Berliner Wirtschaft Juli/August 2023

Grafiken: BW Quelle: IHK Berlin Vorgestellt wurde zum einen das Forderungspapier, das Handlungsfelder für die Politik aufschließt, um negative Auswirkungen auf Wirtschaft und Standort abzuwenden. Nach Ansicht der Unternehmerschaft muss die Ressource Wasser als Wirtschaftsfaktor begriffen, länderübergreifende Trägerstrukturen etabliert und Entwicklungen vor Ort stärker gefördert werden. Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin, erklärt: „Wir dürfen die Herausforderungen einer zuverlässigen Sicherstellung der Wasserversorgung nicht unterschätzen. Viele halten es leider für eine Selbstverständlichkeit, dass immer ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Dabei müssen wir jetzt handeln, damit wir auch übermorgen genügend Wasser haben.“ Wie Stietzel auch betont, seien hierfür länderübergreifende Trägerstrukturen zwingend notwendig, die eng verzahnt Lösungsansätze für komplexe Verfahren entwickeln. „Dazu braucht es neben einem ganzheitlichen Denkansatz auch finanzielle und personelle Ressourcen“, so der Präsident. Laut der länderübergreifenden IHK-Umfrage unter rund 1.700 Betrieben sind vor allem das Tourismusgewerbe und wasserintensive Industrien auf eine ausreichende Menge und Güte von Wasser angewiesen. „Für 90 Prozent der Unternehmen im Berlin-Brandenburger Gastgewerbe hat die Ressource Wasser als Standortfaktor eine hohe Bedeutung für ihren Geschäftsbetrieb, danach folgt die Industrie mit 36 Prozent. Trinkwasserversorgung und wirtschaftliche Wassernutzungen dürfen demnach nicht gegeneinander ausgespielt werden“, so Jens Warnken, Präsident der IHK Cottbus, federführend für die brandenburgischen Industrie- und Handelskammern. Deutlich wird in der Unternehmensbefragung auch, dass es eine stärkere Sensibilisierung und Investitionsförderung fürs Wassersparen braucht sowie mehr Austausch und Vernetzung mit der Wissenschaft und in der Unternehmerschaft selbst. Mehr als ein Drittel der Befragten bindet die Mitarbeitenden bereits aktiv in Wassersparmaßnahmen ein. Ein Viertel hat bereits Optimierungen bei Heizung, Sanitär und Klima vorgenommen, 21 Prozent planen dies noch. Weniger Potenzial gibt es laut Unternehmensangaben bei der Optimierung von Produktionsprozessen (sieben Prozent). In einer gemeinsamen Umfrage der IHKs und des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) bei 78 Wasserversorgern in der Metropolregion mit einer Rückmeldequote von 50 Prozent zeigt sich, dass es dringenden Handlungsbedarf bei der Vorhaltung ausreichender Wasserrechte gibt. Über die Hälfte der befragten Wasserversorger hält sie für derzeit unzureichend. 43 Prozent schöpfen sie bereits über die kritische Grenze von 80 Prozent hinaus aus. Als größte Unsicherheit wird eine ungenügende Datengrundlage bei der künftigen Wirtschaftsentwicklung aufgeführt. Für 69 Prozent ist es wichtig, jetzt mit Politik und Verwaltung Konzepte zum Umgang mit anstehenden Wassernutzungskonflikten zu erarbeiten. Eine frühzeitige Einbindung der Wasserverbände bei Ansiedlungsplänen ist nach Ansicht der Wasserversorger daher dringend notwendig. ■ Regionalplanung, Genehmigungsverfahren Wo Unternehmen politischen Handlungbedarf sehen (Mehrfachnennungen möglich, Angaben in Prozent) FOTO: AMIN AKHTAR/IHK LAG BERLIN-BRANDENBURG Larissa Scheu, IHK-Public Affairs Managerin Energie- und Klimaschutzpolitik Tel.: 030 / 315 10-686 larissa.scheu@berlin.ihk.de Innovation-Challenge IHK Berlin und HWR bieten ab sofort eine „Innovation-Challenge“ für effizientes Wassermanagement an. Hier kommen Unternehmen mit Hochschul-Teams, Instituten und Startups zusammen, um zukunftsorientierte Lösungen zu erarbeiten. Ansprechpartnerin ist Larissa Scheu. Strategie, Datenlage, Sensibilisierung Wo Unternehmen politischen Handlungsbedarf sehen (Mehrfachnennungen möglich, Angaben in Prozent) 69 66 56 34 28 16 16 Wissenstransfer und Technologieentwicklung fördern Sensibilisierungsmaßnahmen zu Wassereinsparmöglichkeiten Bereitstellen von Prognosetools zur Abschätzung künftiger Wasserbedarfe Einheitliche Datenerhebung und Prognosen für alle Wasserverbände Verbesserung der Datenlage Länderübergreifender strategischer Gesamtplan (BE, BB, SN) Konzepte für den Umgang mit Wassernutzungskonflikten Frühzeitige Berücksichtigung der Wasserverbände bei der Aufstellung der Regionalpläne 66 59 47 44 41 25 Berücksichtigung von Vorbehalts- und (Vorrang)gebieten in den Regionalplanungen Finanzielle Unterstützung beim Bau von Fernleitungen und Verbundvorhaben zur Wasserversorgung Aufnahme des Kriteriums Wasser in den Katalog von Mindestanforderungen für Flächen zur Ansiedlung von Industrie und Gewerbe Schnelle Genehmigungsverfahren bei der Erschließung neuer Wasserrechte Frühzeitige Einbindung der Wasserverbände bei Ansiedlungsvorhaben der Industrie Wasserrechte Befragt, ob ihre Rechte mit Blick auf größere Verbraucher perspektisch ausreichen, antwortet die Mehrheit der Betriebe mit Nein. 52 48 Ja Nein Verbrauch 43 Prozent der Unternehmen schöpfen ihre Wasserrechte aktuell über die kritische Grenze von 80 Prozent hinaus aus. 57 43 Weniger als 80 % Mehr als 80% Wassermanagement | 15 Berliner Wirtschaft 07-08 | 2023

RkJQdWJsaXNoZXIy MTk5NjE0NA==