Berliner Wirtschaft Oktober 2023

Ekkehard und Maxim Streletzki im Gespräch mit Redakteur Michael Gneuss FOTO: AMIN AKHTAR Wie gut ist Berlin im Wettbewerb um begehrte Kongresse aufgestellt? Maxim Streletzki: Das Image ist der wohl wichtigste Pluspunkt für Berlin. Hinzu kommt, dass wir vergleichsweise günstig sind. Unsere wichtigsten Wettbewerber unter den Kongressstandorten in Europa sind London, Barcelona und Wien. Von denen müssen wir uns abgrenzen. Wir sollten nicht so werden wie London, sondern stolz darauf sein, dass hier alles etwas mittelständischer geprägt ist. Aber natürlich: Wenn Großveranstaltungen wie die Expo Impulse in die Stadt bringen können, ist das gut. Die Infrastruktur muss funktionieren. Sonst haben wir zwar die coolsten Klubs, aber es kommt keiner hin. Ekkehard Streletzki: Wir machen immer stärker die Erfahrung, dass die Menschen ihre Kongresse dort abhalten, wo sie etwas erleben können. Und da bietet Berlin sehr viel. Mit unserem Kulturangebot müssen wir uns wahrlich nicht verstecken. In Berlin kann man – sogar sehr preisgünstig – in sehr guten Restaurants essen. Dazu kommt die Vielfalt der unterschiedlichen Kieze. Jeder Bezirk hat sein eigenes Flair. Wir haben viele Grünflächen, viel Wasser. Das alles macht die Stadt sehr attraktiv für Besucher und damit als Standort für große Veranstaltungen. In Berlin war früher das ICC eine Art Wahrzeichen für Kongresse. Seit bald zehn Jahren fällt es aber für solche Events aus. Fehlen diese Flächen heute? Maxim Streletzki: Nein, aber vielleicht wird das mitunter schlecht kommuniziert. Der Citycube ersetzt das ICC. Hinzu kommt unser ECC mit 30.000 Quadratmetern Fläche. Wir können jeden Weltkongress ausrichten. Es gibt keinen einzigen, den wir aufgrund mangelnder Kapazitäten in Berlin nicht austragen können. Auch die Hotelkapazitäten sind grundsätzlich ausreichend. Das einzige Manko ist, dass wir uns eine bessere Kooperation unter den Hotelbetreibern wünschen. Für große Events müssen die Hotels der Stadt frühzeitig Kontingente zusichern. Aber viele wollen sich so früh nicht festlegen. Umso schöner, dass Sie ab 2025 auf der gegenüberliegenden Straßenseite im 176 Meter hohen Estrel Tower weitere 525 Hotelzimmer haben werden. Maxim Streletzki: Das ist für uns hier noch einmal bequemer für die Gäste. Zudem setzen wir uns mit dem Estrel Tower für den Standort Berlin ein und wollen genügend Betten auch für die ganz großen Kongresse zur Verfügung stellen. Für Veranstaltungen in einer Größenordnung von beispielsweise 20.000 Teilnehmenden ist es in Zukunft schließlich wichtig, verbindliche Zusagen machen zu können. Welche strategische Bedeutung hat der Estrel Tower für Sie hier am Standort? Ekkehard Streletzki: Der Estrel Tower ist ein eigenständiges Projekt, in dem Sinne, dass alle logistischen Abläufe und auch die Küchen unabhängig vom bisherigen Estrel Hotel funktionieren. Es wird neben den Hotelzimmern und Veranstaltungsräumen auch Co-Working-Büroflächen für Start-ups geben sowie 90 Serviced Apartments für Gäste, die länger bleiben und eine eigene Kitchenette wollen. Aber grundsätzlich bleiben wir uns treu: Unser Ziel bleibt es, hier am Standort ein Veranstaltungshotel zu betreiben. Es wird natürlich auch Hotelgäste geben, die durch den Tunnel auf die andere Straßenseite zu einem Meeting gehen. Maxim Streletzki: Wir bauen aber keine Kopie vom Estrel, sondern glauben, dass wir interessante Räume für veränderte Ansprüche schaffen. Nach Corona haben sich die Bedürfnisse in Bezug auf Veranstaltungen verändert. Dem wollen wir gerade auch im Estrel Tower gerecht werden. Was sind denn die neuen Bedürfnisse? Maxim Streletzki: In Zeiten, in denen viele Menschen im Homeoffice arbeiten, wird viel Wert auf Zwischenmenschliches und Unternehmenskul30.000 Quadratmeter Fläche bietet das Estrel Congress Center. Dort finden pro Jahr 1.800 Veranstaltungen statt – von Kongressen, Tagungen und Messen über SportEvents und TV-Shows bis hin zu politischen Veranstaltungen. Berliner Wirtschaft 10 | 2023

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