ihre orientalischen, italienischen oder türkischen Läden benötigen. Eine Gemeinsamkeit der heutigen anspruchsvollen Fruchthof-Kunden: Sie suchen nach ganz besonderen, ausgefallenen und qualitativ hochwertigen Waren, die sie im standardisierten Sortiment von Supermärkten nicht finden. Das können neben regionalen Produkten von kleineren deutschen Höfen auch exquisite Früchte sein – darunter vollreif geerntete Flugmangos aus Brasilien und säuerlich-süßer Limettenkavier – oder Spezialitäten wie die französische Trüffelkartoffel. Genauso haben jedoch die Standardprodukte – Äpfel und Karotten, Kartoffeln und Zwiebeln, Kirschen und Erdbeeren – dank ihrer hohen Qualität und Frische auf dem Fruchthof viele Fans. Zum 75. Jubiläum denkt der Fruchthof aber auch weiter. Da die Infrastruktur auf dem Gelände des landeseigenen Berliner Großmarkts in die Jahre gekommen ist, wurde ein gemeinsamer Planungsprozess zur dringend erforderlichen Erneuerung begonnen. „Um auch in den nächsten 75 Jahren unserer Verantwortung als Teil der Daseinsversorgung gerecht zu werden, benötigen wir zur Schaffung eines attraktiven und zukunftsorientierten Handelsplatzes auch die nötige politische Unterstützung“, so Vorstand Nils Doerwald. ■ und Besucherinnen zwischen 10 und 18 Uhr mit frischem Obst und Gemüse und vielerlei anderen Produkten versorgen können, wird es ein breites Angebot an Speisen und Getränken sowie ein Bühnenprogramm mit Live-Musik sowie Attraktionen für Kinder geben. Gegründet wurde der Berliner Fruchthof als Genossenschaft am 13. September 1949 durch 27 Großhändler. Der Zugang zu den zentralen Großmarkthallen am Alexanderplatz war zuvor für die Händler aus den Westsektoren immer weiter erschwert worden, sodass es bereits zu Versorgungsengpässen kam. Auf dem Gelände der ehemaligen Askania-Werke in Mariendorf eröffneten die Händler im November 1949 einen neuen Großmarkt und konnten fortan ungehindert mit Obst und Gemüse handeln. Im Jahr 1965 bezog die Genossenschaft dann als erster und bis heute größter Mieter die neu errichteten Hallen an der Beusselstraße in Moabit, nahe der Autobahn A100. In Moabit ist der Fruchthof bis heute beheimatet. Hier schlagen jedes Jahr 50 Großhändler rund 220.000 Tonnen Obst und Gemüse um. Die auf dem Fruchthof ansässigen Unternehmen beschäftigen rund 2.000 Menschen, die zum Beispiel als Ein- und Verkäufer, Kommissionierer, Lageristen, Stapler- und Lkw-Fahrer, Qualitätsmanager oder kaufmännische Angestellte arbeiten. Trotz der meist nächtlichen Arbeitszeiten ist die Stimmung unter den Mitarbeitenden, die aus einer Vielzahl von Ländern stammen, erstaunlich fröhlich und ausgelassen. Eine der größten Herausforderungen, die der Fruchthof in seiner 75-jährigen Geschichte bewältigen musste, war der Verlust der großen Supermarktketten als Kunden. Die Einzelhandelskonzerne haben sich eigene Großhandelsstrukturen aufgebaut. Doch den Fruchthof-Händlern gelang es, neue Kundengruppen zu erschließen. Heute sind es zum Beispiel die Händler von circa 100 Wochenmärkten in Berlin und Brandenburg, die auf dem Fruchthof ihr Obst und Gemüse kaufen. Hinzu kommen Spitzenköche. Auch Betreiber von Mensen, Kantinen und Cafeterien sowie aus dem Care-Bereich statten sich bei den Fruchthof-Großhändlern mit frischem Obst und Gemüse aus. Die Inhaber oder Einkäufer kleiner spezialisierter Lebensmittelhändler mit vor allem migrantischem Fokus finden bei den internationalen Großhändlern ebenfalls, was sie für Auch Standards wie Schnittlauch sind auf dem Berliner Fruchthof zu haben (oben) Die Belegschaften der Großhändler sind international, die Stimmung ist trotz Nachtarbeit meist erstaunlich gut (rechts) Nils Doerwald Fruchthof-Vorstand Ein Dreiviertel- jahrhundert ist der Fruchthof nun elementarer Teil der Versorgung der Berliner und Berlinerinnen. Simone Blömer, IHK-Expertin für Handel Tel.: 030 / 315 10-432 simone.bloemer@berlin. ihk.de In der Halle des Fruchthofs auf dem Großmarkt-Gelände in der Beusselstraße werden pro Jahr 220.000 Tonnen Obst und Gemüse umgeschlagen FOTOS: FRUCHTHOF/SVEN DARME Berliner Wirtschaft 09 | 2024
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