Berliner Wirtschaft Juli & August 2022

Leopold Spenner, CEO des Berliner Start-ups alcemy, setzt auf Kooperationen „Es braucht mehr solcher Formate“ regionale und unternehmenskulturelle Grenzen hinweg zueinanderzubringen. Unter dem Fokus auf die Branche Bau konnten sich Start-ups aus ganz Deutschland mit ihren innovativen Lösungen umdie Teilnahme bewerben. Die Einreichungen wurden von IHK-Gründungsexpertinnen und -experten bewertet – das Ergebnis ist eine Gruppe von fünf Start-ups, deren Ideen und Projekte besonders überzeugend waren. Gute Ideen für die Baubranche Die Angebote dieser Top 5 reichen von der digitalen Planung von Abläufen auf der Baustelle (koppla GmbH, Potsdam) und der einfachen Einholung von Leitungsauskünften (LAO Ingenieurgesellschaft mbH, Kürten) über Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Wohnquartieren (Quartiervolt GmbH, Mannheim) bis zur Reduzierung von Baumaterialengpässen durch ihre Wiederverwendung (Concular GmbH, Stuttgart). Auch ein Berliner Start-up erreichte bei dem Ranking einen Platz im Spitzenfeld: Die alcemy GmbH unterstützt mit ihrer KI-Software bei der Produktion von CO2-armem Zement und Beton und ist damit eine hervorragende Botschafterin für die Start-up-Szene der Hauptstadt, die immer wieder Digitalisierung und Nachhaltigkeit vereint. Alle diese Lösungen wurden in der ersten Runde von „Mittelstand trifft Start-ups bundesweit“ am 28. Juni dem mittelständischen Fachpublikum online präsentiert. In anschließenden Break- out Sessions fand ein persönlicher Austausch statt, damit wurde der Grundstein für künftige Kooperationen gelegt. Schon die erste Ausgabe des neuen Formats kann damit als großer Erfolg gewertet werden. Die Erkenntnisse aus der ersten Runde werden für die Weiterentwicklung des Formats genutzt. Unter einemneuen Branchenfokus sollen dann noch in diesem Jahr erneut Start-ups und Mittelständler an einen virtuellen Tisch gebracht werden. Die IHK Berlin hofft, mit dieser Initiative dazu beitragen zu können, dass aus den großen Herausforderungen, vor denen Gesellschaft und Wirtschaft stehen, gute Chancen für die Berliner Unternehmen erwachsen. ■ Berliner Wirtschaft: Gibt es für euch besondere Herausforderungen bei der Anbahnung von Kooperationen mit Mittelständlern? Leopold Spenner: In den letzten Jahrzehnten gab es verhältnismäßig wenig Veränderungsdruck in der Zement- und Beton- industrie. Mit Einführung der Emissionszertifikate für Zement auf europäischer Ebene ist jedoch ein richtiger Dekarbonisierungsdruck erkennbar. Für uns ergibt sich daraus die Herausforderung, die Hersteller davon zu überzeugen, dass es neuer digitaler Herstellungsprozesse für CO2-arme Zemente und Betons bedarf. Wir stoßen dabei aber auf viel Offenheit und Interesse der Hersteller. Habt Ihr Tipps für andere Start-ups zur Ansprache von Mittelständlern? Um den Markt besser zu verstehen, haben wir von Anfang an die wichtigsten Player identifiziert und uns mit diesen vernetzt. Das können wir nur jedem Start-up empfehlen. Schaut euch die Verbände und Multiplikatoren an: Sie können euch wichtige Trends und Feedback zu euren Produkten geben. Potenzielle Kunden sollten mit ihren Herausforderungen ernst genommen und Vertrauen aufgebaut werden. Wir machen mit jedem Kunden ein Vorprojekt. Bei diesem evaluieren wir gemeinsam die Datenlage imUnternehmen und welche Mehrwerte wir realisieren können. Dies ist besonders wichtig für eine KI-gestützte Software wie unsere, denn viele stehen solchen neuen Technologien zunächst misstrauisch gegenüber. Für uns gilt: Das beste Produkt kann nur den größten Mehrwert erreichen, wenn man die Menschen vor Ort in den Wandel einbezieht. War die Veranstaltung „Mittelstand trifft Start-ups bundesweit“ hilfreich für euch? Die Veranstaltung bot für uns eine gute Möglichkeit, sowohl andere Start-ups imBaubereich kennenzulernen als auch die Vielfalt des deutschen Mittelstands zu erleben. Das Interesse war sehr groß, und die Gespräche und Fragen in den Breakout Rooms waren für uns spannend und lehrreich. Bezogen auf das Ökosystem in Berlin: Wie könnten Start-ups noch besser unterstützt werden? Es braucht mehr solcher Formate, in denen Mittelstand und Startups gemeinsam Lösungen diskutieren und besprechen. Und es braucht Multiplikatoren wie die IHK, die die Vernetzung zwischen Start-ups und Mittelstand konsequent verfolgen und Plattformen zum Austausch schaffen. Tim Schneider, IHK-Bereich Starter Center & Start-ups Tel.: 030 / 315 10-284 tim.schneider@berlin.ihk.de IHK-Service Infos Kooperations- möglichkeiten unter: ihk.de/berlin/mittelstand- trifft-startups 57 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 07-08 | 2022 SERVICE | Know-how-Transfer

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