Berliner Wirtschaft September 2023

kaputt machen wollten. Das Ergebnis war, dass es noch keine strukturierte Landschaft gab. Gleichzeitig stellten wir fest, dass ein erhebliches Potenzial besteht. Als Entsorgungsunternehmen haben wir über die Recycling-Höfe Zugriff auf viele alte Produkte, die in einem Gebrauchtwarenhaus verkauft werden können. Verkaufen Ihnen die Berlinerinnen und Berliner alte Produkte? Nein, alle Waren, die wir in der NochMall verkaufen, sind Spenden, die an derzeit drei Recycling-Höfen oder im Gebrauchtwarenkaufhaus abgegeben werden. Inzwischen holen wir Waren aber zuätzlich direkt von den Spendern ab. Die Eröffnung haben Sie am 8. August 2020 gefeiert, mitten in der Pandemie. Ja, der Beginn ist natürlich durch die Corona-Krise gestört worden. Nachdem wir eröffnet hatten, mussten wir relativ schnell wieder schließen. Aber jetzt steigen die Besucherzahlen kontinuierlich. Mittlerweile kommen wir auf rund 26.000 Besucher pro Monat. Und wir sammeln immer mehr Spenden für das Kaufhaus ein. Wir haben inzwischen ein Sortiment von mehr als 2.000 Produkten. Es ist eine tolle Aufgabe, so ein einzigartiges Projekt zum Erfolg zu führen. Bei welchen Produkten ist die Nachfrage am größten? Es gibt viele Produktgruppen, in denen wir noch viel mehr verkaufen könnten, wenn es mehr Spenden gäbe. Möbel sind zum Beispiel sehr begehrt, Spielwaren auch, ebenso Musikinstrumente oder Sportgeräte. Aber leider landen solche Produkte immer noch viel zu oft im Restmüll. Die Restmülltonne ist für viele Bürger der einfachste Weg, aber er ist nicht immer der beste. Beim Thema Nachhaltigkeit geht es um das Mitmachen, nicht darum, den bequemsten Weg zu wählen. Auch das möchten wir hier mit der NochMall rüberbringen. Wer kauft bei Ihnen? Wir haben natürlich in erster Linie Kunden, die preisbewusst unterwegs sind, und natürlich Schnäppchenjäger. Es gibt aber auch Sammler mit Jagdinstinkt, die sich gut auskennen und hoffen, besondere Bücher, Schallplatten, Kleidungsstücke oder auch Elektrogeräte zu finden. Darüber freuen wir uns, denn es zeigt, dass unser Angebot für jeden etwas bereithält. Die NochMall ist ein Erlebnisort für alle, an dem man sich länger aufhalten und schmökern kann. Billig soll bei uns nicht das Hauptargument sein. Sondern? Re-Use ist ein Trend. Es ist nachhaltig und damit cool, Waren aus dem Gebrauchtwarenkaufhaus oder dem Upcycling-Bereich zu kaufen. Sind Sie mit der Noch Mall schon profitabel? Wie jedes Start-up brauchen auch wir ein bisschen Zeit, um profitabel zu werden. Aber wir sind auf dem Weg dahin. Ich sehe gute Chancen, dass wir schwarze Zahlen schreiben werden. Bislang haben Sie mit der Auguste-Viktoria-Allee in Reinickendorf nur einen Standort? Können Sie sich eine Expansion vorstellen? Das Potenzial für einen weiteren Standort in einem anderen Bezirk ist auf jeden Fall da. Die Herausforderung besteht darin, eine geeignete Immobilie zu finden, an der sich der Betrieb wirtschaftlich darstellen lassen kann – angesichts der derzeit sehr hohen Preise für Einzelhandelsflächen auf dem Immobilienmarkt ist das keine leichte Aufgabe. Aktuell haben wir daher noch keine konkreten Expansionspläne, für die Zukunft ist das aber nicht auszuschließen. Thomas Wagner erklärt im Interview mit Redakteur Michael Gneuss das Konzept der NochMall Gut vernetzt Kontakt zu Thomas Wagner auf LinkedIn über den QR-Code: FOTO: AMIN AKHTAR Berliner Wirtschaft 09 | 2023

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