setzt oder plant dies. Die Unternehmen verbinden damit vor allem zwei Ziele: die Fachkräftebindung (96 Prozent) und die Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter (81 Prozent). Auch gesellschaftliche Verantwortung spielt eine Rolle: 78 Prozent wollen Vielfalt fördern und 67 Prozent den Frauenanteil in Führung erhöhen. In einer Stadt wie Berlin, in der täglich neue kulturelle Impulse entstehen, kann das ein entscheidender Wachstumstreiber sein. Berlin steht für Vielfalt und Offenheit So sieht es auch IHK-Vizepräsidentin Nicole Korset-Ristic. Sie ist sich sicher: „Berlin steht wie kaum eine andere Stadt für gelebte Vielfalt und Offenheit – und genau das macht unseren Wirtschaftsstandort so besonders.“ Als Hauptstadt ist Berlin nicht nur politisches Zentrum, sondern auch kultureller Schmelztiegel mit einer einzigartigen Geschichte, einer lebendigen Kunst- und Musikszene und Menschen aus mehr als 190 Nationen, die hier friedlich zusammenleben. „Diese gelebte Diversity ist weit mehr als ein gesellschaftlicher Wert – sie ist ein echter Standortvorteil“, fügt Korset-Ristic hinzu. „Denn gerade unsere Offenheit und Internationalität helfen uns, Fachkräfte aus aller Welt zu gewinnen und zu halten.“ Aber wie lässt sich in der Arbeitswelt mehr Vielfalt, Chancengleichheit und Teilhabe integrieren? Die IHK Berlin begleitet zum Beispiel Unternehmen dabei mit praxisnahen Angeboten, angefangen bei der Diversity-Toolbox mit Checklisten und Beispielen über Workshops zur diskriminierungsfreien Personalarbeit bis hin zu Netzwerkveranstaltungen, bei denen sich Unternehmen über Best Practices austauschen können. „Bewusstsein entsteht vor allem durch Aufmerksamkeit – und genau dafür sind auch sichtbare Zeichen und öffentlichkeitswirksame Initiativen unverzichtbar“, so Korset- Ristic. In diesem Zusammenhang ist etwa die Unterzeichnung der „Charta der Vielfalt“ durch die IHK Berlin wie auch durch zahlreiche Unternehmen mehr als ein symbolischer Akt: Sie ist ein klares Bekenntnis zu einer offenen Haltung und zugleich ein Signal an alle Berliner Betriebe, Vielfalt nicht nur zu tolerieren, sondern aktiv zu gestalten. Hinter der Charta der Vielfalt steht die Selbstverpflichtung, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Vielfalt aktiv anerkennt, wertschätzt und einbezieht. „Die Zahl der Organisationen, die die Charta der Vielfalt unterzeichnet haben, ist seit unserer Gründung stetig gewachsen“, sagt Cawa Younosi. Er ist Geschäftsführer des Vereins Charta der Vielfalt. Aktuell sind es deutschlandweit etwa 6.600 Unternehmen und Institutionen, darunter auch Dax-Unternehmen, Hochschulen, gemeinnützige Vereine oder Ministerien. In Berlin haben aktuell 862 Organisationen die Charta unterzeichnet. Damit ist Berlin beim Ranking der Bundesländer auf dem zweiten Platz, Spitzenreiter ist Nordrhein-Westfalen. Cawa Younosi betont: „Vielfalt ist nicht nur ein Wort. Wer Arbeitsplätze gestaltet, an denen sich alle sicher fühlen, hat einen klaren Wettbewerbsvorteil.“ Das im April vom Verein eingeholte Stimmungsbild zeigt, dass das Engagement der Unterzeichnenden trotz internationalem Druck nicht weniger wird. Trotzdem gibt es Verunsicherungen, gerade bei den international tätigen Unternehmen. „Auch Berliner Arbeitgebende sind weiterhin sehr aktiv beim Thema Vielfalt“, weiß Cawa Younosi. „Die Stimmung ist aufmerksam und engagiert, aber auch kritisch: Zwischen Purpose und Polarisierung entsteht gerade eine neue Realität“, erzählt der Charta-Geschäftsführer. „Diversity ist kein Projekt mehr: Es ist Teil einer Haltung, die von der ganzen Organisation getragen werden muss.“. Wer sich als Berliner Unternehmer selbst auf den Weg zu mehr Vielfalt machen möchte, kann neben den Angeboten der IHK Berlin oder Aktionen wie Nicole Korset-Ristic Vizepräsidentin IHK Berlin Gelebte Diversity ist mehr als ein gesellschaftlicher Wert – sie ist ein Standortvorteil. 862 Unternehmen aus Berlin gehören zu den Unterzeichnern der Charta für Vielfalt der gleichnamigen bundesweiten Initiative. FOTOS: KKGAS/STOCKSY, IHK BERLIN/AMIN AKHTAR, UHLALA GROUP FOKUS | Diversity | 20 Berliner Wirtschaft 09 | 2025
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