer und Nutzerinnen profitieren durch die GRW-Förderung in Höhe von 36 Mio. Euro von attraktiven Mietkonditionen. Das gesamte Areal ist rund zehn Hektar groß und soll zu einem Modell-Campus für Forschungs-, Hochschul- und Kultureinrichtungen sowie KMU werden. Torsten Wiemken, Geschäftsführer von Lokation:S, stellte in diesem Zusammenhang die Situation der Industrie- und Produktionsflächen in der Stadt dar. Mehr als 100.000 Menschen in der Stadt sind im Produktionsbereich beschäftigt; Industrieflächen in Berlin werden nach wie vor benötigt. Zur Wahrheit gehört, dass in Berlin in den letzten Jahren ein Verlust an Produktionsfläche zu verzeichnen ist. Daher soll der Stadt- entwicklungsplan Wirtschaft 2040, wie Torsten Wiemken erläuterte, auf gesamtstädtischer Ebene den planerischen Rahmen für die nötige Gewerbeflächensicherung und -entwicklung der nächsten Jahre darstellen. ■ Künftiger „Makerspace Ringberlin“: Der Schindler- Campus soll zu einer Art offene Werkstatt für Gründer und KMU werden I n Mariendorf entsteht etwas Neues: In wunderschöner, alter Industriearchitektur an der Ringstraße, in der bis vor einigen Jahren noch Schindler-Fahrstühle gefertigt wurden, entsteht nun das „Ringberlin“. Dieses Vorhaben ist interessant für Unternehmen verschiedener Branchen und Grund genug, dass sich die IHK-Netzwerke Industrie und BauImmo Mitte September zu einer gemeinsamen Veranstaltung in der „Halle 1“ trafen. Die alten Industriehallen werden unter dem Leitgedanken der Zirkularität zu einem kollaborativen Zentrum für Gründerinnen und Gründer transformiert: Start-ups, KMU und Talente arbeiten künftig gemeinsam an Impulsen für Technologien, Konzepten und Lösungen. Entstehen soll Deutschlands größter „Makerspace“: eine Art offene Werkstatt, die auch GrünTobias Rühmann, IHK-Branchenmanager Industrie Tel.: 030 / 315 10-621 tobias.ruehmann@ berlin.ihk.de 36 Mio. Euro beträgt die GRW-Förderung für das Gründerzentrum, wodurch attraktive Mietkonditionen ermöglicht werden. FOTO: HGESCH PHOTOGRAPHY AGENDA | Industrie | 16 Berliner Wirtschaft 10 | 2024

Best in action. Der neue Vito Mixto, Vito Tourer und Vito Kastenwagen. Entdecken Sie den besten Vito aller Zeiten – jetzt bei Ihrer Mercedes-Benz Niederlassung Berlin. Mit serienmäßigem MBUX Multimediasystem und Platz für Ladung, Passagiere oder beides. Mehr unter mb4.me/vito_berlin Jetzt Probe fahren Anbieter: Mercedes-Benz AG, Mercedesstraße 120, 70372 Stuttgart Niederlassung Berlin: Salzufer 1 • Seeburger Straße 27 • Holzhauser Straße 11 • Rhinstraße 120 • Hans-Grade-Allee 61, Schönefeld Telefon: 030 3901 5000 • E-Mail: vertrieb.berlin@mercedes-benz.com • www.mercedes-benz-berlin.de

INHALT 22 Tracking in Echtzeit Sennder sorgt für weniger Leerfahrten mit Lkws 24 So wird Zement sauberer Ressourcen sparen bei Baustoffen mit Alcemy 25 Pool für Talente HeyJobs: Matching bei der Stellenbesetzung 26 „Wir sind in jeder Hinsicht eine Lern-Firma“ Babbel: Markus Witte und Arne Schepker im Doppelinterview Aus klein wird groß: Nur vier Prozent der Start-ups wachsen erfolgreich zu Scale-ups heran Berliner Wirtschaft 10 | 2024 fokus

