Erste Kontakte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft entstehen oft auf Vernetzungsveranstaltungen, gleichzeitig gehen die Hochschulen direkt auf die Unternehmen zu. „Meist beginnt die Zusammenarbeit sehr niedrigschwellig, etwa mit einer Abschlussarbeit oder bei einem Studierendenprojekt“, erklärt HTW-Vizepräsidentin Molthagen-Schnöring. Viele Unternehmen wollten sich nicht sofort für eine Auftragsforschung oder für ein gemeinsames großes Forschungsprojekt verpflichten, weil es zu viele Ressourcen bindet. „So lernen sich aber beide Seiten kennen und können in einem zweiten Schritt die Zusammenarbeit vertiefen.“ Die größten Engpässe sieht Molthagen-Schnöring allerdings nicht in frühen Phasen der Zusammenarbeit, sondern bei der späteren Umsetzung in marktfähige Produkte. „Das Ziel von Berlin muss es sein, in der ersten Liga der modernen, lebenswerten und ökonomisch wachsenden Metropolen international mitzuspielen“, betont Sonja Jost, Vizepräsidentin der IHK Berlin. Die Herausforderungen rund um Klima, Mobilität, Rohstoffe, Energie sowie die alternde Gesellschaft erforderten auf der einen Seite Forschungsleistungen auf Spitzenniveau. Auf der anderen Seite brauche es innovative Unternehmen, die neue Technologien in die Anwendung bringen. „Was am Ende zählt, ist der zügige und gezielte Eingang in neue Produkte, Prozesse und Ein Novum für die Hauptstadt: Beteiligt sind gleich fünf Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, die sich fach- und einrichtungsübergreifend mit der Wirtschaft und Zivilgesellschaft in Teilprojekten vernetzen, um innovative Lösungen für Berlins Zukunft zu erarbeiten. Neben der HTW sind das die Berliner Hochschule für Technik (BHT), die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR), die Evangelische Hochschule Berlin sowie die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin. Auch Projekte des IFAF Instituts für angewandte Forschung wird die Transferale zeigen. „Wir wollen, dass Innovationen, die in Berlin entstehen, hier auch umgesetzt werden“, sagt Stefanie Molthagen-Schnöring. Dazu solle die Forschungskompetenz gebündelt, sichtbarer gemacht und stärker für die Stadt genutzt werden. Als eine der größten und vielfältigsten Wissenschaftsregionen in Europa hat Berlin exzellentes Potenzial. „Das Land Berlin verfügt mit seinen vier staatlichen Universitäten und sieben Hochschulen für Angewandte Wissenschaften über starke Innovationspartner, die in Kooperation mit der regionalen Wirtschaft ein markantes Asset für den hiesigen Innovationsstandort sein können“, betont Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin. Nicht zuletzt über die in den Hochschulverträgen geregelte Grundfinanzierung – aber auch jederzeit außerhalb – habe Berlin die Möglichkeit, transferfördernde Strukturen und Anreize zu schaffen, die konkret auf den hiesigen Mittelstand zielen, um vor Ort selbst von der Innovationskraft der Player zu profitieren und Wachstum am und für den Standort zu generieren. „Die Erfahrung zeigt: Besteht erst einmal Kontakt zwischen Unternehmen und Hochschule, dann entstehen viele fruchtbare Kooperationsformen“, so Stietzel. Diesen Erstkontakt müssten die Partner noch stärker initiieren. Unterstützende Anreize sollten nicht auf die nächsten Hochschulverträge warten müssen, sondern frühzeitig erprobt werden. KMU-Büro als Lotse Wie ein Lotse soll das erste KMU-Büro, das derzeit an der HTW pilotiert wird, die Orientierung erleichtern, Forschende, Studierende und Unternehmen zusammenbringen und den Wissens- und Technologietransfer unterstützen. Als konkrete Maßnahmen werden Workshops in Unternehmen, Transfer-Road-Shows, digitale Lunch-Breaks sowie Transfer-Sprechstunden in IHK-Pop-up-Büros erprobt. Bei Erfolg wird die gemeinsame Initiative von Wirtschaftsverwaltung und IHK an weiteren Hochschulen etabliert. Sebastian Stietzel Präsident IHK Berlin Besteht erst mal ein Kontakt zwischen Unternehmen und Hochschule, entstehen viele fruchtbare Kooperations- formen. IHK auf der Transferale Die IHK Berlin ist mit zwei Veranstaltungen am Transfer- und Wissenschaftsfestival Transferale (25. bis 27. September, Silent Green Kulturquartier) beteiligt: Forschung trifft Praxis@Transferale zum Thema „Urbane Logistik neu gedacht“ am 26. September. Infos und Anmeldung: ihk.de/berlin/ forschung-trifft-praxis-bw Ansprechpartnerin IHK: Stefanie Dümmig stefanie.duemmig@berlin. ihk.de „Klimaschutz made in Berlin“ (siehe Seite 63) Das gesamte Programm unter: zukunftsstadt.berlin/ transferale Transfer Week Vom 25. bis 29. November findet in Berlin die Transfer Week statt. Kontakt Berlin Partner: Anke Wiegand anke.wiegand@berlin- partner.de FOTOS: IHK BERLIN/AMIN AKHTAR FOKUS | Technologietransfer | 18 Berliner Wirtschaft 09 | 2024
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