Berliner Wirtschaft Juli/August 2023

» Modedesign soll nur der Anfang sein: Anna Franziska Michel, CEO und Co-Founder von yoona.ai KI-Entwicklung für den Bahnbetrieb: das Team von PANTOhealth um Mina Kolagar und Farzad Vesali (r.) Das Start-up yoona.ai hat seine Gründung im K.I.E.Z.-Accelerator vorangetrieben und eine B2B-Plattform entwickelt, die Mode designt. „Unsere KI entwirft zum Beispiel eine Modelinie, und die Designer des Kunden können mit diesen Entwürfen weiterarbeiten“, erklärt Anna Franziska Michel, CEO und Co-Founder. „Dadurch können sie schneller, näher am Trend und kosteneffizienter als bisher arbeiten.“ Die Idee entwickelte Michel an der HTW, im engen Verbund der Fachbereiche Design und Informatik. Fashion soll aber nur der erste Schritt sein. „Wir wollen yoona. ai zu einer universalen, globalen KI-Design-Plattform ausbauen. Autos, Boote – jedes Produktdesign soll möglich werden“, so die Entwicklungsvision. Der Einstieg von Business Angels ermöglicht die nächsten Schritte dorthin. „Angel-Investoren bringen nicht nur Geld, vor allem bringen sie Netzwerke und viel Erfahrungswissen ein. Ich kann, wenn ich eine neue Herausforderung sehe, auch einmal anrufen und fragen, wie sie das gelöst haben“, erklärt Michel deren Rolle. Eine Aufgabe von Angel-Investoren, die auch Sonja Jost, Vizepräsidentin der IHK Berlin, betont. „Start-ups müssen ihr Produkt schnell ausrichten, sich mit den richtigen Partnern vernetzen und die nötigen finanziellen Mittel akquirieren. Erfahrene MentorInnen aus Industrie und Wirtschaft können hier wertvolle Unterstützung leisten. Die richtigen Business Angels bringen Netzwerke, Branchenwissen und unternehmerische Erfahrung in die Unternehmen ein. Gerade Gründungsteams, die aus der Forschung kommen, fehlt es oft an Knowhow zu klassischen Unternehmensaufgaben von Finanzierung bis zur Kundenakquise“, fasst Jost zusammen. Umso enttäuschender sei es, dass der Blick gerade auf erfahrene Angel-Investoren hierzulande oft kritisch ist. Denn es gebe kaum eine bessere Förderung innovativer Gründungen, erklärt Jost: „Gute Business Angels investieren Zukunftsort vereint Wissenschaft und Innovation; von KI, Robotik bis hin zu Biotechnologie und erneuerbaren Energien. Am AI-Campus, dem Zentrum für Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, erforschen Expertinnen neue Anwendungsmöglichkeiten von KI. Geld und Kontakte sind das Wichtigste Auch das K.I.E.Z. der Berliner Universitäten ist hier angesiedelt, in dem zum Beispiel sylby eine Aussprachelern-App entwickelt. Sprachlern-Apps gibt es einige, aber wie spreche ich komplexe Laute einer Fremdsprache korrekt aus? „Eigentlich benötigt man dafür spezielles logopädisches Training, aber der Bedarf ist viel höher als das Angebot“, erklärt Co-Gründerin Vera Scholvin. Sylbys KI übernimmt diese Aufgabe. „Forschungsnetzwerke und Infrastruktur für Gründungen sind in Berlin bei KI-Projekten sehr gut“, kommentiert Scholvin. Die Finanzierungslandschaft mag sie nicht uneingeschränkt loben. So geraten ihrer Erfahrung nach auch KI-Start-ups nach der ExistPhase in schwieriges finanzielles Fahrwasser. „Bis man Zugang zu den entsprechenden Netzwerken bekommt, muss man sich erst einmal über Wasser halten können“, fasst Scholvin ihre Erfahrungen zusammen. Zwar sei es richtig, die Gründungsteams von Science-Tech-Start-ups beim Thema Fundraising zu coachen. Aber: „Coaching löst auch nicht alles, und am Ende geht es um Geld und Kontakte“. Für sylby hat es funktioniert. Sie sind dabei, die erste Finanzierungsrunde zu schließen; Business Angels sind bei ihnen eingestiegen. FOTOS: MIRIAM KLINGL, YOONA.AI, PANTOHEALTH Berliner Wirtschaft 07-08 | 2023

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