Ganz schön groß Wachsen Start-ups in den Mittelstand hinein, werden sie zu Scale-ups oder Grown-ups. Bei denen ist Berlin in Deutschland spitze. Kein Grund, sich darauf auszuruhen. von Eli Hamacher FOTO: GETTY IMAGES/STORM RF/PIER; ILLUSTRATION: ASCS/MINA KIM Scale-ups | 19 Berliner Wirtschaft 10 | 2024 » glänzt mit einem Plus von 28 Prozent. „Berlin ist nicht nur die Start-up-Hauptstadt Deutschlands, sondern auch das Zuhause der meisten Scale-ups im Land. 29 Prozent der deutschen Start-ups, die in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten in den Mittelstand hineingewachsen sind, wurden in Berlin gegründet und haben hier ihren Hauptsitz“, unterstreicht Sonja Jost, Vizepräsidentin der IHK Berlin. Sie würden wie kaum eine andere Gruppe zum wirtschaftlichen Wachstum der Stadt beitragen. „Wir wollen Gute Nachricht für den Standort Berlin: Im ersten Halbjahr 2024 ist die Zahl der Start- up-Gründungen in Deutschland um 15 Prozent auf 1.384 gestiegen. Die Dynamik im Ökosystem nehme wieder klar zu, teilte der Startup Verband im Juli mit. Nach dem starken Rückgang Mitte 2022 deutet sich nun ein positiver Trend an. Bei den Gründungen liegen die Länder Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen vorne. Die Hauptstadt, zentraler Hotspot der deutschen Start-up-Szene,

diese Erfolgsgeschichte fortsetzen und auch einer neuen Generation von DeepTech-Gründungen eine Chance geben.“ „Der Begriff Start-up wird heute häufig für alle Gründungen verwendet, weil er hip, urban und cool klingt“, sagt Birgit Felden, die an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) den Studiengang Unternehmensgründung und -nachfolge leitet. Diese jungen Unternehmen seien disruptiv, technologieaffin, hochinnovativ, sehr schnell wachsend und mit Venture Capital ausgestattet. Aber nur im sehr seltenen Idealfall gelinge der Aufstieg zum Scale-up oder sogar zum Unicorn wie bei Raisin, N26, Solaris, Delivery Hero, GetYourGuide, Sennder oder Babbel. „Von den hippen Start-ups gehen aber auch viele in die Insolvenz beziehungsweise werden liquidiert oder geben auf.“ Die Masse der Gründungen entfalle auf junge evolutionäre Unternehmen mit inkrementellen Entwicklungen. Sie seien weniger risikoreich als Start-ups. Wie schwierig die Evolution zum Scale-up ist, belegt eine Studie. Nur vier Prozent aller Gründungen schaffen den Aufstieg vom Start- zum Scale-up, heißt es in einer Untersuchung, die unter anderem die Goethe-Universität Frankfurt herausgegeben hat. Was sind die Erfolgskriterien für den Aufstieg, wie tragen Scale-ups zum Strukturwandel in Deutschland bei, und wie ändert sich im Laufe der Jahre die Unternehmenskultur? Laut Yasmin Olteanu, Professorin für Betriebswirtschaftslehre/Entrepreneurship an der Berliner Hochschule für Technik (BHT), stehen Scale-ups vor großen Herausforderungen. „Sie kommen aus einer sehr agilen, innovativen und flexiblen Welt. Sie müssen dann große Schrauben am Geschäftsmodell drehen, damit es weitergeht hin zu einem Unternehmen mit großer Stabilität und langfristigem Wachstum, um sich am Markt erfolgreich und dauerhaft zu positionieren.“ Mitarbeitende müssen mitgenommen werden Erste Mitarbeitende, die den Start-up-Spirit verinnerlicht haben und sich mit ihrem Unternehmen stark identifizieren, müssten bei der Transformation mitgenommen werden. Es kämen dann Kollegen hinzu, die oftmals ein anderes Selbstverständnis mitbringen und auch eine andere Gehaltsstruktur kennen als die Beschäftigten der ersten Stunde. „Scale-ups brauchen beim Wachstum einen starken Fokus für Vision, Mission und Unternehmensziele, damit sich die Beschäftigten weiterhin mit dem Unternehmen identifizieren und in der Skalierungsphase Teil der Erfolgsgeschichte bleiben wollen, obwohl so viele neue Mitarbeitende kommen.