gestalten und zu fertigen. Das ist gerade im Bereich der Mobilität sehr wertvoll, weil das geringere Gewicht Energie spart. Wir wollten aber nicht nur für die Autoindustrie arbeiten, sondern die Technologie auch in anderen Industrien zum Einsatz bringen. Das war eine der Grundideen vor 25 Jahren. Wir waren also damals schon ökologisch motiviert. Heute erzielen Sie 70 Prozent Ihrer Umsätze mit der Schienenfahrzeugindustrie. Wie kam es dazu? Wir wollten unser Know-how für eine nachhaltige Mobilität nutzen. Da war es naheliegend, uns dem ökologischsten Fortbewegungsmittel zuzuwenden und es noch ökologischer zu machen. Außerdem bestehen Schienenfahrzeuge aus geometrisch sehr großen und parallel anspruchsvollen Bauteilen, bei denen sich unsere Leichtbauweise und deren hohe Präzision sehr stark auswirken. Kurz erklärt: Wir fertigen zum Beispiel Zug-Seitenwände, die mithilfe des Laserschweißens nur dort, wo es nötig ist, dickeres Material nutzen. Die gesamte sonstige Fläche besteht aus dünnerem und leichterem Material. Können Sie die Vorteile konkreter beziffern? Ja, wir beziffern das anhand dieses Rechenmodells: Wenn eine Kommune eine Straßenbahnflotte mit 300 neuen Zügen bestellt und der Rohbau um 20 Prozent leichter wird, dann ergibt sich daraus über eine Betriebszeit von 25 Jahren und für eine Laufleistung von 80.000 Kilometern pro Jahr und Zug eine Ersparnis der Stromkosten von über 34 Millionen Euro. Wenn der Strompreis weiter steigt, ist die Ersparnis natürlich noch höher. Kooperieren Sie noch mit der TU? Ja, wir haben auch heute noch sehr gute Kontakte zur TU. Aber für uns ist Berlin generell ein großartiger Standort, weil wir in der Region eine so vielfältige universitäre Landschaft haben und auch mit anderen Hochschulen erfolgreich Projekte machen können. Wir arbeiten zum Beispiel auch mit der Berliner Hochschule für Technik, der Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie der Technischen Hochschule Wildau, der Universität Potsdam und der Brandenburgischen Universität Cottbus zusammen. Haben Sie auch Kontakt zu nicht universitären Forschungsinstituten? Ja, auch mit denen arbeiten wir sehr gern zusammen, gerade weil das spezifische Know-how in der Anwendung dort oft viel tiefer ist. Bei einem aktuellen Projekt arbeiten wir zum Beispiel mit dem Ferdinand-Braun-Institut in Adlershof zusammen und entwickeln einen neuen Laser samt 3D-Druck-Fertigungsprozess. Die Hochschul-Kontakte haben für uns aber eine etwas höhere Priorität, weil wir nicht nur an der eigentlichen Forschung, sondern auch an den Menschen interessiert sind, die möglicherweise später auch unsere Mitarbeitenden werden könnten. Ist es für Sie schwierig, Nachwuchs zu finden? Schwierig ist es, Nachwuchs für die handwerklich tätigen Berufsgruppen zu finden, also in der Schweißerei, der Schlosserei, der Feinmechanik und insbesondere in der Mechatronik. Bei unseren Personalbedarfen mit akademischer Ausbildung haben wir kein so großes Problem. Wir bieten Bachelor- oder Masterarbeiten an und denken auch über das Angebot eines dualen Studiums nach. Denn natürlich brauchen wir auch immer wieder gute junge Ingenieure und insbesondere Ingenieurinnen. Wir bieten Professorinnen und Professoren und ihren Studierenden auch kontinuierlich Exkursionen zu uns ins Unternehmen an. Über die Unis kommen Sie auch mit Technologien in Berührung, die Sie noch gar nicht kennen. Richtig. Große Konzerne haben eine eigene Forschung, wir aber müssen immer aktiv um diesen Holger Alder an einem Bauteil für ein Schienenfahrzeug. Rund 70 Prozent der Umsätze erzielt Photon mit der Schienenfahrzeug- und 25 Prozent mit der Nutzfahrzeug- industrie Gut vernetzt Kontakt zu Holger Alder auf LinkedIn über den QR-Code: FOTO: AMIN AKHTAR Berliner Wirtschaft 09 | 2024
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