Berliner Wirtschaft September 2025

2023 119,8 128,1 144,4 165,7 151,6 130,7 120,7 103,0 2024 2025 in Tausend Euro 100 110 120 130 140 150 160 170 Mai April März Februar Januar 20,9 18,2 14,9 11,9 8,1 Anteil an gesamten Ausfuhren in die USA in Prozent Sonstige Fahrzeuge Elektrische Ausrüstungen Pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse Maschinen Datenverarbeitungsgeräte, elektr. u. optische Erzeugnisse Dr. Valentina Knezevic, IHK-Bereich Außenwirtschaft Tel.: 030 / 315 10-243 valentina.knezevic@ berlin.ihk.de unter Berliner Unternehmen, die zeigen, dass gut zwei Drittel negative geschäftliche Auswirkungen und rund 15 Prozent sogar erhebliche negative Auswirkungen durch die US-Zollpolitik erleben. Dazu gehören weniger Nachfrage aus den USA mit Umsatzeinbußen, eine verzögerte Auftragsvergabe durch Kunden aufgrund von gestiegener Unsicherheit sowie insgesamt erschwerte Lieferketten mit höheren Kosten und geringerer Wettbewerbsfähigkeit. Als größte Belastung nennen gut 40 Prozent der befragten Unternehmen die entstandene handelspolitische Unsicherheit, verbunden mit der Sorge vor neuen Zöllen. Der künftige US-Basiszollsatz von 15 Prozent auf EU-Waren sowie die Instabilität der Finanzmärkte mit einem aus Sicht der hiesigen Unternehmen ungünstigeren Euro-Dollar-Wechselkurs sind weitere Belastungsfaktoren. Die EU-Vereinbarung mit den USA sieht die Mehrheit der befragten Unternehmen insgesamt negativ: Nur gut 17 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Einigung mit den USA angesichts der EU-Verhandlungsposition positiv ist, und befürworten, dass die EU keine Eskalation durch eigene Gegenmaßnahmen provoziert hat. Dahingegen unterstützen rund 53 Prozent der Unternehmen die Aussage, dass die gefundene Einigung mit den USA die europäische Wirtschaft zu stark belastet und die EU im weiteren Verlauf der Verhandlungen eine klare und harte Kante gegenüber der US-Administration zeigen sollte, auch wenn mögliche US-Gegenmaßnahmen ihre eigenen Geschäfte treffen. Andere Märkte gewinnen an Relevanz Die Unternehmen rechnen damit, dass sie die Preise erhöhen müssen, die Kaufzurückhaltung bei US-Kunden anhält und sich die Wettbewerbsnachteile verfestigen. Fast jedes dritte Unternehmen gibt an, weniger Handel mit den USA treiben zu wollen. Fast die Hälfte will jedoch unternehmerisch nichts verändern. Auch Thomas Henry sieht laut Sigrid Bachert „trotz dieser Herausforderungen die USA als einen wichtigen Markt, in den wir weiterhin investieren wollen“. Aber: „Um hier nachhaltig erfolgreich zu sein, benötigen wir verlässliche Rahmenbedingungen und eine klare und vor allem souveräne Handelspolitik, die stabile und planbare Bedingungen schafft.“ Mit Blick auf andere Märkte, die angesichts des Handelskonflikts mit den USA an Bedeutung gewinnen könnten, nennt in der Umfrage fast die Hälfte der Unternehmen den EU-Binnenmarkt. Mit Abstand dahinter werden weitere europäische Staaten wie UK, Schweiz sowie Norwegen, Liechtenstein und Island (EFTA-Staaten) sowie darüber hinaus Ost-/Südost-Europa (ohne EU-Staaten) und die Türkei benannt. Somit sieht ein überragender Anteil der Unternehmen europäische Länder als Märkte mit nunmehr erhöhter geschäftlicher Relevanz in der Zukunft. Unter den außereuropäischen Märkten wird mit Abstand Asien als künftig wichtiger werdende Geschäftsregion genannt. Die IHK Berlin fordert angesichts der vielfältigen Belastungen durch die US-Handels- und -Zollpolitik die EU auf, mit mehr Freihandelsabkommen besonders für kleine und mittlere Unternehmen Türen in neuen Märkten zu öffnen. Auch Bundesregierung und Senat sind aufgefordert, in der Außenwirtschaftsförderung gezielt Anreize für eine Diversifizierung des Außenhandels zu setzen und die Unternehmen effektiv dabei zu unterstützen, international neue Geschäftspotenziale zu erschließen. ■ Grafiken: BW Quelle: IHK Berlin Exportstärkste Produkte Waren im Wert von 1,6 Mrd. Euro gingen 2024 aus Berlin in die USA, Elektronik und Optik standen ganz oben Berliner Ausfuhren in die USA Im Zeitraum Januar bis Mai ging der Wert der exportierten Waren im Vergleich zu 2024 um 12,3 Prozent zurück Sigrid Bachert Geschäftsführerin Thomas Henry GmbH Trotz dieser Herausforderungen sehen wir die USA als einen wichtigen Markt, in den wir weiterhin investieren wollen. FOTOS: SHUTTERSTOCK AI, SALLY LASIC Außenwirtschaft | 31 Berliner Wirtschaft 09 | 2025

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