“ Entscheidend sind zudem die finanziellen Ressourcen. Für eine gesunde und nachhaltige Skalierung seien Investitionen in Technologie und Infrastruktur unerlässlich. „Gelingt es nicht, finanzielle Ressourcen zu erschließen, kann die Transformation scheitern“, so Olteanu. Die Professorin hebt auch die Bedeutung der reifen Start-ups für den Strukturwandel in Deutschland hervor. Meistens würden Grund- lageninnovationen, die disruptiv sind, weil sie neue Märkte schaffen und Branchen revolutionieren, von Start-ups angestoßen. „Damit leisten sie einen entscheidenden Beitrag zu den Herausforderungen, die wir in Umwelt und Gesellschaft meistern müssen.“ Als Beispiel nennt die Wissenschaftlerin die im Jahr 2017 gegründete Berliner Nuventura GmbH, die eine Methode entwickelt hat, um Mittelspannungsschaltanlagen umweltschonend auf Sauerstoffbasis zu kühlen. Bisher wird mit SF6 das stärkste Treibhausgas verwendet. „Es ist essenziell, neue erfolgreiche Start-ups und radikale Innovationen zu fördern, die Profitabilität und Unabhängigkeit erreichen können, ohne auf Exits ins Ausland angewiesen zu sein. Nur so kann eine eigene Innovationskultur in Deutschland florieren, die auf europäischen Werten basiert“, ist Evgeni Kouris überzeugt, der mit seiner 2017 gegründeten Initiative New MittelFOTOS: AMIN AKHTAR/IHK BERLIN, GETTY IMAGES/STORM RF/PIER; ILLUSTRATION: ASCS/MINA KIM FOKUS | Scale-ups | 20 Berliner Wirtschaft 10 | 2024 Sonja Jost Vizepräsidentin IHK Berlin Ohne Unterstützung können wir den Kapitalbedarf von Scale-ups, besonders im DeepTechBereich, nicht decken.

stand die zwei Welten Mittelstand und Start-ups verknüpfen will, damit kleine und mittelständische Unternehmen für Herausforderungen von Digitalisierung bis zum Fachkräftemangel gerüstet sind. Deutschland sei weltweit bekannt für seinen Mittelstand, Familienunternehmen und Hidden Champions. Diese erfolgreichen Unternehmen gelte es resilient und zukunftsbewusst weiterzuentwickeln. „Es braucht beides: Innovative Familienunternehmen und Mittelständler sowie erfolgreiche und profitable Start-ups mit einer wertegetriebenen Unternehmenskultur.“ Ein aktuelles Beispiel, das diese These unterstützt, ist für Kouris die jüngste Top-100-Liste der Innovationschampions der „Wirtschaftswoche“. Dort belegt ein traditionsreiches Unternehmen, die Amazonen-Werke H. Dreyer, mit ihrer 141-jährigen Firmengeschichte den ersten Platz. Platz zwei nimmt das aufstrebende Start-up Deepl ein, das 2017 gegründet wurde. „Auch aus Kooperationen zwischen Start-ups und klassischen Gründern ebenso wie gewachsenen Mittelständlern könnten Win-win-Situationen entstehen“, ist Birgit Felden von der HWR überzeugt. In einem Projekt will die Wissenschaftlerin Gründer aus Berlin mit bestehenden Unternehmen aus strukturschwachen Regionen Brandenburgs zusammenbringen. Gründer können dort ihre innovativen Ideen realisieren und dabei helfen, die Brandenburger Unternehmen zu transformieren. „Dadurch können die Nachfolge dieser Unternehmen und die bestehenden Arbeitsplätze langfristig gesichert werden.“ Mobilisierung von Risikokapital Für IHK-Vizepräsidentin Jost steht jedoch fest: „Eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte der Scale- ups schaffen wir nur, wenn wir die Standortbedingungen durchweg attraktiver gestalten: bessere Rahmenbedingungen für Angel-Investments, eine start-up-freundliche Verlustverrechnung, steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung, einen reibungslosen Übergang von Intellectual-Property-Rechten auf Spin-offs, den Ausbau von Labor- und wissenschaftlicher Infrastruktur – und nicht zuletzt die Mobilisierung privaten Risikokapitals. Denn ohne diese Unterstützung können wir den Kapitalbedarf von Scale-ups, besonders im DeepTech-Bereich, nicht decken.