Berliner Wirtschaft Juli & August 2022

Weiterbildung Bilden Sie sich selbst und Ihre Mitarbeitenden aus. Sie sollten grundlegendes Wissen über Konflikte und lösungsorientierte Kommunikation haben. So vermeiden Sie das Entstehen von Konflikten, und im Ernstfall werden mit höherer Wahrscheinlichkeit schneller die richtigen Dinge getan. Mediator Haben Sie bereits einen Coach oder Mediator in petto. Suchen Sie in konfliktfreien Zeiten zwei bis drei Expertinnen oder Experten und führen Kennenlerngespräche, damit Sie im Ernstfall sofort auf diese zurückgreifen können. Reflexionseinheiten Führen Sie regelmäßige Reflexionseinheiten mit den Teams ein: Was läuft in unserem menschlichen Miteinander und im Umgang mit den Kunden gut? Was fehlt mir gerade? Was wünsche ich mir anders? Das bringt Unzufriedenheiten und Veränderungsbedarf früh zum Vorschein, und Sie können handeln, bevor ein Konflikt entsteht und eskaliert. Tipps zur Prävention zen. Außerdem sollten Betroffene versuchen, ihren Stress zu reduzieren und den Konflikt aus ihremKopf und ihrem Leben zu verbannen. Wer Energie auftankt und mental zur Ruhe kommt, kann mit dem Konflikt besser umgehen. Ambesten ist es, nicht zu warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern Vorsorge zu betreiben. Wie das geht, zeigen die unten stehenden „Tipps zur Prävention“. ■ Andrea Köhn Coach und Mediatorin Im Konflikt erlebt jeder sein Verhalten als Reaktion auf das Verhalten des anderen. So entsteht eine unbewusste Eigendynamik. Dr. Alexandra Fock, IHK-Bereich Weiterbildung & Unternehmenssicherung Tel.: 030 / 315 10-823 alexandra.fock@berlin. ihk.de IHK-Services Konfliktnavigator: ihk.de@ihk- konfliktnavigator Schlichter- und Wirtschaftsmediatorenliste: ihk-berlin.de/schlichter_mediatoren Schlichtungsstelle der Berliner Wirtschaft: ihk-berlin.de/schlichtungsangebote Danach führen verhärtete Meinungen letztendlich „gemeinsam in den Abgrund“. Außerdem werden im Konf likt unsere Ur-Stressmuster aktiviert: Flucht, Angriff, Totstellen. Wenn wir in diesen Stressmustern gefangen sind, haben wir keinen Zugang zu unseren rationalen Konfliktbewältigungsstrategien, und der Stress nimmt mit der Dauer des Konflikts zu. Andrea Köhn erläutert: „Die Nerven liegen blank, unsere ,Zündschnur‘ wird immer kürzer, was dazu führt, dass wir immer mehr erschöpfen, damit immer weniger Ressourcen für eine kon- struktive Bewältigung des Konflikts zur Verfügung haben, und der Konflikt immer mehr eskaliert. Es ist ein Teufelskreis, aus dem man ohne Unterstützung keinen Ausstieg findet.“ Vor diesem Hintergrund ist es manchmal erstaunlich, dass sich die Betroffenen nicht rechtzeitig Unterstützung holen. Andrea Köhn erlebt „oft eine gewisse Form der Scham. Betroffene und Chefs haben häufig Sorge, dass ein ,Fremder‘ hinter die Kulissen schaut, oder sie haben den Anspruch an sich selbst, dass sie das ja wohl allein hinbekommen müssten. Sie erleben es als Versagen, sich Unterstützung zu holen“. Zum anderen liege der Grund in der Dynamik des Konflikts selbst: Die Betroffenen können sich auf nichts mehr einigen. Um aus dieser Dynamik herauszukommen, empfiehlt die Mediatorin vor allem drei Dinge: Betroffene sollten sich sofort Unterstützung holen, notfalls auch allein, wenn die andere Konfliktpartei dazu nicht bereit ist. Wichtig ist es, etwas komplett anderes zu tun, umdie eingefahrenenMuster des Konflikts zu durchbrechen und damit einen deeskalierenden und hilfreichen Impuls zu set55 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 07-08 | 2022 SERVICE | Konfliktprävention

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