Berliner Wirtschaft Juli/August 2024

Das Umzugsunternehmen Plischka Möbeltransporte aus Marienfelde bildet Fachkräfte für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice (FMKU) aus. Geschäftsleiterin Tanja Schirmann, die die Firma mit ihrem Vater Matthias führt, findet in Deutschland aber kaum noch junge Menschen, die sich für den Beruf interessieren. Ein wichtiger Teil der Lösung im Kampf gegen den Fachkräftemangel sind für sie Migranten und Geflüchtete. Der Umgang mit den Kulturunterschieden ist nun aber eine feste Aufgabe im Personalmanagement. Berliner Wirtschaft: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Auszubildende über eine Sprachschule in Harare, der Hauptstadt von Simbabwe, zu suchen? Tanja SChirmann: Ich habe von der Sprachschule rein zufällig erfahren. Die Schule bemüht sich, Ausbildungsstellen in deutschsprachigen Ländern für ihre Schüler zu finden. In der Regel geht es dabei aber eher um akademischen Nachwuchs und nicht um körperliche Arbeit wie bei uns. Die Schule hat auf meine Anfrage allerdings prompt reagiert, und ich hatte ein sehr gutes erstes Gespräch mit dem Schulleiter. Er meinte, dass sie auch junge Männer haben, die Interesse am Beruf der Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice haben könnten. Sind Sie nach Harare geflogen, um die Bewerber und die Schule kennenzulernen? Bis heute leider nicht. Das werde ich aber bald machen. Wir haben über Zoom Gespräche mit 14 Bewerbern geführt. Das war oft eher in einer Mischung aus Deutsch und Englisch, aber wir konnten uns gut verständigen. Und die Jungs waren sehr überzeugend und wirkten sehr tatkräftig. Eigentlich hätte ich alle gern sofort eingestellt. Zunächst haben Sie sich für fünf entschieden. Genau. Die waren so herzlich und konnten sehr plausibel erklären, warum sie zu uns kommen möchten. Die Motivation stimmte, und die Lebensläufe und die B1-Zertifikate in Deutsch haben mich auch überzeugt. Welche Erfahrungen haben Sie mittlerweile mit den Azubis aus Simbabwe gemacht? Vier sind noch da und gehen jetzt ins dritte Ausbildungsjahr. Einer wollte lieber studieren. Wir haben auch schon weitere fünf Azubis aus Simbabwe geholt, die im ersten Lehrjahr sind. Und aktuell führen wir Gespräche mit Bewerbern für den dritten Jahrgang. Das klingt so einfach. War es nicht kompliziert, die Männer nach Deutschland zu holen? Wir mussten auch Herausforderungen bewältigen. Die größte war, Unterkünfte zu finden. Das wird in Berlin immer schwerer. Und unsere Azubis brauchten natürlich ein Visum und eine Ausbildungserlaubnis. Unkompliziert war das nicht. „Interkulturelles Engagement zahlt sich aus“ Tanja Schirmann holt für ihre Firma Plischka Möbeltransporte Azubis über eine Sprachschule in Simbabwe – und macht mit den jungen Männern aus Afrika gute Erfahrungen von Michael Gneuss » Interview | 31

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