“ Aus Sicht von Yasmin Olteanu ist das Berliner Ökosystem zwar sehr fruchtbar für das Netzwerken und für den Aufbau strategischer Partnerschaften. Es hapere aber noch an internationaler Vernetzung. „Wir müssen die jungen Unternehmen besser mit internationalen Akteuren vernetzen, das verbessert auch die Skalierungsoptionen.“ Dafür bräuchte es Formate, um den Zugang zu den Ökosystemen vor Ort zu ermöglichen. ■ Christian Nestler, IHK-Geschäftsbereich Gründungs- und Start-up-Politik Tel.: 030 / 315 10-286 christian.nestler@ berlin.ihk.de Auf Wachstum gepolt: Scale-ups Der Begriff Scale-up ist angelehnt an das englische „to scale up“ – wachsen. Er bezeichnet laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wachstumsstarke junge Unternehmen mit einer durchschnittlichen jährlichen Zunahme der Beschäftigtenzahl oder des Umsatzes von mehr als 20 Prozent über einen Zeitraum von drei Jahren und mit mindestens zehn Mitarbeitenden zu Beginn der Beobachtung. Scale-ups | 21 Für die Beratung zur Antragsstellung erreichen Sie uns unter Tel. 030 – 284 09 528 oder landeszuschuss(at)zgs-consult.de. Weitere Informationen finden Sie auf der Website https://www.zgs-consult.de/arbeit/landeszuschuss-fuer-kleine-und-mittlere-unternehmen/ Schaffen Sie neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und leisten einen positiven Beitrag zur Beschäftigungsförderung in Berlin. Die Einrichtung neuer Arbeitsplätze und damit verbundene Förderung richtet sich insbesondere an Unternehmen, die arbeitslose Personen, Beziehende von ergänzendem Bürgergeld, Minijobber und andere förderfähige Gruppen einstellen möchten. Bitte beachten Sie: Der Antrag muss unbedingt vor der Einstellung eingehen. LANDESZUSCHUSS bis zu 17.000 € FÜR KLEINE UND MITTLERE UNTERNEHMEN Auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit und die gemeinsame Förderung des Arbeitsmarktes in Berlin. Förderung des Landes Berlin Sie können vor der Einstellung einen Antrag bei uns einreichen. Diesen finden Sie zum Download auf www.zgs-consult.de.

Z ur Feier des Tages postet David Nothacker Ende Juli auf LinkedIn ein Foto aus dem Jahr 2017. Es zeigt ihn fröhlich gestimmt mit seinen beiden Mitgründern Nicolaus Schefenacker und Julius Köhler. „Damals haben wir uns über unseren ersten Monat mit 500.000 Euro Umsatz gefreut. Und uns das Ziel gesetzt, ein Eine-Milliarde-Euro-Business aufzubauen.“ Ende Juli 2024 gab die Berliner Online-Lkw-Spedition Sennder bekannt, dass sie das europäische Land- transportgeschäft des börsennotierten US-Konzerns C.H. Robinson übernehmen will. Der Deal zu einem nicht genannten Kaufpreis eröffnet den Zugriff auf 15.000 Lkw-Betreiber und 6.500 Verlader. Der Umsatz wird sich nach Abschluss des geplanten Zukaufs auf rund 1,4 Mrd. Euro verdoppeln. Damit steigt Sennder zum fünftgrößten Anbieter für Lkw-Komplettladungen in Europa auf. Markführer ist derzeit noch die Bahn-Tochter Schenker, die gerade an den dänischen Logistiker DSV verkauft wird. Nächstes Ziel: Nummer eins in Europa Zu den aktuell gut 1.000 Sennder-Beschäftigten – davon ein gutes Drittel in Berlin – kommen nach Abschluss der Übernahme von C.H. Robinson weitere 700 hinzu. Zahlen, die einen steilen, schnellen Aufstieg vom Start- zum Scale-up markieren. „Was für eine unglaubliche Reise“, schreibt CEO Nothacker in seinem