Es hängt immer vom jeweiligen Sachbearbeiter in den Ämtern ab. Mir scheint, dass jeder seine eigenen Regeln macht. Mal geht es schneller, mal dauert es länger. In einem Fall hat es fast ein Jahr gedauert, bis wir alle Papiere zusammenhatten. Aber am Ende hat es immer funktioniert. Sehr hilfreich war der Business Immigration Service von der IHK, Berlin Partner, dem Landesamt für Einwanderung, der Bundesagentur für Arbeit, der Handwerkskammer und dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. War es schwierig für Sie, die neuen Auszubildenden in den Betrieb zu integrieren? Für die Jungs aus Simbabwe ist es natürlich zunächst nicht einfach, sich in Deutschland in eine ganz andere Kultur einzuleben. Das zeigt sich in vielen Alltagssituationen. Sie wollen Sport treiben, verstehen aber nicht, dass sie sich zunächst in Vereinen anmelden müssen. Sie verstehen nicht, warum es für gleiche Waren unterschiedliche Preise gibt, wenn sie einkaufen gehen. Unsere Mülltrennung ist für sie natürlich auch etwas Neues. Mit ihrer Arbeit sind Sie zufrieden? Ja, sehr. Ich bin auch überrascht, wie gut sich die meisten in der Berufsschule machen. Einige kommen dort besser zurecht als unsere einheimischen Azubis. Aber sie haben in Simbabwe auch eine gute Schulbildung genossen. Und sie wissen, dass es ihren Familien zu Hause wichtig ist, dass sie es hier schaffen. Deshalb legen sie sich hier mächtig ins Zeug. Wie viele Nationen kommen bei Ihnen zusammen? Wir haben zum Beispiel auch Mitarbeiter aus Mali, Afghanistan, Syrien, Iran und Polen. Im September werden zwei Azubis aus Aserbaidschan hinzukommen. Ich erlebe immer wieder, dass auch Mitarbeiter mit anderen Nationalitäten sehr begehrt in den einzelnen Teams sind, wenn sie gute Arbeit machen und Deutsch sprechen. Das zeigt: Wenn alle Seiten sich bemühen, kann die Zusammenarbeit vieler Nationalitäten sehr gut funktionieren. Interkulturelles Engagement zahlt sich aus. Der Beruf, in dem Sie ausbilden, heißt Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice. Was wird dabei von den Azubis gefordert? Sie müssen vielfältige handwerkliche Fertigkeiten, zum Beispiel Grundzüge der Tischlerei, der Elektrotechnik und der Sanitärtechnik, beherrschen. Sie müssen wissen, wie Lampen montiert und der Herd, die Waschmaschine sowie der Geschirrspüler angeschlossen werden. Sie müssen wissen, wie ein Lkw richtig beladen und die Papiere korrekt ausgefüllt werden. Was sie alles draufhaben, zeigt, dass die FMKUs, wie wir den Beruf abkürzen, später auch im Facilitymanagement sehr begehrt sind. Wir bilden übrigens auch Kauffrauen und -männer für Büromanagement, Fachlageristen und Kraftfahrer aus. Warum mussten Sie überhaupt den Weg über Harare gehen. Finden Sie in Berlin keine Azubis? Unsere Zielsetzung ist, zunächst Einheimische zu nehmen, weil es natürlich alles ein bisschen einfacher macht und weil wir ein Berliner Unternehmen sind. Und dann ist es nur fair, wenn man in erster Linie hier sucht. Das machen wir auch. Wir gehen in Schulen, wir sind auf Messen. Aber wir bekommen in Berlin nicht genügend Azubis und Arbeitskräfte. Körperliche Arbeit ist nicht mehr so sexy. Also suche ich mir internationale Möglichkeiten. Wie schwer sind Sie insgesamt vom Fachkräftemangel betroffen? Ich würde sofort 50 neue Leute einstellen, wenn ich sie bekommen könnte, für alle unsere Standorte insgesamt. Wir sind ja auch in Brandenburg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen tätig. Woher bekamen Sie früher die Mitarbeiter? Früher haben sich mehr Quereinsteiger beworben, viele sind nach der Bundeswehr zu uns gekommen. Vielleicht ist Arbeitslosigkeit früher stärker als Stigma empfunden worden. Dabei können wir eigentlich jedem, der will, eine Chance geben. Tanja Schirmann auf dem Hof ihrer Firma in Marien- felde: Das 1948 gegründete Unternehmen wurde 1978 von ihrem Vater Matthias Schirmann übernommen Wir bekommen in Berlin nicht genügend Azubis und Arbeitskräfte. Körperliche Arbeit ist nicht mehr so sexy. Tanja Schirmann FOTO: AMIN AKHTAR Berliner Wirtschaft 07-08 | 2024
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