Viele Unternehmen haben ihre Ausbildungsplätze besetzt und sind damit beschäftigt, aus dem neuen Nachwuchs Fachkräfte zu machen. Größere Betriebe sind schon jetzt dabei, die Ausschreibungen für den Ausbildungsstart 2026 vorzubereiten, kleinere Unternehmen sind froh, noch kurz vor dem Sommer die letzten Ausbildungsplätze besetzt zu haben. Allerdings sollte ein wachsendes Phänomen nicht aus dem Blick geraten: Zwei Zielgruppen bieten sich noch für einen etwas verspäteten Ausbildungsstart an. Sie bieten Potenzial, weshalb Unternehmen sich offen zeigen sollten, auch noch Ausbildungsplätze für den Start 2025 vom September bis in den November nachzubesetzen. Es handelt sich um Ausbildungswechsler und um Personen, die sich in der sogenannten Nachvermittlung wiederfinden. Wechslerinnen und Wechsler sind Azubis, die ihre Ausbildung bereits gestartet haben, jedoch – oftmals schon in der Probezeit – den Ausbildungsvertrag lösen. Der Grund dafür kann zum Beispiel sein, dass die Erwartungen der oder des Auszubildenden nicht erfüllt sind oder dass es insgesamt einfach nicht passt. In diesen Fällen kümmert sich die IHK Berlin um einen Ausbildungsplatz in einem anderen Betrieb – und lässt natürlich auch das Unternehmen, das ohne Auszubildenden dasteht, nicht im Stich. Denn auch für diesen Betrieb könnte ein anderer Azubi geeigneter sein. Den Neuanfang gestalten Der erste Schritt sollte übrigens immer sein, herauszufinden, ob ein Wechsel wirklich nötig ist, denn auch andere Faktoren können zu Abbrüchen führen. Die IHK Berlin stellt kostenfreie Workshops zur Verfügung – sowohl für Ausbildende als auch für Azubis –, um für ein bewussteres Miteinander während der Ausbildung zu sorgen und Missverständnisse frühzeitig aus dem Weg zu räumen. Stellt sich ein Wechsel jedoch als die richtige Lösung heraus, sollte diesem Vorhaben nichts im Weg stehen. Zwar erfordert der Schritt etwas organisatorischen Aufwand, doch er bedeutet kein Scheitern – sondern die Möglichkeit für einen erfolgreichen Neuanfang. Ein Beispiel für einen gelungenen Wechsel ist der 21-jährige Leon Lind, der seine Ausbildung zum Immobilienkaufmann vor gut einem Jahr bei einem Berliner Unternehmen begann. Trotz großer Motivation und Engagement stellte sich schnell heraus, dass die Arbeitsabläufe und das Betriebsklima nicht zu ihm passten. Leon entdeckte das Angebot der Passgenauen Besetzung der IHK Berlin. Dennis Klemm ist einer der IHK-Expertinnen und -Experten, die sich um eine Vermittlung kümmern: „Wir erleben immer häufiger unzufriedene Azubis, die gerne das Unternehmen wechseln möchten“, so Klemm. Er beriet auch Leon, schätzte dessen Fähigkeiten und Persönlichkeit ein – und konnte ihn schließlich zur Howoge Wohnungsbaugesellschaft mbH vermitteln. Spätentschlossene als Zielgruppe Klemm und sein Team machen die Erfahrung, dass es nicht immer leicht ist, Unternehmen zu finden, die jemanden nach Ausbildungsstart aufnehmen. Den flexiblen Zeitpunkt des Ausbildungsstarts sollten sich Betriebe jeoch zum Vorteil machen. Insbesondere wenn ein Unternehmen in der Suche nach einem oder mehreren Auszubildenden leer ausgegangen ist oder jemand trotz einer Zusage zum Ausbildungsstart nicht im Unternehmen angekommen ist. Nachvermittelt werden auch Abiturientinnen und Abiturienten. Manche von ihnen merken zum Beispiel im Gap Year, dass es vielleicht doch nicht das Richtige ist, andere haben vielleicht keinen Studienplatz bekommen oder sind ganz einfach spät entschlossen. Wieder andere haben einfach keinen passenden Ausbildungsplatz gefunden. All diese Kandidatinnen und Kandidaten können für Unternehmen Fachkräfte von morgen sein. Insgesamt stellt die Nachvermittlung eine große Chance für beide Seiten dar. Offenheit lohnt sich Auch Leon ist happy: „Bei der Howoge fühle ich mich sehr wohl. Die Aufgaben sind hier vielseitig, ich trage Verantwortung und werde wertgeschätzt“, so der Azubi. „Es ist so, wie ich mir eine Ausbildung vorgestellt habe.“ In seinem neuen Ausbildungsbetrieb sei seine Motivation deutlich gestiegen. Auch für die Howoge hat sich die Offenheit für Wechslerinnen und Wechsler nach dem konventionellen Ausbildungsstart mehr als gelohnt: Das Unternehmen konnte – auch dank der strukturierten Vermittlung durch die Passgenaue Besetzung – noch einen weiteren Auszubildenden finden. Auf den Geschmack gekommen? Bei Fragen rund um das Thema berät die IHK Berlin gern (Kontakte s. Mittelspalte). ■ FOTOS: SHUTTERSTOCK, PRIVAT Gregor Wendler, IHK-Ausbildungs- marketing und Teamkoordinator Ausbildungsoffensive Tel.: 030 / 315 10-334 gregor.wendler@ berlin.ihk.de Oluwadara Campbell, IHK-Expertin, Recruiting- & Ausbildungsberaterin Tel.: 030 / 315 10-687 oluwadara.campbell@ berlin.ihk.de Passgenaue Besetzung der IHK Berlin Tel.: 030 / 315 10-523 passgenauebesetzung@ berlin.ihk.de Leon Lind Auszubildender bei der Howoge Bei der Howoge ist es so, wie ich mir eine Ausbildung vorgestellt habe. Nachvermittlung | 51 Berliner Wirtschaft 09 | 2025
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