Berliner Wirtschaft September 2021

Glühlampen, Gasmasken, Schutzkleidung: Die Produktionen der Auergesellschaft spiegeln die deutsche Geschichte des vorigen Jahrhunderts von Dr. Silke Nagel (BBWA) Die dunkle Seite des Lichts A ls die Auergesellschaft 1892 als Deutsche Gasglühlicht-Aktiengesellschaft gegrün- det wurde, war nicht abzusehen, dass nach Einführung in Berlin schon 1897 10.000 Auer-Gaslaternen in der Stadt brennen würden. 1901 trat Leopold Koppel, Bankier und Mitbegründer des Unternehmens, den Aufsichts- ratsvorsitz an, 1906 entstand an der Warschauer Brücke ein zehnstöckiger „Wolkenkratzer“ für die Produktion elektrischer Glühlampen, heute als Narva-Turm bekannt. Starke Einschnitte im Jahr 1933 Auch die Eisenbahn interessierte sich für das „Auerlicht“, die neu entwickelte Osramlampe eroberte sich die besten Marktchancen, außer- dem begann die Produktion für Heereszwecke, im Ersten Weltkrieg vor allem Gasmasken. Von 1929 bis 1942 gab die Auergesellschaft die Fach- zeitschrift „Die Gasmaske“ heraus. 1919/20 wurden die Osramwerke aus dem Auerkonzern aus- und der Allgemeinen Elektri- zitätsgesellschaft (AEG) angegliedert. Die übrigen Unternehmensteile, die Gasglühlicht, Beleuch- tungskörper, Beleuchtungsgläser für Gas und elektrisches Licht, elektrische Heizapparate umfassten (ab 1923 Deutsche Gasglühlicht-Auer- Gesellschaft), gehörten seit Juli 1920 Koppel & Co. und der Nationalbank für Deutschland. Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 blieb nur die Herstel- lung von Industriemasken, Neophanglas und radioaktiven Erzeugnissen. Das Jahr 1933 bedeutete einen starken Ein- schnitt: Leopold Koppel starb, seine Erben ver- loren ihre Anteile durch „Arisierung“, und die Firma wurde bis 1934 eine hundertprozentige FOTOS: BBWA Oben: Ein Werbeplakat des österreichischen Malers Heinrich Lefler (1863–1919) von 1896 Unten: Firmensitz (ab 1978) in der Neuköllner Thiemannstraße 1 BRANCHEN | Historie 42 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 09 | 2021

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