Berliner Wirtschaft Juli/August 2023

Matching zwischen Jugendlichen und Unternehmen zu verbessern. „Dafür sind Kontakte und Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen unverzichtbar“, weiß Stefan Spieker. „Aus diesem Grund haben wir als IHK gemeinsam mit Teach First und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in diesem Jahr ein Pilotprojekt ins Leben gerufen.“ Ziel ist es, an einer ausgewählten Pilotschule eine verbindliche Strategie für Berufsorientierung zu erarbeiten. Mit der Unterstützung regionaler Unternehmensnetzwerke, der Expertise der Wirtschaftspartner und den qualifizierten Fellows von Teach First setzen die Schulen diese Strategie um. Es ist nicht das einzige von der IHK Berlin im Rahmen ihrer Ausbildungsoffensive begleitete und unterstützte Projekt. Neue Impulse für die berufliche Bildung liefern auch die beiden innovativen Projekte Praktikumswoche und Ausbildungsbotschafter. Die Praktikumswoche bietet Jugendlichen ab 15 Jahren die Möglichkeit, in den drei Wochen vor und in den Sommerferien mehrere Unternehmen und Berufe kennenzulernen. Berliner Unternehmen können so auf sich aufmerksam machen und bereits frühzeitig Talente an sich binden. „Wir vermuten, dass wir durch die niedrige Hürde von nur einem Praktikumstag ohne weitere Verpflichtungen auch Kandidatinnen und Kandidaten erreichen, die sonst nicht auf uns aufmerksam geworden wären, und wir somit noch einen weiteren Recruiting-Kanal nutzen können“, sagt Dieter Mießen von der Frisch & Faust Tiefbau GmbH. Das Pankower Unternehmen nutzt auf der Suche nach passenden Auszubildenden viele weitere Angebote der Berufsorientierung. „Ob auf der großen Ausbildungsmesse, der schul- eigenen Praktikums- und Ausbildungsbörse, bei einer Betriebserkundung, unserem alljährlichen Baustellentag oder im Rahmen der Vorstellung mit Mitmachaktionen im WAT-Unterricht: Unser Ziel ist es, dass die Schülerinnen und Schüler zum Ende ihrer schulischen Laufbahn den Namen Frisch & Faust Tiefbau schon mehrfach gehört haben“, fügt der kaufmännische Leiter des Bauunternehmens hinzu. „Wir möchten, dass wir in den Köpfen erscheinen, wenn es am Ende um die Frage der Ausbildung geht.“ Projekt Ausbildungsbotschafter Bei dem anderen neu ins Leben gerufenen Projekt Ausbildungsbotschafter steht dagegen der Dialog zwischen Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildenden auf Augenhöhe im Vordergrund. Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter berichten über ihren Weg in die Ausbildung und stellen ihren Arbeitsalltag sowie mögliche Karriereoptionen vor. „So einen Einblick in die Arbeitswelt hätte ich mir als Schüler auch gewünscht“, erzählt Joshua Noel Mohr. Derzeit absolviert der engagierte Ausbildungsbotschafter eine Ausbildung zum Kaufmann für Groß- und Außenhandelsmanagement bei der Oskar Böttcher GmbH & Co. KG. Unter dem Markennamen Obeta betreibt das Berliner Traditionsunternehmen deutschlandweit mehr als 60 Filialen im Elektrogroßhandel. Starke Lernkurve in Selbstständigkeit „Bis jetzt habe ich bei meinen Auftritten sowohl von den Lehrkräften als auch von den Schülerinnen und Schülern ausschließlich positives Feedback erhalten“, freut sich der Azubi. Auch Sara Lehmann schätzt die vielen Vorteile des Projekts. „Unsere Auszubildenden, die als Ausbildungsbotschafter in die Schulen gehen, haben eine starke Lernkurve in ihrer Präsentationskompetenz, ihrer Selbstständigkeit und ihren kommunikativen Fähigkeiten“, unterstreicht die Ausbildungskoordinatorin bei Obeta. „Zusätzlich wird auch die Loyalität zum Unternehmen gestärkt, da sie sich detailliert mit den Benefits unseres Unternehmens befassen“, ergänzt Lehmann. Gleichzeitig beobachtet das Unternehmen den positiven Effekt, schon bei jungen Menschen und deren Kommunikatoren wie Eltern, Lehrkräften oder Freunden als fördernder Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb mit 90 Auszubildenden wahrgenommen zu werden. „Das ist bei der großen Auswahl an attraktiven Arbeitgebern ein großer Wettbewerbsvorteil“, fügt die Ausbildungskoordinatorin hinzu. Es ist also mehr als deutlich: Im Wettbewerb um junge Talente haben diejenigen Unternehmen die Nase vorn, die sich in der Berufsorientierung engagieren. Angesichts des drohenden Fachkräfteengpasses geht es dabei mehr denn je darum, leistungsstarke wie auch leistungsschwache junge Menschen von den Vorzügen der dualen Ausbildung zu überzeugen. „Ich glaube, dass vielen Schülerinnen und Schülern die Attraktivität der dualen Ausbildung nicht klar ist“, staunt Uta Bendixen, langjährige Ausbildungsleiterin beim Medienunternehmen Axel Springer SE, immer wieder. „Warum nicht erst einmal eine gute, fundierte Ausbildung mit Praxisbezug machen, um die Unternehmenswelt kennenzulernen?“ Recht hat die Expertin! ■ Sara Lehmann Oskar Böttcher GmbH & Co. KG Die Loyalität zum Unter- nehmen wird gestärkt, wenn sich Auszubildende mit den Benefits befassen. Wirksame Bildung für Berlin Das ist das Ziel des Berliner Zukunftsforums „Wirksame Bildung“ am 11. Oktober in der IHK Berlin. Auf der Podiums- bühne diskutieren unter anderen Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch, Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe, Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg und der Berliner Staatssekretär für Familie Falko Liecke. Unternehmen berichten von ihren erfolgreichen Maßnahmen rund um Azubi-Marketing und Ausbildungsqualität. Sie sind Ausbildungsunternehmen, arbeiten mit Schulen und Kitas zusammen oder engagieren sich für bessere Bildung in Berlin? Dann melden Sie sich jetzt an! ihk.de/berlin/zukunftsforum Berliner Wirtschaft 07-08 | 2023

RkJQdWJsaXNoZXIy MTk5NjE0NA==