Berliner Wirtschaft Juli/August 2023

E lektrobusse made in Berlin? Na ja, fast: Denn der erfolgreiche Elektrobushersteller Eurabus hat seinen Sitz in Berlin, und hier befinden sich auch die Entwicklung, der Vertrieb und weitere wichtige zentrale Funktionen. Die (End-)Montage erfolgt nicht in Berlin, sondern dank eines modularen Systems in den Zielmärkten direkt vor Ort. Nach einer Großbestellung aus Kasachstan wurde dort in einer leer stehenden Halle die Endproduktion vor Ort hochgezogen. Reichweite bis 650 Kilometer Das Unternehmen wurde 2015 in Berlin gegründet – 110 Jahre, nachdem der erste Bus mit Verbrennungsmotor durch die Stadt knatterte. In Fachkreisen ist das Unternehmen von Geschäftsführer Hans-Christian Seitz, der 2019 auch Berliner Unternehmer des Jahres war, als Pionier im Bereich der Elektrobusse anerkannt, sowohl für den innerstädtischen Verkehr als auch im Überlandverkehr mit einer Reichweite bis 650 Kilometer. Die hohe Reichweite erreicht Eurabus vor allem durch zwei Merkmale: eine konsequente, vom Flugzeugbau inspirierte Leichtbauweise und eine smarte Batterietechnologie. Die Fahrzeuge sind leichter als die des Wettbewerbs. Es ist auch die Batterietechnik, die das Unternehmen zu einem der Gewinner 2023 beim Wettbewerb „Klimaschutzpartner Berlin“ der IHK machte. Denn seinen Verwaltungssitz kann Eurabus mittlerweile nahezu komplett energieneutral betreiben dank Photovoltaikanlagen, die mit recycelten Busbatterien gekoppelt sind. Dies ist auch deswegen von Bedeutung, weil mit zunehmender Zahl von E-Bussen auch die Zahl der Batterien, die das Ende ihrer Nutzbarkeit erreichen, entsprechend wachsen wird. Praktikable Second-Live-Konzepte sind daher dringend nötig. Next Step: 3D-gedruckte Batterien Auch in anderen Bereichen wird die Innovation durch Eurabus immer weiter vorangetrieben. So kooperiert das Unternehmen im Rahmen eines Forschungsprojektes mit einem sächsischen Unternehmen, um die Leistungsfähigkeit von 3D-gedruckten Festkörperbatterien unter realen Bedingungen zu testen. Treiber für das wachsende Geschäft ist die Tatsache, dass die Nachfrage nach Elektrobussen stark gestiegen ist: Denn während Hybrid-Stadtbusse, die ohnehin als Übergangslösung betrachtet wurden, zum Beispiel in Europa immer seltener zugelassen werden (2022 stieg die Anzahl um 38 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021), stiegen bei komplett emissionsfreien Stadtbussen mit Wasserstoffantrieb und Elektrobatterie die Zahlen um fast 100 Prozent. Natürlich sind die Absatzmöglichkeiten nicht auf Europa beschränkt. Busse von Eurabus fahren in Schweden genauso wie in Kasachs- tan und lateinamerikanischen Ländern. Weltweit wird erwartet, dass der Markt für Elektrobusse von derzeit 35 Mrd. auf 71 Mrd. US-Dollar im Jahr 2027 wachsen wird. Das entspricht ungefähr 540.000 verkauften E-Bussen. Die global zunehmende Urbanisierung, einhergehend mit starken Umweltbelastungen, sind nachvollziehbare Erklärungen für dieses gewaltige Potenzial. Weiterer E-Bus-Einsatz in Planung Auf deutschen Straßen sind derzeit knapp 1.900 E-Busse unterwegs – ein ausbaufähiger Anteil von 3,5 Prozent an der Gesamtflotte. Die deutschen Verkehrsunternehmen planen fest mit insgesamt 6.600 weiteren Fahrzeugen bis 2030. Übrigens bieten Elektrobusse, ob nun in der Stadt oder über längere Strecken, Fahrgästen auch einen spür- und hörbaren Komfortgewinn, denn der NVH-Wert (Noise, Vibration, Harshness) ist deutlich besser als bei anderen Antriebsarten. In Berlin selbst surren derzeit übrigens keine Busse von Eurabus. Aber wer weiß – vielleicht kommt das noch. Und eine richtig runde Sache wäre es natürlich, wenn diese Busse dann nicht nur hier entwickelt, sondern auch gebaut werden. ■ Die E-Busse von Eurabus finden weltweiten Absatz. Ein modulares Aufbausystem ermöglicht die Endmontage in den Zielmärkten Tobias Rühmann, IHK-Key Account Manager Finanz- und Versicherungswirtschaft, Bau- und Immobilienbranche Tel.: 030 / 315 10-621 tobias.ruehmann@berlin. ihk.de Ausgezeichnet Die Eurabus GmbH ist einer der Preisträger des Wettbewerbs Klimaschutzpartner des Jahres 2023. FOTOS: EURABUS Berliner Wirtschaft 07-08 | 2023

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