Berliner Wirtschaft Juli & August 2022

FOTO: HELEN WOLTERING – WILD WOMEN STUDIOS; ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/FSTOP/MALTE MÜLLER Der Beratungsalltag der IHK Berlin zeigt: Konflikte gibt es nicht nur im Privaten, sondern auch imWirtschaftsleben. Sei es eine Unstimmigkeit in langjährigen Lieferbeziehungen, eine Auseinandersetzung zwischen Verkäufer und Endkunden oder auch ein innerbetrieblicher Konflikt. Gefragt ist daher ein professioneller Umgang mit Auseinandersetzungen, damit diese nicht eskalieren. Denn ungelöste Konflikte haben dramatische Folgen: hohe Kosten, unzufriedene Mitarbeiter, lange Fehlzeiten, Konfliktsituationen schaden jedem Betrieb. Der richtige Umgang damit ist Bestandteil einer nachhaltigen Unternehmensführung von Dr. Alexandra Fock Spannungen lösen erhöhte Fluktuation. Konfliktlösung und -prävention sind also Bestandteile einer nachhaltigen Unternehmensführung. Andrea Köhn begleitet als Coach und Mediatorin Unternehmer in Konfliktsituationen, außerdem leitet sie ihre eigene Ausbildungsakademie für Coaches (Andrea Köhn Mindshift Coaching Akademie). Vor ihrer Selbstständigkeit hat sie in einem Immobilienunternehmen mit der Verankerung vonMediations- und Coachingtools in der Unternehmenskultur tiefgreifende Effekte erzielt. Ihrer Erfahrung nach sind zumBeispiel endloses Kreisen um das immergleiche Thema, sinkende Produktivität oder ein deutlicher Anstieg der krankheitsbedingten Fehlzeiten typische Konfliktsymptome. Als Konfliktursachen benennt sie unter anderem enttäuschte Erwartungshaltungen und mangelnde Transparenz durch falsche Kommunikation. Häufig kommen auch Rollenkonflikte vor, nämlich wenn die Betroffenen zusammenarbeiten, aber auch noch anderweitig verbunden sind, etwa familiär oder freundschaftlich. Andrea Köhn beschreibt es so: „Dann kollidieren die Erwartungen, die ich zumBeispiel als Freundin habe mit denen, die ich in der Rolle Kollegin oder Mitarbeiterin habe.“ Das Hauptproblem bei Konflikten ist aber nicht, dass sie entstehen, sondern dass es die Beteiligten meist nicht schaffen, ihren Konflikt allein zu lösen. Grund hierfür sei, so die Expertin, dass jeder sein Verhalten als Reaktion auf das Verhalten des anderen erlebt. So entstehe eine unbewusste Eigendynamik, und der Konflikt breite sich aus. Dabei folgt er bestimmten Eskalationsstufen, die der österreichische Konfliktforscher Friedrich Glasl in einemModell beschreibt. Wenn Mitarbeiter gegeneinander und nicht miteinander agieren, kommt dabei nichts Gutes raus 54 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 07-08 | 2022 service Konfliktprävention

RkJQdWJsaXNoZXIy ODUxMjI4