Post. Das nächste Ziel haben die drei Gründer schon länger fest im Blick. „Wir Sennder bringt auf seiner Plattform kleinere Speditionen und Konzerne mit hohem Frachtaufkommen zusammen. Das spart Leerfahrten und Zeit Tracking in Echtzeit Julius Köhler Bei 1.000 auf diverse Standorte verteilten Mitarbeitern brauchen wir gezielte Maßnahmen, um eine starke Kultur und Prozesse aufzubauen. Julius Köhler ist Mitgründer von Sennder und Managing Director bei dem Logistik- Unternehmen wollen die Nummer eins in Europa werden“, sagt Köhler. Bei Roland Berger hatte sich das Trio beim Praktikanten-Kick-off im Jahr 2010 kennengelernt, zog später in eine WG in Berlin und feilte „Tag und Nacht“ am Geschäftsmodell. Auf ihrer digitalen Plattform bringt die Sennder Technologies GmbH seit 2015 große Verlader aus Branchen FOKUS | Scale-ups | 22 Berliner Wirtschaft 10 | 2024

wie Lebensmitteln, Textilien, E-Commerce oder auch der Industrie mit kleinen und mittelgroßen Frachtführern mit fünf bis 50 Lkws zusammen. „Die Mittelständler sind das Rückgrat unseres Unternehmens“, unterstreicht Köhler. Dank Tracking in Echtzeit bringt Sennders digitale Plattform leere Lkws und Ladung in kurzer Zeit zusammen, Leerfahrten werden reduziert, und die jeweils optimale Route wird berechnet. Nur sechs Jahre nach der Gründung stieg der Logistik-Spezialist zum Unicorn auf, wurde also mit mehr als einer Mrd. US-Dollar bewertet. Schlüsseltalente und Nachwuchsprogramm Mit der Geschwindigkeit musste auch die Unternehmenskultur Schritt halten. „Bei 1.000 auf die diversen Standorte verteilten Mitarbeitern brauchen wir gezielte Maßnahmen, um eine starke Kultur und Prozesse aufzubauen“, räumt Köhler ein. Statt sich wie anfangs zwischen Kaffeeküche und Schreibtisch im Großraum auszutauschen, musste Sennder nach und nach Prozesse einführen, ohne die Agilität einzubüßen. Früher habe es noch diverse Abkürzungen gegeben. An Bewährtem wie der ausgeprägten Fehlerkultur hielt man fest. „Einer der wichtigsten Unternehmenswerte ist ,keep on trucking‘. Wir lernen aus Fehlern“, so der Gründer. „Wir ermuntern Mitarbeitende, neue Dinge auszuprobieren.“ Das Unternehmen habe zudem schon früh begonnen, Schlüssel- talente an Bord zu holen, und im Zuge des starken Wachstums das SennUp-Nachwuchstalentprogramm gestartet. Für Köhler bietet der Aufstieg gute Chancen für die Belegschaft. Die Führungskräfte von morgen würden mit Coaching und Trainings gefördert und mit der Unternehmenskultur frühzeitig vertraut gemacht. Die komplette Belegschaft trifft sich einmal im Jahr in Italien, um sich bei diversen Strategie- und Planungs-Workshops auszutauschen. Dem nicht nur organisch, sondern auch anorganisch durch Zukäufe gewachsenen Unternehmen muss es schließlich auch bei Übernahmen gelingen, die unterschiedlichen Firmenkulturen erfolgreich zu vereinen. Köhler: „Wir schauen uns die Firmenkulturen im Vorfeld deshalb sehr genau an. Wie bei einem Dating wollen wir wissen, ob der Partner langfristig zu uns passt.“ Köhlers Fazit: „Trotz zahlreicher Herausforderungen haben wir uns nicht von unserem Ziel abbringen lassen. Dazu kommt ein unglaubliches Marktpotenzial durch die Digitalisierung. Kombiniert mit einem guten Timing, hat das den Cocktail unseres Erfolgs ausgemacht.“ ■ Gut vernetzt Der QR-Code führt zum Unternehmen auf LinkedIn: 1,4 Mrd. Euro Umsatz werden bei Sennder erwartet, wenn die Übernahme des europäischen Landtransportgeschäfts von US- Logistiker C.H. Robinson abgeschlossen ist. FOTO: SENNDER Berliner Wirtschaft 10 | 2024 Scale-ups | 23 Lernerfolg steigern durch immersives Soft Skill-Training mit KI TÜV® TÜV NORD Akademie  Durch Virtual Reality (VR) in interaktive und immersive Lernerlebnisse eintauchen  VR-Trainings auch ohne VR-Brille im Webbrowser erleben  Theoretisches Wissen, soziale Fähigkeiten praktisch erfahren und verinnerlichen Mehr Infos und Videos: tuev-nord.de/wissen/vr-training Lassen Sie sich zu unseren VR- und AR-Trainings beraten. Olaf Elmanowicz oelmanowicz@tuev-nord.de T. +49 160 888 5379

