Berliner Wirtschaft September 2025

Die Werbeblätter des Unternehmens erzählen vom Puddingessen – und vom seinerzeitigen Familienbild Ob Suppen oder Soßen, ob Süßspeisen oder Säuglingsnahrung – Mondamin gehörte zur Grundausstattung jeder guten Küche. Die Maisstärke transformierte Nahrung in „Lieblingsspeisen“: Ob Frühstück oder Abendbrot, Dessert oder Hauptgericht – zu keiner Mahlzeit sollte das zarte, reine, blütenweiße Kohlenhydrat fehlen. Das zumindest riet die Werbung der 1930er- bis 1970er-Jahre des gleichnamigen Unternehmens, das im Jahr 1900 in Berlin ein Verkaufsbüro eröffnete. Der Markenname bezieht sich auf jenen Gott der Urbevölkerung Floridas, der den Menschen den Mais gebracht haben soll. Vor allem die Werbetätigkeit entfaltete sich: „Unsere Urgroßmütter, unsere Großmütter und unsere Mütter wurden immer eifriger und erfindungsreicher im Ausprobieren von neuen Mondamin-Rezepten“, zitiert die Reklame die besten Zeuginnen guter Hausmannskost. Gut zu merkende Slogans trugen ebenfalls zum Erfolg der Charlottenburger Mondamin-Gesellschaft bei: „Alter Regel guter Sinn: Koch’ und back’ mit Mondamin.“ Der Geburtsort von Mondamin liegt im Süden Schottlands und hat mit Essen zunächst nicht viel zu tun. 1853 entwickelte John Polson (1825–1900), Erbe des Textilunternehmens Brown & Polson, in der jungen Industriestadt Paisley eine Stärke aus Mais, um die bisher in der Veredlung von Musselinstoffen eingesetzte Weizenstärke zu ersetzen. Dieses „Maismehl“ eignete sich aber auch sehr gut, um Suppen, Soßen und Süßspeisen zu binden, zu verfeinern und schmackhafter zu machen. Der Verkauf des Maismehls war so erfolgreich, dass die Fabrikanten die Textilveredlung aufgaben und sich nunmehr ausschließlich als Nahrungsmittelhersteller betätigten. Gegen Endes des Jahrhunderts expandierte die Firma nach Deutschland: Nach der Einführung des Produktnamens „Mondamin Feine Speisestärke“ 1896 gründeten die Schotten 1913 die „Mondamin GmbH“ mit Sitz am Kaiserdamm in Berlin-Charlottenburg. Im Zuge des Ersten Weltkriegs kam die GmbH 1917 nach der Beschlagnahme an den Lebensmittelhersteller Knorr, der nur fünf Jahre später mehrheitlich vom Konkurrenten Deutsche Maizena Werke AG übernommen wurde, einer Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Unternehmens Corn Products Refining Corporation. Seit 2000 hat Mondamin eine neue Heimat im britisch-niederländischen Unilever-Konzern gefunden. Heute bietet Mondamin – gewissermaßen „back to the roots“ – auch Porridge an, die „cremig warme Hafermahlzeit“ aus Schottland. ■ Der Gott Mondamin der Urbevölkerung Floridas brachte den Menschen den Mais – das gleichnamige Unternehmen reines Glück in deutsche Küchen. Die Geschichte eines Erfolgsrezeptes von Dr. Ute Pothmann (BBWA) Wenn’s dicke kommt Zugang zum Wirtschaftsarchiv Die Bestände des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können nach Vereinbarung eingesehen werden. Kontakt und Infos: bb-wa.de FOTOS: BBWA Historie | 45 Berliner Wirtschaft 09 | 2025

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