Berliner Wirtschaft Juli & August 2022

Adrian Locher ist sich sicher, dass künstliche Intelligenz (KI) die wichtigste Technologie dieses Jahrhunderts sein wird und einen wesentlichen Anteil an der Lösung der ganz großen globalen Herausforderungen habenwird – so zum Beispiel im Klimaschutz oder bei der Bewältigung des demografischen Wandels. Deshalb gründete er 2016 das KI Venture Studio Merantix. Nach dem Umzug in den selbst entwickelten 5.300 Quadratmeter großen Campus imOrtsteil Gesundbrunnen im vergangenen Jahr will er mit seinenmehr als 150 Mitarbeitenden jetzt durchstarten. Berliner Wirtschaft: Sie arbeiten mit 150 Mitarbeitern auf 5.300 Quadratmetern. Das spricht für große Expansionspläne. Adrian Locher: Sie haben die Zahl der Mitarbeitenden genannt, die für Merantix direkt und für die sieben Start-ups tätig sind, an denen wir beteiligt sind. Dazu kommen aber noch die Konzerne, Mittelständler, Start-ups, Forschungseinrichtungen, Investoren und staatlichen Stellen, die sich in unseremMerantix AI Campus Berlin eingemietet haben. Insgesamt sind jetzt 80 Teams mit insgesamt 600 Mitarbeitenden hier tätig. Was Merantix anbelangt, ist klar: Wir haben ehrgeizigeWachstumspläne. Bis Ende des Jahres sollen fünf weitere Start-ups gegründet werden. Selbst staatliche Stellen mieten sich ein? Wir sind hier eine sehr breite Gruppe, welcher unter anderem auch staatliche Institutionen wie der Govtech Campus, Science & Startups oder Berlin Partner beiwohnen. Gemeinsam haben alle, dass sie im Bereich Machine Learning unterwegs sind und die Nähe zu anderen KI-Expertinnen und -Experten suchen. Wir haben uns aber von Anfang an als hybrides Unternehmen aufgestellt. Es ist auch normal, dass nicht immer alle hier sind, sondern zu Hause oder an anderen Standorten arbeiten. Aber imCampus haben alle ihre Homebase, an der sie sich sehen und austauschen können. Nähe ist wichtig für Deeptech-Start-ups. Ist Ihnen das hybride Arbeiten in die Wiege gelegt worden? Der Campus wurde schließlich während der Pandemie gebaut und bezogen. Ja, das stimmt. Aber die Idee vomhybriden Arbeiten hattenwir schon vorher. Wir haben uns sehr bewusst 2019 diese Fläche gesichert, auf der wir die Arbeit der Zukunft abbilden wollten. Dann kam Corona, und wir mussten tief durchatmen und uns fragen, ob wir einen Fehler machen. Glücklicherweise spielten unsere Baupläne, welche auf hybrides Arbeiten ausgelegt waren, uns dabei in die Hände. So haben wir es geschafft, in einer Zeit, in der der Büroflä- „Deeptechs können viele Probleme dieser Zeit lösen“ Merantix hat einen Campus für künstliche Intelligenz aufgebaut und will nun Start-ups groß herausbringen. Für Co-Gründer Adrian Locher ist Berlin der beste Platz dafür von Michael Gneuss Adrian Locher Co-Gründer Zusammen mit Dr. Rasmus Rothe hat Adrian Locher 2016 Merantix gegründet. Zuvor hat er mit „DeinDeal“ eines der führenden Schweizer E-Commerce-Unternehmen aufgebaut. Locher stammt aus Bern. An der Universität St. Gallen hat er Wirtschaftswissenschaften studiert. Foto linke Seite: Lampendesign im Merantix-Office: Tech-Optimist. Adrian Locher glaubt, dass KI die Menschheit so sehr beeinflussen wird wie die Dampfmaschine Bis zum Ende des Jahres sollen fünf weitere Start-ups gegründet werden. Adrian Locher » FOTO: AMIN AKHTAR 29 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 07-08 | 2022 SCHWERPUNKT | Interview

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