Die Neurodermitis-App Nia bietet Funktionen, die klassisches Tracking klar übertreffen. Nutzerinnen und Nutzer dokumentieren ihren Krankheitsverlauf per Fotos und Fragebögen, erstellen Berichte für Arztgespräche und erhalten personalisierte Empfehlungen. Im Vergleich zu herkömmlichen Anwendungen ist die Lösung des Start-ups auch durch das integrierte maschinelle Bildverarbeitungssystem unverwechselbar. Dieser sogenannte Machine-Vision-Ansatz legt den Fokus auf innovative Technologien zur Unterstützung der Betroffenen und Entlastung der Ärzteschaft. „Gleichzeitig wird uns durch die Zertifizierung als Medizinprodukt und unserer Nähe zur klinischen Forschung als auch den Patienten viel Vertrauen von der medizinischen Community entgegengebracht“, erklärt Tobias Seidl, Mitgründer und CEO von Nia Health. Ebenfalls für die Weiterentwicklung besonders wertvoll sind klinische Studien, die aktuell die Anwendungen begleiten. Allianzen sichern nachhaltiges Wachstum Mit Sorea haben die Berliner ihr Angebot inzwischen um eine App zur Hilfe bei Psoriasis (Schuppenflechte) erweitert. Auch in der momentan in der Konzeptionsphase befindlichen Akne-App sieht man beim Start-up viel Potenzial. Weltweit nutzen bereits weit mehr als 60.000 Menschen die digitalen Lösungen von Nia Health. Aktuell bestehen für das Unternehmen aktive Selektivver- träge mit mehreren Krankenkassen. Werden die Kosten nicht von der Kasse übernommen, können Patientinnen und Patienten aus unterschiedlichen App-Angeboten wählen. Ein weiterer Schwerpunkt des Geschäftsmodells liegt in langfristigen Kooperationen mit internationalen Pharma- beziehungsweise Gesundheitsunternehmen. „Diese sind für uns enorm wichtig, da wir nicht nur monetär, sondern auch von der Expertise und langjährigen Erfahrung der Unternehmen profitieren“, sagt Seidl. Solche Allianzen sichern nachhaltiges Wachstum und steigern die Akzeptanz. Zu den großen Pluspunkten des Start-ups zählt auch der Unternehmenssitz in Berlin. „So ist zum Beispiel die Kooperation mit der Charité für uns wissenschaftlich und strategisch von großer Bedeutung“, betont der CEO. „Ihre dermatologische Expertise ermöglicht uns eine kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Technologie sowie die Erschließung neuer Forschungsprojekte.“ Als erster Anbieter überhaupt wird Nia Health eine KI-gestützte Erkennung des Krankheitsgrades direkt ins Krankenhausinformationssystem der Charité integrieren. Wichtige Impulse kommen auch durch Förderprogramme wie das IBB Pro FIT und Auszeichnungen wie den Deep Tech Award im Bereich künstliche Intelligenz. Hinzu kommt der jüngste Erfolg bei der EUSPA Cassini Challenge, bei der der innovative Ansatz ausgezeichnet wurde, Umweltsatellitendaten bei der Erhebung und Auswertung des Gesundheitszustands heranzuziehen. Nach Überzeugung von Tobias Seidl trägt zudem der Rückenwind durch die IHK Berlin mit ihrem Netzwerk, praxisnahen Angeboten und dem Aufbau eines aktiven Ökosystems entscheidend zur positiven Entwicklung des Unternehmens bei. Klar ist: Der Weg von Nia Health könnte als Modell für viele andere Start-ups in der Hauptstadt dienen, die digitale Gesundheitsinnovationen vorantreiben wollen. Langfristig wollen die Berliner Gründer die digitale Dermatologie konsequent weiterentwickeln. Neben Akne sollen Indikationen wie Vitiligo (Pigmentstörung der Haut) oder Urtikaria (Nesselsucht) in den Fokus rücken. Parallel treibt Nia Health die Weiterentwicklung des ausgezeichneten Projekts zur Integration von Umweltsatellitendaten voran, um noch präzisere Krankheitsprognosen zu ermöglichen. Seidl ist überzeugt, dass die Kombination aus KI, validierten Scores und personalisierten Empfehlungen das Gesundheitswesen nachhaltig verändern wird. Für Berlin entsteht daraus die Chance, sich als führender Standort digitaler Gesundheitsinnovationen zu profilieren, mit Start-ups wie Nia Health als Vorbild für eine neue Generation von Gründerinnen und Gründern. ■ Lars Mölbitz, IHK-Key-Account- Manager Gesundheitswirtschaft Tel.: 030 / 315 10-439 lars.moelbitz@berlin. ihk.de 60 000 Menschen weltweit nutzen die digitalen Gesundheitslösungen des Berliner Start-ups Nia Health. Die App von Nia Health liefert unter anderem Videos mit hilfreichen Informationen für Erkrankte FOTOS: WISTA MANAGEMENT GMBH, NIA HEALTH Gesundheit | 33 Berliner Wirtschaft 09 | 2025
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