Stefan Rohde Personalleiter und Director Human Resources (HR) für die Standorte Berlin der B. Braun SE, einem der größten Medizintechnologie-Unternehmen in Berlin Aus unserer Sicht als Familienunternehmen der Medizintechnologie, das seit vielen Jahren erfolgreich Fachkräfte für den eigenen Bedarf ausbildet, ist eine Ausbildungsumlage nicht das richtige Instrument, um die Ausbildungslandschaft in Berlin zu verbessern. Im Gegenteil. Sie führt stattdessen zu zusätzlichen bürokratischen Anforderungen, ohne dass ein einziger zusätzlicher Ausbildungsplatz geschaffen wird, und bestraft diejenigen, die soziale Verantwortung für junge Menschen übernehmen. Langfristig könnte eine Umlage sogar abschreckend wirken. Wir bilden immer mit dem primären Ziel aus, die Nachwuchskräfte zu übernehmen. Seit einigen Jahren haben wir allerdings große Probleme, unsere 50 Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen. Wir appellieren daher an die Verantwortlichen, die geplante Ausbildungsumlage zu überdenken und stattdessen Maßnahmen zu ergreifen, die Unternehmen in ihrer Ausbildungsbereitschaft fördern. Der Fokus muss darauf liegen, junge Menschen in der Berufsorientierung mehr zu unterstützen und wieder einen besseren Match von Ausbildungsplätzen sowie Bewerberinnen und Bewerbern zu fördern, indem auch die duale Ausbildung im Vergleich zur akademischen Laufbahn aufgewertet wird.“ In Berlin sind genügend Ausbildungsplätze für ausbildungswillige Jugendliche vorhanden. Mehrere Tausend Ausbildungsplätze konnten im vergangenen Jahr nicht besetzt werden. Es wird unnötigerweise ein neues Bürokratiemonster entstehen. Jährlich sollen Betriebe ihre Bruttolohnsumme melden, Beiträge eingezogen und ausgezahlt und die Kriterien ständig neu festgelegt werden – das verursacht einen enormen Verwaltungsaufwand. Davon abgesehen: Ein Ausbildungsplatz in den technischen Berufen kostet in der Realität rund 100.000 Euro pro Azubi und mehr. Die geplanten Rückflüsse decken diese Kosten bei Weitem nicht. Die Aussage, dass ausbildende Unternehmen nicht belastet würden, ist daher nicht haltbar. Statt neuer Abgaben braucht es gezielte Maßnahmen: bessere Berufsorientierung an allen Schulformen, passgenauere Vermittlung durch die Arbeitsagenturen, modern ausgestattete Schulen, mehr Berufsschullehrkräfte, bezahlbaren Wohnraum für Azubis und vor allem mehr Wertschätzung für die duale Ausbildung und die Ausbildungsbetriebe.“ Da sich die Ausbildungsplatzumlage nach der Höhe des Gesamtlohns und nicht nach der Mitarbeiterzahl richtet, bestraft sie die Unternehmen, die gute Gehälter für gute Arbeit zahlen. Mit sechs Auszubildenden auf gut 100 Mitarbeiter gehen wir vorbildlich voran und bilden so viel aus, wie organisatorisch wie fachlich vertretbar ist. Trotzdem werden wir weiter zur Kasse gebeten - nur: Ändern kann sich dadurch nichts. Gerade da wir eine große Anzahl hoch qualifizierter Mitarbeiter zu sehr guten Gehältern beschäftigen, müssten wir weit mehr Auszubildende einstellen, als organisatorisch und fachlich vertretbar ist. Unternehmen mit hoch qualifizierten Mitarbeitern und sehr guten Gehältern können gar nicht so viele Azubis einstellen, wie sie müssten, um die Strafabgabe zu umgehen. Zumal wir dann oft auch die Berufsbilder beschäftigen, die gar keine Ausbildungsberufe sind. Die Menge der Auszubildenden müsste an der Anzahl der Mitarbeiter ausgerichtet werden – und statt zu strafen, muss partnerschaftliches Miteinander belohnt werden, wenn ausgebildet wird. Obwohl wir sechs Auszubildende auf gut 100 Mitarbeiter beschäftigen, würden wir zur Kasse gebeten werden – da kann man nicht auf Verständnis in der Wirtschaft hoffen.“ Gerd Woweries ist Geschäftsführer des ABB Ausbildungszentrums Berlin, einem etablierten Bildungsdienstleister im Bereich Metall- und Elektrotechnik Peer Heinlein ist CEO der Heinlein Gruppe mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen steht für digitale Souveränität, Datenschutz und Open Source Ausbildungsplatzumlage | 13 Berliner Wirtschaft 09 | 2025
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