Berliner Wirtschaft September 2024

Holger Alder Technik-Vorstand Nach seinem Physik- Studium an der TU Berlin arbeitete Holger Alder für die Innovationsgesellschaft Inpro und für VW. Danach gründete er mit seinem Inpro-Team eine Lasertech-Firma, die er mit zwei Blechverarbeitungsfirmen zur Photon Gruppe fusionierte. 2001 wurde er zum CTO der Photon AG berufen. Holger Alder begutachtet einen Roboter, der Bauteile per Laser zusammen- schweißt P hoton hat als Hightechunternehmen einen guten Namen in der Mobilitätsindustrie. Vor allem für Schienenfahrzeuge fertigt der Laser-Spezialist Bauteile, die leichter und damit nachhaltiger sind. Der Mittelständler nutzt die Forschung und Zusammenarbeit mit den Hochschulen, um seinen Vorsprung zu verteidigen und auszubauen, erklärt Technik-Vorstand Holger Alder. Berliner Wirtschaft: Was ist das Besondere an Photon? Holger Alder: Wir verfügen über sehr spezielles Know-how und hoch entwickelte Technologien im Bereich des Laserschweißens, sodass wir sehr große Dünnblech-Baugruppen von bis zu 30 Meter Länge sehr präzise verbinden können. Ich kenne weltweit kein anderes Unternehmen, das diese Fähigkeiten hat, ohne dass wir sie ihm beigebracht hätten. Wir sind ganz sicher Technologiemarktführer und ein sogenannter Hidden Champion. Warum können andere Unternehmen sich diese Fähigkeiten nicht auch aneignen? Das könnten sie, und das versuchen sie auch schon. Bevor sie unsere über 20 Jahre Vorsprung aufgeholt haben, müssen wir unser Know-how weiterentwickelt haben, um führend zu bleiben. Wir sind immer in einem Wettlauf um die noch besseren Prozesse und Technologien. Haben Sie genug eigene Forschungs- und Entwicklungskapazitäten, um diesen Wettlauf zu gewinnen, oder sind Sie auf Kooperationen mit Hochschulen und Instituten angewiesen? Mit rund 300 Mitarbeitenden sind wir viel zu klein, um die nötigen Entwicklungen allein zu stemmen. Wir haben sehr vielfältige Kooperationen zu Hochschulen. Schon unsere Gründungsgeschichte ist sehr eng mit der TU Berlin verbunden. Ich habe nach meinem dortigen Physik-Studium in der Innovationsgesellschaft Inpro GmbH gearbeitet – ein Joint Venture der TU Berlin unter anderem mit Volkswagen und Mercedes für fortgeschrittene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie. Dort hatten wir in den Neunzigerjahren bereits die Idee, mithilfe der Lasertechnik Autokarosserien zu verschweißen. Ist Photon also ein Spin-off der TU? Nein, wir sind kein klassisches Spin-off. Zunächst haben wir für Volkswagen das Laserschweißen weiterentwickelt, bis es in der Serienfertigung eingesetzt werden konnte. Als dies gelungen war, sollte unser Entwicklungsteam aufgelöst und an anderen Stellen weiterbeschäftigt werden. Ich wollte aber nicht in einem großen Konzern aus irgendeiner Luke gucken, sondern lieber in einem flexibleren Unternehmen weiterhin eigenständig und schöpferisch tätig sein. Meine vier Mitgründer und ich haben also mit unserem Wissen ein eigenes Unternehmen gegründet – das, was heute als Start-up bezeichnet wird. Was war Ihr Ziel? Wir waren durch das Know-how im Laserschweißen in der Lage, Metall-Baugruppen leichter zu „Wir sind ein Hidden Champion“ Holger Alder hat bei Photon Fertigkeiten im Laserschweißen entwickelt, die niemand so wie die Spandauer beherrscht. Geholfen hat der Technologietransfer mit Berliner Unis von Michael Gneuss » Wir sind immer in einem Wettlauf um die noch besseren Prozesse und Technologien. Holger Alder FOTO: AMIN AKHTAR FOKUS | Interview | 24 Berliner Wirtschaft 09 | 2024

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