Berliner Wirtschaft Juli & August 2022

Ein kanadischer Großinvestor knöpft sich den Potsdamer Platz vor, um dem legendären Areal neue Strahlkraft zu verleihen. Wie das gelingen soll? Ein Besuch auf der Baustelle von Dr. Mateusz Hartwich Zurück in die Zukunft Man möchte heutzutage nicht Entwickler von gewerblichen Immobilien sein. Wohnungen? Klar, die kriegt man jetzt super vermarktet, in jeder geografischen und Preislage. Produktion und Logistik – innerstädtisch ganz schwierig, was die IHK seit Jahren moniert. Büros – ja, trotz Homeoffice-Boom entstehen weitere Objekte, als Investor hat man kaum Leerstand zu befürchten. Einzelhandel – da sind die Grenzen des Wachstums offenbar erreicht. Die East Side Mall eröffnete als 70. Einkaufszentrum in Berlin, da waren die guten Jahre nach der Wiedervereinigung, als Berlin seinen Rückstand bei Handelsflächen aufholen musste, schon vorbei. Schauen Sie sich mal in einer Geschäftsstraße jenseits der Eins-a-Lage um. Der stationäre Handel hat seit Jahren mit sinkenden Besucherfrequenzen, der Umsatzverlagerung in den E-Commerce und steigenden Gewerbemieten zu kämpfen. Dazu kamen seit 2020 immer wieder Lockdowns, Lieferengpässe und krisenbedingt sinkende Kauflaune hinzu. Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie haben ein Immobilienportfolio, das all diese Objekte beinhaltet. Und Sie haben lange „vor Corona“ ein ganzes Quartier in Top-Lage erworben, das eine große, weltweit bekannte Historie besitzt, nach dem Mauerfall wie Phönix aus der Asche auferstand und zwar etwas in die Jahre gekommen schien, aber immer noch immense Strahlkraft hat. Den Potsdamer Platz. So ähnlich muss es dem kanadischen Investor Brookfield Properties ergangen sein, der 2015 das Areal von 4,3 Hektar im Zentrum der Hauptstadt erwarb, mit Kinos, Theatern, Hotels, Restaurants und der seinerzeit modernsten und populärsten Shopping-Mall Berlins. Nun ja, Shopping-Malls müssen sich gerade weltweit neu erfinden. Kultureinrichtungen waren die letzten zwei Jahre fast durchgehend geschlossen, Restaurants durften vor allem liefern, und Touristen, von denen der Standort in hohem Maße abhing, blieben weitgehend fern. Es ist daher nicht nur Zweckoptimismus, den Karl L. Wambach, Executive Vice President Europe bei Brookfield, bei der Führung über die Mehr Licht, luftiges Design und gastronomische Highlights sollen die ehemaligen Arkaden aufwerten VISUALISIERUNGEN: BROOKFIELD PROPERTIES; FOTO: BENJAMIN BARKOW 32 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 07-08 | 2022 branchen Standort

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