Berliner Wirtschaft Oktober 2023

tionieren und dadurch auch das Interesse von internationalen Unternehmen und Investoren zu steigern.“ Die Idee einer Expo in Berlin stammt vom ehemaligen IHK-Präsidenten Daniel-Jan Girl, der die Vision einer nachhaltigen dezentralen Welt- ausstellung Anfang 2022 in einem Gastbeitrag für eine Tageszeitung skizziert hatte und seither zahlreiche Unterstützer fand. Wie chancenreich die Ausrichtung einer Weltausstellung ist, zeigt nicht zuletzt auch ein Blick auf Städte wie Mailand oder Hannover. Beide hießen in diesem Jahrtausend im Rahmen von Weltausstellungen Millionen von begeisterten Besuchern willkommen – und konnten sich zudem über Investitionen in ihre Infrastruktur freuen, die bis heute nachwirken. Grundsätzlich könnte die Expo 2035 in einem größeren Maßstab also zeigen, was auch andere Großveranstaltungen attraktiv macht: Im Kern geht es darum, Menschen die Möglichkeit zu geben, sich persönlich zu treffen, Kontakte zu knüpfen und sich über neue Trends sowie Ideen auszutauschen. Richtig gemacht, ist das Geschäftsmodell bis heute ein Erfolgsrezept und ein Impulsgeber für Wirtschaft und Standort. Zusätzliche Kaufkraft Schon allein am Beispiel des Messegeschäfts lässt sich erkennen, dass sich Investitionen für die Stadt lohnen. „Unsere Volkswirte haben errechnet, dass ein Euro Messe- und Veranstaltungsumsatz rund sechs Euro zusätzliche Kaufkraft in Berlin erzeugt“, sagt Hinrich Holm, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank Berlin (IBB). „Die Messe Berlin ist also ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Berlin.“ Das ist auch das Ergebnis einer neuen Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung des Messe- und Kongressstandorts Berlin. Die Volkswirte der IBB haben darin die Auswirkungen von großen Fachveranstaltungen und Messen auch auf die umliegende Wirtschaft berechnet. Insgesamt führen der Konsum der Messe- und Kongressgäste sowie die Ausgaben der Aussteller laut der Studie zu einem Kaufkraftgewinn von 1,35 Mrd. Euro. Dadurch erhält die ganze Stadt einen Schub. Investitionen in touristische Attraktivität und wirtschaftliche Entwicklung bringen der Stadt also immer etwas zurück. Robert Rückel ist als Vizepräsident der IHK und Touristikexperte von der Idee der Expo 2035 als Wachstums- und Innovations- treiber überzeugt FOTOS: AMIN AKHTAR/IHK BERLIN in Berlin zu fördern“, ist Robert Rückel überzeugt. „Schon die Vorbereitung auf eine Expo erfordert oft umfangreiche Investitionen in die städtische Infrastruktur, wie beispielsweise den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, den Bau von Grün- flächen und die Modernisierung von Gebäuden“, so der Vizepräsident der IHK Berlin. „Diese Investitionen könnten in einer Weise durchgeführt werden, die nachhaltige Prinzipien betont, indem beispielsweise energieeffiziente Gebäude, umweltfreundliche Verkehrslösungen und nachhaltige Wassernutzung integriert werden.“ Der Erfolg eines solchen Events für Berlin würde also bereits lange vor Beginn der eigentlichen Veranstaltung aufgrund der langfristigen Umsetzung vorgeschlagener Ideen und Prinzipien großen Schwung geben, die regionale Wirtschaft ankurbeln und neue Arbeitsplätze schaffen. „Aber auch die Weltausstellung selbst könnte noch einmal einen erheblichen wirtschaftlichen Schub bringen, indem sie Investitionen, Innovationen und den Tourismus fördert“, sagt Robert Rückel. „Ebenfalls würde eine Expo 2035 dazu beitragen, das Image von Berlin und Deutschland weltweit zu verbessern, die Stadt als wichtigen sowie weltoffenen Standort für Kultur, Wissenschaft, Nachhaltigkeit sowie Wirtschaft zu posiRobert Rückel IHK-Vizepräsident Die Weltaus- stellung selbst könnte einen erheblichen wirtschaft- lichen Schub bringen Berliner Wirtschaft 10 | 2023

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