B eim jüngsten Team-Meeting von Alcemy in Brandenburg kam auch das Feiern nicht zu kurz. Dem Berliner Dekarbonisierungs-Spezialisten war es wenige Tage zuvor gelungen, zehn Mio. US-Dollar an Risikokapital für seine internationale Expansion einzusammeln. Damit sind bereits 24 Mio. US-Dollar zusammengekommen, um eine ehrgeizige Vision zu verwirklichen. Das 2018 von Leopold Spenner und Robert Meyer gegründete GreenTech-Scale- up ermöglicht klassischen Zement- und Betonherstellern mit einer innovativen Software, die Maschinelles Lernen nutzt, die Qualitäten des verarbeiteten Betons und Zements vorherzusagen und zu verbessern. Damit wird eine CO2-reduzierte Produktion ermöglicht. Geschätzt hängen etwa 40 Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen direkt oder indirekt mit dem Bausektor zusammen. Ein großer Anteil der Treibhausgase entsteht bei der energie- und ressourcenintensiven Herstellung und Verarbeitung von Baustoffen. „Mit unserer Software können die Hersteller nachhaltiger produzieren, gleichzeitig Kosten in der Produktion einsparen, und sie müssen künftig weniger CO2-Zertifikate erwerben“, nennt Spenner wesentliche Erfolgskriterien für den Aufstieg der Alcemy GmbH, die bis Ende des Jahres die Belegschaft um 50 Prozent gegenüber 2023 auf dann 60 Mitarbeitende aufstocken will. Um die anspruchsvolle Software zu programmieren und die traditionsreiche Industrie zu verstehen sowie von ihrem Produkt zu überzeugen, sei ein großes Know-how der Beschäftigten unerlässlich, erklärt Spenner, der selbst schon sehr früh mit Zement in Berührung kam. Seiner Familie gehört die Spenner Zement KG. Gute Kontakte in die Branche waren damit von Anfang an gegeben. Mit dem Wachstum des Teams musste das Start-up auch seine Strukturen anpassen. „Anfangs haben wir uns noch viel via Flurfunk abgestimmt, jetzt haben wir Abteilungen aufgebaut“, sagt Spenner. Um die reibungslose Kommunikation zu gewährleisten und persönliche Bindungen zu fördern, gibt es regelmäßig Meetings vor Ort und einmal im Quartal ein einwöchiges Event mit allen Beschäftigten. Denn rund 20 Mitarbeitende wohnen gar nicht in Berlin. Zudem kann das ganze Team frei wählen, wie oft es ins Office am Hackeschen Markt kommt. Um Talente zu binden, setzt Alcemy unter anderem auf die virtuelle Mitarbeiterbeteiligung (VSOPs). Die Anteile können nur bei einem Verkauf oder Börsengang versilbert werden. ■ Die Familie des Mitgründers von Alcemy, Leopold Spenner, hat ein Unternehmen der Zementbranche Gut vernetzt Der QR-Code führt zum Unternehmer auf LinkedIn: Die Software von Alcemy ermöglicht Herstellern von Baustoffen, bei der Produktion Energie und Ressourcen einzusparen. Das senkt den CO2-Ausstoß und hilft beim Klimaschutz So wird Zement sauberer Leopold Spenner Anfangs haben wir uns viel via Flurfunk abgestimmt, jetzt haben wir Abteilungen aufgebaut. FOTOS: ALCEMY, CHRISTIAN KIELMANN Berliner Wirtschaft 10 | 2024

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