Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, gilt als bekannteste Umsetzerin Ihres Konzepts Welche Erfahrungen gibt es dort? Anne Hildago treibt den Umbau sehr zielstrebig und erfolgreich seit 2019 voran. Allerdings muss man bedenken, dass sie die Bürgermeisterin der Stadt Paris ist. Ihre Befugnisse enden am Stadtring. Jenseits des Rings gibt es im Großraum Paris elf Bezirke mit 132 Gemeinden, neun Millionen Einwohner mit einer anderen politischen Autorität. Umso glücklicher bin ich, dass die Präsidentin der Region Île-de-France sich jetzt auch für ein auf die Region angepasstes Modell der 15-Minuten-Stadt entschieden hat. Nun ist die Berliner Wirtschaft ein Wirtschafts- magazin, und unsere Leser werden fragen: Wo ist Platz für die Wirtschaft in einer 15-Minuten-Stadt? Das ist ein interessanter Punkt. Was wir nach der Pandemie nicht nur in Berlin, sondern auch in London, Paris, Madrid oder Lissabon sehen, ist ein Rückgang der Büronutzung. Immer mehr Menschen arbeiten zumindest tageweise remote. Nun ist Homeoffice nicht zwingend eine gute Sache, deshalb plädiere ich für sogenannte Intermediate Hubs in den Kiezen. Hier können die Leute remote arbeiten, sind nicht weit von zu Hause weg, und gleichzeitig wird dort die Infrastruktur vielfältiger. Und was ist mit dem produzierenden Gewerbe? Ein Industriebetrieb wird nicht in eine leer gezogene Büroetage passen. Die 15-Minuten-Stadt ist natürlich keine universelle Lösung für alle Herausforderungen in den Städten. Ich halte die Regionalisierung der Produktion für sehr wichtig. Das zeigen uns auch die Krisen der letzten Jahre. Wir müssen Made in Europe wiederbeleben. Wir dürfen dabei nur nicht die gleichen städtebaulichen Fehler machen wie im 20. Jahrhundert, als wir Wohnen, Arbeiten und Freizeit in unterschiedliche Viertel verbannt haben. Was meinen Sie: Wie viel Zeit braucht eine Stadt wie Berlin für den Wandel? Die Frage höre ich oft, und ich gebe immer die gleiche Antwort (lacht): Es geht nicht um die Anzahl der Jahre. Es geht um die Frage, wann wir anfangen wollen. Professor Moreno, vielen Dank für das Interview, und es war großartig, Sie auf unserem Kongress zu haben. Karina Stolte, IHK-Public- Affairs-Managerin Stadtentwicklung Tel.: 030 / 315 10-446 karina.stolte@ berlin.ihk.de Spannende Ausführungen zur Zukunft Berlins: Im gut besetzten Auditorium auch IHK-Präsident Sebastian Stietzel (2. v. r.) und IHK- Vizepräsident Robert Rückel (r.) Rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und der Stadtgesellschaft diskutierten beim Kongress „Weltmetropole.Berlin leben & gestalten“, der Mitte Juni in der IHK Berlin stattgefunden hat, über Zukunftsthemen wie Mobilität und Stadtentwicklung. Verkehrssenatorin Ute Bonde erläuterte ihre Ideen zur Gestaltung der Mobilitätswende, inklusive eines stärkeren Ausbaus des ÖPNV. Ein weiterer Schwerpunkt war die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen. Die leidenschaftliche Debatte über die Zukunft des Tempelhofer Feldes zeigte gegensätzliche Visionen für die Nutzung der Fläche auf. Robert Rückel, Vizepräsident der IHK Berlin, betonte, dass die IHK Berlin sich auch zukünftig als Impulsgeber für die Wirtschaft der Hauptstadt dafür einsetzen wird, dass zentrale Themen der Stadtentwicklung auch weiterhin von den relevanten Akteuren adressiert werden. „Denn den komplexen Herausforderungen können wir nur begegnen, wenn wir alle an einem Strang ziehen“, so Rückel. stka Impulsgeber für die Wirtschaft Berlins Mit dem Kongress „Weltmetropole.Berlin leben & gestalten“ markierte die IHK Basis-Aspekte weiterer Stadtentwicklung FOTOS: KONSTANTIN GASTMANN/IHK BERLIN Stadtentwicklung Informationen und Positionen dazu auf der IHK-Website unter: ihk.de/berlin/ weltmetropole-berlin Stadtentwicklung | 19 Berliner Wirtschaft 07-08 | 2024
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