Berliner Wirtschaft Juli/August 2023

Matthias Frankenstein Geschäftsführer Im Jahr 1989 nach seinem Studium der Versorgungs- und Energietechnik stieg Matthias Frankenstein in das 1962 von seinen Eltern gegründete Unternehmen ein. Dorothee Frankenstein Ausbildungschefin Seit elf Jahren kümmert sich Dorothee Frankenstein um die Ausbildung bei Mercedöl. Dorothee und Matthias Frankenstein erklären die Eckpunkte ihrer Ausbildungsstrategie: Das Engagement der Mitarbeiter und Ausbilder spielt dabei eine besondere Rolle Das Heizungs- und Sanitärunternehmen mf Mercedöl GmbH hat 30 Prozent der Belegschaft selbst ausgebildet. Geschäftsführer Matthias Frankenstein und Ausbildungschefin Dorothee Frankenstein wissen, wie sie auch in Zeiten des Arbeitskräftemangels guten Nachwuchs finden und Defizite aus der Schule beseitigen können. Berliner Wirtschaft: In Zeiten der Wärmewende ist die Nachfrage nach neuen Heizungen groß. Steigt damit auch Ihr Bedarf an Auszubildenden? Matthias Frankenstein: Wir haben bereits durchschnittlich 25 Auszubildende in fünf Ausbildungsberufen im Betrieb. Tendenziell bräuchten wir noch mehr, das stimmt. Wir hatten auch schon mal 30 Azubis. Aber das erfordert dann auch mehr Ausbilder, um optimal ausbilden und auf die Bedürfnisse der Auszubildenden eingehen zu können. Nicht jeder Monteur ist aber geeignet, Auszubildende zu führen. Welche Tendenz sehen Sie bei den Bewerberinnen und Bewerbern hinsichtlich der Qualifikation? Dorothee Frankenstein: Früher habe ich öfter noch Leute mit der erweiterten Berufsbildungsreife genommen. Aber wir haben festgestellt, dass mit diesem Bildungsstand in Mathematik, Physik und Deutsch die Ziele in unseren Ausbildungsberufen häufig nicht erreicht werden. Die Berufe sind zu anspruchsvoll. Der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik beispielsweise fasst heute das zusammen, was früher in zwei Ausbildungsberufen über dreieinhalb Jahre gelehrt wurde. Hinzu kommen neue Themen aus den regenerativen Energieformen. Das ist sehr umfänglich geworden. Deshalb fordern Sie heute den Mittleren Schulabschluss? Dorothee Frankenstein: Ja, wir machen bessere Erfahrungen mit Auszubildenden, die mit einem MSA kommen. Wir merken aktuell aber, dass in den Corona-Jahren auch die Mittleren Schulabschlüsse nicht so wie früher durchgeführt worden sind. Da fehlt mitunter einiges an Schulbildung. Es geht aber nicht nur darum, sondern auch um die emotionale und soziale Begleitung, die jungen Menschen in der Schule nicht mehr den Rahmen gibt, den wir im Berufsalltag brauchen. Pünktlichkeit, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit – wir sind jetzt stark dabei, unseren Azubis diese Werte mit auf den Weg zu geben. Wie machen Sie das? Matthias Frankenstein: Indem wir sie sehr intensiv begleiten und schnell Feedback zu ihren Leistungen geben. Wenn sie zu spät kommen, erklären wir sofort, warum das nicht geht. Wenn sie in der Berufsschule den Unterricht stören, holen wir sie in den Betrieb und sagen ihnen, dass es so nicht funktioniert. Es gibt für alle eine Einzelbetreuung durch einen Ausbilder und dazu noch ein Team von fünf Mitarbeitern, die jeweils für einen Ausbildungs- „Schule muss ganz neu gedacht werden“ Dorothee und Matthias Frankenstein bilden intensiv aus, um den Fachkräftebedarf von Mercedöl zu sichern. Mit den Mathe- und Deutsch-Kenntnissen der Bewerber sind sie oft unzufrieden von Michael Gneuss » Im Umgang mit der Technik sind unsere Azubis schon sehr weit. Matthias Frankenstein FOTO: AMIN AKHTAR FOKUS | Interview | 24 Berliner Wirtschaft 07-08 | 2023

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