sagt er. Bei Strom, Wärme, Gas und Müll lassen sich die CO2-Emissionen recht einfach berechnen. „Aber wir vertreiben keine Produkte aus der Umgebung. Deshalb sind bei uns die Lieferwege der entscheidende Faktor“, meint Brauser. Schwierig zu berechnen sind dabei vor allem die Scope-3-Daten, die die Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette angeben, etwa bei den Lieferanten oder der Entsorgung: „Wir haben 20 Hauptzulieferer und spezialisierte Anbieter für kleinere Sortimentsbereiche. Das macht die Datenlage sehr schwierig.“ Der Workshop habe ihm dabei sehr geholfen: „Ich bin dankbar dafür, dass wir strukturiert vorgegangen sind und damit in die Lage versetzt wurden, mit den unternehmenseigenen Daten arbeiten zu können.“ Die IFTA AG steht vor einem anderen Problem: Das Unternehmen zertifiziert andere Betriebe im Bereich Qualitäts-, Energie- oder Umweltmanagement. Dafür sind 14 Mitarbeitende am Unternehmenssitz sowie rund 50 Auditoren in ganz Deutschland tätig. Die IFTA ist nicht zur Nachhaltigkeitsbilanz verpflichtet. Außerdem wissen die eigenen Auditoren natürlich, wie man eine CO2-Bilanz aufstellt. Trotzdem hat sich Martin Hilse für den KEK-Workshop angemeldet, um sich die nötigen Grundlagen anzueignen. Als Büroleiter der IFTA in Berlin kümmert er sich nicht nur um die IT und die kaufmännische Abwicklung von Zertifizierungen, sondern auch um die Bilanzierung der eigenen Emissionen. Dabei weiß er ziemlich genau, wo der größte CO2-Abdruck entsteht: bei den Autofahrten – teilweise mit Hybrid- und Elektroantrieb – zu den Kunden in ganz Deutschland. „Wir würden gern mehr Bahn fahren, aber das ist zeitlich nicht machbar“, sagt Hilse. Jetzt will IFTA zunächst die eigenen Emissionen genau ermitteln und anschließend eine Klimastrategie vorlegen. „Menschlich und fachlich war der Workshop sehr gelungen“, sagt Hilse. „Mir hilft es, dass ich nun eine Anlaufstelle habe, um die Treibhausgas-Bilanz für IFTA zu finalisieren.“ Erhebung der Daten für viele schwierig Eine CO2-Bilanz hilft jedoch nicht nur dabei, Emissionen zu vermeiden, sondern auch, Kosten im Unternehmen zu senken. „Warum kommt es zu bestimmten Ausgaben? Warum entstehen oft unvermutete Kosten? Mit diesen Fragen müssen sich auch kleinere Unternehmen beschäftigen“, sagt Sabire Seyma Evli, Expertin für Treibhausgasbilanzierung. Sie hat den Workshop als Referentin durchgeführt und weiß: „Vor allem die Erhebung der unterschiedlichen Scope-Daten kann einen überfordern. Da wollen wir helfen.“ Janina Hahn von Francotyp-Postalia kann das nur bestätigen. Daten zu erheben und auszuwerten, klinge oft nach mühevoller Extraarbeit. Doch die CO2-Bilanz berge ein großes Potenzial für die eigenen Prozesse. Die Nachhaltigkeitsmanagerin, die ebenfalls am KEK-Workshop teilgenommen hat, sagt: „Durch das Sammeln von Daten konnten wir viele Missstände aufdecken und viele Prozesse effizienter machen.“ Francotyp-Postalia stellt Frankiermaschinen her und bietet digitalisierte Geschäftsprozesse. Rund 750 Menschen arbeiten für das Unternehmen, davon ein Drittel am Hauptsitz in Berlin. Janina Hahn will nun die Berichtsstrukturen neu aufbauen: „Wir berücksichtigen jetzt auch Scope-3-Daten.“ Der Hebel für nachhaltigeres Wirtschaften sind vor allem die Ressourcennutzung bei der Produktentwicklung und das Refurbishment, also die Modernisierung älterer Produkte. Für Janina Hahn war der Austausch beim Workshop besonders wertvoll: „Manchmal ist es wichtig zu sehen, dass andere Unternehmen die gleichen Probleme haben.“ ■ Ständiges Angebot der KEK funktioniert als Stufenmodell: Für Einsteiger gibt es zu jedem Zeitpunkt die Basisberatung. Wenn Unternehmen wenig Vorkenntnisse haben, können sie so beginnen. Die KMU-Detailberatung geht dann etwas tiefer, und man muss auch mitarbeiten: Dann gibt es noch kostenfreie Workshops in den Unternehmen zu verschiedenen Themen. Diese sind darauf angelegt, tiefer in ein Thema einzutauchen. Julia Knack, IHK-Fachreferentin Nachhaltigkeit Tel.: 030 / 315 10-846 julia.knack@ berlin.ihk.de ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/MAN AS THEP; FOTO: FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG Klimaschutz | 57 Berliner Wirtschaft 09 | 2025
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